Der HFC glänzt, der FC Hansa enttäuscht auf ganzer Linie

Das Traditionsduell zwischen dem Halleschen FC und dem FC Hansa Rostock begann mit einem Paukenschlag kultureller Natur. Als Stadionsprecher Knut Stahmer die Mannschaftsaufstellung beider Teams verlesen hatte, wurde das Fußballstadion zum Ballhaus, es ertönte Georg Friedrich Händel aus den Stadionboxen und die Fans der HFC-Fankurve schickten sich an, eine, auch im deutschlandweiten Maßstab, imposante Choreographie zu veranstalten. Über hallischem Dialekt prangte respekteinflößend der Komponist selbst, geleitet von anderen Herren seiner Zeit und umrahmt vom Wappen der Stadt und des Vereins. Gänsehaut im ERDGAS-Sportpark schon vor dem Anpfiff. Selbst die Gästefans des FC Hansa schienen bei den spannungsaufbauenden Klängen des Sohnes der Saalestadt kurzzeitig ehrfurchtsvoll zu schweigen. Ihnen blieb nach Spielbeginn auch nicht viel Zeit um sich warm zu singen, denn schon nach 11 Minuten klingelte es im Kasten von Torhüter Johannes Brinkies. Timo Furuholm, der sich mit dem heutigen Tage endgültig zum Goalgetter und Toptransfer des Winters in der 3. Liga aufschwang, schädelte den Ball nach einer Ziebig-Flanke freistehend ins Rostocker Tor. Der Wutschaum über den frühen Rückstand war kaum aus den Mundwinkeln gewischt, da klingelte es erneut im Kasten der Kogge, nach einem Freistoß des ehemaligen Rostockers und HFC-Kapitäns Maik Wagefeld, den Trainer Sven Köhler mehr oder weniger überraschend neben Marco Hartmann aufgeboten hatte, traf eben dieser Hartmann zum 2:0 (14.) für die Saalestädter und brachte das Stadion zum Beben.

Der HFC spielt befreit auf

Dabei hatten die Rostocker rein optisch gar nicht so schlecht begonnen, während der HFC eher abwartend reagiert hatte. Nach der Führung entschwanden aber alle Hemmungen in den nebligen Hallenser Himmel und die Mannschaft spielte den FC Hansa auch nach dem 2:0 schier an die Wand. Keinerlei Impulse auf Seiten der Rostocker, schlampig und ohne Nachdruck ausgespielte Angriffe, es war alles andere als ein guter Tag für die Elf von Marc Fascher. So mutete das Tor von Johan Plat, bei allen Hoffnungen, die es nach 20 Minuten wieder weckte, doch eher wie ein Zufallsprodukt an. Leonhard Haas, der Pechvogel von Heidenheim, hatte mit seiner Vorlage für den Niederländer zumindest ein Erfolgserlebnis, wenn auch nur von extrem kurzer Dauer. Denn nachdem der HFC in Person des allgegenwärtigen Timo Furuholm auf 3:1 (30.) erhöht hatte, gingen mit dem 31-Jährigen nur eine Minute später die Pferde durch und er senste Halles Daniel Ziebig im Mittelfeld um. Eine klare Karte, ob es die rote sein musste, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Wenn man vorher noch nicht vom negativen Knackpunkt für die Rostocker in der Partie gesprochen hatte, so war spätestens mit der roten Karte die Partie entschieden.

„Endlich mal richtig kämpfen“

Nicht, dass sich die Rostocker noch um Schadensbegrenzung bemüht und alles auf eine Karte gesetzt hätten. Wer heute davon sprach, die Mannschaft könne „endlich mal richtig kämpfen“, bediente zur Abwechslung leider mal keine klassische Fußball-Plattitüde. Rein körperlich mutete das Duell zwischen dem HFC und dem F.C.H. an, wie das Duell zwischen einer Fußballmannschaft und einem Bund Schnittlauch. Selbst physisch präsente Spieler wie Collin Quaner oder Ken Leemans wurden von den entschlossenen und aggressiven Hallensern regelmäßig zu Boden gebracht. Als Hansa, in Person von Leonhard Haas dann endlich kämpfen wollte, waren sie prompt nur noch zu zehnt, ein weiterer psychologischer Rückschlag für das ohnehin gerade erst etwas entspannte Selbstbewusstsein der Elf von der Ostsee.

Der Gästeblock knallt und qualmt

Ob zu einer Verbesserung von Ebenjenem das Verhalten einiger Rostocker kurz nach der Halbzeitpause beitrug, kann man nur bezweifeln. Dass man, nach exzessivem Einsatz von Pyrotechnik seitens der Hallenser im Hinspiel, von einer ähnlichen Aktion ausgehen konnte, schmälert nicht die Verwunderung darüber, dass Teile des Rostocker Gästeblocks anscheinend den massiven Einsatz von unbunten Rauchtöpfen und Knallern wieder als akzeptable Elemente der Kurvenkunst betrachten. Dass sich ein Sportsfreund plakativ schwarz vermummt auf den Zaun stellte und den herbeieilenden Medienvertretern als Fotomodell diente, machte die Sache, vor allem im medialen Nachspiel nicht gerade unproblematischer. So darf der FC Hansa, allein durch diese Steilvorlage für den Boulevard, mit einer erneuten Geldstrafe und die Fans mit einem erneuten Imageverlust rechnen, nachdem man in den letzten Wochen ausschließlich für positive Schlagzeilen gesorgt hatte. Auch aus diesem Grunde war es ein enttäuschender Nachmittag für den FC Hansa Rostock.

Die Tabelle

 

FOTO:  Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

 

 

   

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