Fünf Gründe für den Höhenflug des SC Verl
21 Punkte aus den vergangenen elf Spielen, Tabellenplatz 5: Der Sportclub Verl ist fünf Partien vor dem Hinrundenende bereits fast im Soll für das große Ziel Klassenerhalt – und darf zumindest zum Relegationsplatz deutlich engeren Kontakt führen als zur Abstiegszone. Wieso verblüfft der SCV auch im vierten Drittliga-Jahr die Konkurrenz? liga3-online.de benennt die Gründe.
Grund 1: Oliver Batista Meier
Fußball ist ein Teamsport, stelle niemals Einzelne in den Vordergrund – wir kennen die Zitate der Beteiligten. Doch machen wir uns mal nichts vor: Oliver Batista Meier ist der Unterschiedsspieler dieses ersten Saisondrittels gewesen. Beim 5:0-Kantersieg in Essen gab er mit drei Toren und einer Vorlage gleich eine Bewertung für die beste Leistung eines Spielers in der gesamten Saison ab, überhaupt vergingen erst vier Punktspiele, in denen der 22-Jährige nicht an mindestens einem Tor der Ostwestfalen beteiligt war.
Sieben Treffer, neun Assists: Das sind die Zahlen des mit Abstand besten Scorers der 3. Liga. Und bei alldem dürfen wir nicht vergessen, dass Batista Meier derzeit von einem direkten Ligarivalen, Spitzenreiter SG Dynamo Dresden, nur ausgeliehen ist. Sein Abschied aus Verl im Sommer ist zu einhundert Prozent gewiss – und wer weiß, vielleicht zieht es den Edeltechniker nach seinem Durchbruchsjahr auch zu einer größeren Adresse.
Grund 2: Nehmerqualität
Der Freitagabend bei Erzgebirge Aue zeigte ein fast schon typisches Verler Spiel dieser Wochen: Weil die Offensive so brandgefährlich ist und mit 31 erzielten Toren für jede Defensive der Liga eine Gefahr darstellt, schockt den SCV auch kein Rückstand. In Aue drehte Verl einen 0:1-Rückstand in der 90. Minute sowie der ersten Minute der Nachspielzeit noch in ein 2:1 und sammelte damit die Punkte acht, neun und zehn, nachdem der Gegner in Führung lag.
Beim MSV Duisburg drehten die willensstarken Ostwestfalen vor einigen Wochen ein 0:2 noch in ein 3:2, auch als Gast des SV Sandhausen holte Verl nach Rückstand noch einen Punkt. Die Schattenseite des Spektakels ist, dass es hin und wieder auch anders zugeht: Gegen Ingolstadt und in Saarbrücken genügte etwa ein Zwei-Tore-Vorsprung nicht. Spaß macht es dennoch, solch wildem Fußball zuzuschauen…
Grund 3: Trainer und Kapitän
Zwei weitere Führungsfiguren, ohne die der Sportclub keinen Erfolg in solcher Art und Weise zu Stande bringen könnte, sind Alexander Ende und Mael Corboz. Ende musste erst drei Auftaktniederlagen wegstecken, die Beziehung zwischen ihm und dem SC Verl erschien kurz nach dem erfolgreichen Kapitel mit Vorgänger Mitch Kniat noch nicht wie Liebe auf den ersten Blick.
Jetzt funktionierte das Zusammenspiel prächtig, und sein Mut zahlt sich aus: In Aue hörte der Coach auf seine Spieler, erlaubte ihnen, beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit auf den Siegtreffer zu gehen. Und wer bescherte diesen? Sein Kapitän Mael Corboz, der noch keine Saisonminute verpasst hat und seiner Rolle zuletzt mustergültig gerecht wird. Er ist für Verl unersetzlich – sein Engagement für verschiedene Klimaschutzprojekte rundet das bemerkenswerte Porträt des 29-jährigen US-Amerikaners ab.
Grund 4: Das Umfeld
Elf von 18 möglichen Punkten holte der SC Verl aus seinen vergangenen sechs Heimspielen. Maßgeblich daran beteiligt ist die Tatsache, dass der Sportclub endlich wieder sein eigenes Zuhause bespielen darf. Klar: Es könnte noch ein bisschen mehr los sein als zuletzt, als gegen Ingolstadt und Lübeck nur jeweils rund 2.000 Heimfans die Stadiontore säumten. Allein beim Derbysieg über Arminia Bielefeld (3:1), als die Arena mit über 5.000 Zuschauern ausverkauft war, ist spürbar gewesen, welch besondere Atmosphäre die treuen Fans in der maßgeschneiderten Sportclub-Arena erzeugen können.
Dazu gab es in der schwierigen Phase zu Saisonbeginn kaum ein böses Wort: Es kann durchaus seine Vorteile zu haben, nicht von zehntausend und mehr kritischen Augenpaaren beobachtet zu werden. Wie manch anderer Klub, etwa Viktoria Köln und die SpVgg Unterhaching, spielt Verl den Trumpf des Familiären voll aus.
Grund 5: Spielglück
Es sei nur kurz erwähnt, gehört aber in einer Liga dazu, in der die Plätze 5 und 14 gerade einmal vier Punkte trennen: Der SC Verl hat nicht nur durch seine mehrfachen Last-Minute-Siege das Quäntchen Glück auf seiner Seite. Auch in der Tabelle von liga3-online.de-Schiedsrichter-Experten Babak Rafati fällt auf: Noch kein einziges Mal wurde der SCV in einer strittigen Situation benachteiligt, sechsmal erwiesen sich die Unparteiischen mit einer falschen Bewertung auf der Seite der Verler. Kein anderer Drittligist hatte so oft das Glück auf seiner Seite – ein nicht unwesentlicher Faktor, warum der SC Verl aktuell im oberen Drittel steht.