"Neue Impulse" erhofft: 1860 trennt sich von Maurizio Jacobacci
Zwei Tage nach der 0:3-Pleite bei der U23 von Borussia Dortmund hat der TSV 1860 München am Dienstag die Reißleine gezogen und sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Maurizio Jacobacci getrennt. Auch Co-Trainer Stefan Reisinger muss gehen. Das gaben die Löwen am Dienstagmittag offiziell bekannt und bestätigten damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Bis zur Winterpause wird U21-Coach Frank Schmöller das Training leiten.
Talfahrt in den letzten Wochen
Vier der letzten fünf Spiele verloren, in der Tabelle auf Rang 15 abgerutscht, damit im Abstiegskampf angekommen und im Landespokal bei Fünftligist FC Pipinsried ausgeschieden: die Talfahrt der Löwen in den letzten Wochen ist unverkennbar. Erst am Sonntagabend unterlagen die Löwen mit 0:3 bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund, kassierten damit bereits die neunte Niederlage in dieser Saison und liegen nur noch sechs Punkte vor den Abstiegsrängen. Wütende "Trainer raus"-Rufe der Fans waren die Folge, nun haben die Verantwortlichen reagiert.
"Aufgrund der sportlichen Negativserie (…) hat sich der Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA, Marc-Nicolai Pfeifer, mit den Gremien besprochen. Nach reiflicher Überlegung wurde unter Einbindung der Gremien entschieden, Cheftrainer Maurizio Jacobacci und Co-Trainer Stefan Reisinger mit sofortiger Wirkung freizustellen", teilten die Löwen am Dienstag mit.
Pfeifer erklärt: "Leider konnte die Mannschaft ihre Leistungen nicht wie gewünscht in Punkte ummünzen, sodass wir uns vom Wechsel im Trainerteam nun neue Impulse in der Mannschaft erwarten." Trotz der Trennung spricht Pfeifer dem 60-Jährigen einen Dank für seine Arbeit bei 1860 in den vergangenen Monaten aus." So habe Jacobacci in einer "sehr herausfordernden Phase" äußerst viel Verantwortung übernommen und nicht nur als Cheftrainer nahezu rund um die Uhr für die Löwen gearbeitet, sondern sich in der Vorbereitung auf die Saison 2023/24 auch als "Teamplayer mit großem Ehrgeiz und unbedingtem Willen zum sportlichen Erfolg erwiesen", betont der Löwen-Geschäftsführer.
Gemeinsam mit Chefscout Jürgen Jung habe Jacobacci die sportliche Verantwortung für die Zusammenstellung des Kaders übernommen und trotz Reduzierungen im Sportbudget eine Mannschaft geformt, die eine gute Rolle in der 3. Liga spielen könne.
Seit Februar im Amt
Jacobacci hatte den Trainerposten beim TSV im vergangenen Februar von Michael Köllner beziehungsweise Günther Gorenzel übernommen. Nach einigen Startschwierigkeiten war es dem 60-Jährigen gelungen, die Löwen zu stabilisieren, wenngleich der Aufstiegszug schon frühzeitig abgefahren war. Am Ende wurde der TSV Achter. Zu Beginn der laufenden Saison grüßte 1860 trotz eines XXL-Umbruchs im Sommer nach zwei Spieltagen zunächst von der Tabellenspitze, ehe es nach vier Niederlagen in Folge bergab ging.
Anschließend meldeten sich die Münchner mit zwei Siegen hintereinander zurück, doch seitdem nahm 1860 aus neun Partien nur noch einmal alle drei Punkte mit und schied zudem bei Oberligist FC Pipinsried aus dem Landespokal aus. Insgesamt stand Jacobacci bei 35 Partien an der Seitenlinie. 15 Mal ging er mit den Löwen als Gewinner vom Platz, musste auf der anderen Seite aber auch 14 Niederlagen hinnehmen. Der Punkteschnitt liegt bei 1,46 – und damit ein gutes Stück unter den Erwartungen.
U21-Coach Schmöller übernimmt bis zur Winterpause
Wer den Italo-Schweizer beerben wird, ist noch offen. Laut der "Bild" sollen die Löwen bei Ex-Coach Daniel Bierofka angefragt, sich aber eine Absage eingehandelt haben. Bis zur Winterpause wird nun U21-Coach Frank Schmöller das Training leiten und auch in den Spielen gegen Rot-Weiss Essen, Arminia Bielefeld und Waldhof Mannheim auf der Bank sitzen. Unterstützt wird er dabei von Franz Hübl, Harald Huber und Jörg Mikoleit. Da der 57-Jährige aber nicht über die für die 3. Liga vorgeschriebene UEFA-Pro-Lizenz verfügt und somit nur 15 Werktage für die Löwen tätig sein darf, muss zum ersten Training nach der Winterpause ein neuer Coach gefunden sein.
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