Woran Maurizio Jacobacci beim TSV 1860 gescheitert ist

Die 9. Niederlage im 17. Spiel beim 0:3 in Dortmund am Sonntag war zu viel: Seit Dienstag ist Maurizio Jacobacci beim TSV 1860 München Geschichte. liga3-online.de erklärt, woran der 60-Jährige bei den Löwen gescheitert ist.

Die Causa Hiller

Groß war sie, die Überraschung, als Jacobacci beim Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching auf David Richter anstelle von Stammkeeper Marco Hiller zwischen den Pfosten setzte. Nicht, weil Richter während der verletzungsbedingten Abwesenheit von Hiller schlechte Leistungen gezeigt hatte (das Gegenteil war der Fall), sondern weil Jacobacci knapp eine Woche zuvor noch ein Plädoyer auf Hiller gehalten hatte und keine Diskussionen darüber aufkommen lassen wollte, künftig nicht mehr auf die langjährige Nummer 1 setzen zu wollen. "Hiller jetzt in Frage zu stellen, wäre sicher nicht korrekt und das falsche Zeichen für die Zukunft", lauteten die Worte Jacobaccis. "Auch, weil er bis zu seiner Verletzung seine Leistung abgerufen hat und ein Rückhalt für das Team war."

Dass der Italo-Schweizer entgegen seiner Ankündigung dann aber doch auf Richter baute und Hiller nach nur einem Spiel im Landespokal das Vertrauen entzog, kostete ihn Glaubwürdigkeit. Außerdem schuf er damit ohne Not ein neues Problemfeld in einem ohnehin schon unruhigen Umfeld. Schon der Umgang mit Stürmer Fynn Lakenmacher im Sommer hatte Fragen aufgeworfen, nachdem er ihm einen Vereinswechsel nahegelegt hatte.

Fehlende Selbstkritik

Neun Niederlagen in 17 Spielen – das ist für die Ansprüche des TSV 1860 München viel zu viel. Gerade in den letzten Wochen ging es mit vier Niederlagen in fünf Partien bergab, hinzukam das blamable Aus im Landespokal bei Fünftligist FC Pipinsried. Doch statt im Anschluss an die Pleite beim Oberligisten selbstkritisch einzuräumen, dass es keine gute Entscheidung war, die Mannschaft auf fast allen Positionen umzubauen, obwohl nichtmal unter der Woche gespielt wurde, verlor sich der gebürtige Schweizer in einem langen Monolog darüber, dass er angesichts von Spielern wie Phillipp Steinhart und Leroy Kwadwo keine B-Mannschaft aufgeboten habe.

Auf kritische Anmerkungen eines Journalisten, dass die Mannschaft jedoch nicht eingespielt sei, hatte Jacobacci gereizt reagiert: “Nicht eingespielt? Nicht eingespielt? Was sollen die Spieler denken, wenn sie so eine Frage gestellt bekommen? Sind sie nichts wert? Hallo, um was geht es hier?" Fakt ist: Schlecht war die Mannschaft auf dem Papier sicherlich nicht, die in Pipinsried auf dem Platz stand. Und normalerweise hätten sie auch dazu in der Lage sein sollen, die Partie zu gewinnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Jacobacci sich mit einer XXL-Rotation vercoacht hatte. Von Selbstkritik war jedoch keine Spur. Genau wie im Oktober nach der Niederlage in Ulm, für die er den Wind sowie eine Pyroshow der Fans mitverantwortlich gemacht hatte.

Unruhe im Umfeld

Dass Jacobacci beim TSV 1860 gescheitert ist, hängt aber auch mit der großen Unruhe im Umfeld zusammen. Es vergeht kaum eine Woche, in der keine neuerlichen Streitigkeiten zwischen den Gesellschaftern öffentlich werden. Nahezu jedes Thema, zuletzt vor allem die Nicht-Verlängerung mit Geschäftsführer Marc-Nicolai-Pfeifer zum Saisonende, wird zu einem Politikum, das den sportlichen Bereich jedes Mal komplett überlegt. Selbst dann, wenn es auf dem Platz mal läuft. Weil Jacobacci zudem als Kandidat der Investorenseite galt, hatte er von Anfang an mit einem Akzeptanzproblem zu kämpfen – auch, wenn er dafür nichts konnte. Doch allein dieser Punkt zeigt, wie komplex die internen Streitigkeiten bei den Löwen sind.

Dass auch über 180 Tage nach dem Abschied von Sportchef Günther Gorenzel kein Nachfolger offiziell vorgestellt wurde (Christian Werner soll es werden), ist ebenfalls auf das mehr als angespannte Verhältnis beider Gesellschafter zurückzuführen. Beide Seiten hatten sich zuletzt gegenseitig vorgeworfen, die Schuld an der langen Suche zu tragen. Wäre ein neuer Sportchef schon im Sommer installiert worden, hätte dieser auch Jacobacci aus der Schusslinie nehmen können – vor allem in Angelegenheiten, die die Personalplanung betreffen. So war Jacobacci weitgehend auf sich alleine gestellt – und bekommt auch dafür nun die Quittung.

   

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