Waldhof im Sturzflug: Die Frage nach der Qualität des Kaders

Er nimmt allmählich bedrohliche Züge an, der Sturzflug des SV Waldhof Mannheim. Schon seit elf Pflichtspielen sind die Buwe sieglos und liegen in der Tabelle bereits vier Punkte hinter dem rettenden Ufer – bei sogar einem Spiel mehr. Einmal mehr stellte sich in diesen Wochen die Frage nach der Qualität des Kaders.

Nicht ein Schuss auf das Tor

Nein, an der Einsatzbereitschaft liege es nicht, stellte Kapitän Marcel Seegert in mehreren Interviews nach der neuerlichen 0:3-Pleite in Sandhausen klar. Kampf, Leidenschaft, Einsatz – all das sei vorhanden. Die 90 Minuten beim kurpfälzischen Nachbarn geben dem 29-Jährigen diesbezüglich in der Tat Recht. "Aber wir müssen dem Gegner auch mal wehtun." Und genau das gelang dem SVW in Sandhausen einmal mehr nicht. Über die gesamte Spieldauer gab der Waldhof laut der Datenauswertung von "wyscout" gerade mal acht Schüsse ab, von den nicht ein einziger tatsächlich auf das Tor ging. "Uns fällt wenig mit dem Ball ein", gestand Seegert im Vereins-TV ein. Lösungen im Spiel nach vorne finden und Spielzüge kreieren – das gelinge den Mannheimern derzeit nicht.

"Wir brauchen Ansätze und Struktur. Es fehlt die Qualität, um vor das Tor zu kommen." Ob dieses Defizit auch auf fehlende Vorgaben von Trainer Rüdiger Rehm zurückzuführen ist, ließ Seegert im Interview mit "MagentaSport" auf Nachfrage unbeantwortet: "Lassen Sie meine Aussagen einfach mal so stehen." Rehm selbst erklärte bei der Pressekonferenz, dass an dem Thema Durchschlagskraft gearbeitet werde. "Es heißt nicht, dass die Jungs es nicht schaffen können, diese Qualität zu erreichen. Im Moment haben wir sie aber nicht."

Kaderplanung fällt dem Waldhof auf die Füße

Was zu der grundsätzlichen Frage führt: Verfügt der Kader überhaupt über die Qualität, in der 3. Liga bestehen zu können? Die letzten Wochen lassen Zweifel daran zu. Auch die gängigen Statistiken legen dies nahe. Mit gerade mal 18 Toren stellt Mannheim (zusammen mit Lübeck und 1860) den drittschwächsten Angriff der Liga nach Freiburg II (14) und Duisburg (11). Darüber hinaus gibt Mannheim die zweitwenigsten Schüsse aller Klubs ab (im Schnitt nur 9,6 pro Spiel). Auch bei der Anzahl der Gegentore sind mit Halle (36) und Freiburg II (34) nur zwei Klubs noch schwächer als die Buwe (33).

Dass Mannheim den drittletzten Tabellenplatz belegt und um den Klassenerhalt bangen muss, ist die Konsequenz aus der mangelhaften Kaderplanung im Sommer. Spieler wie Top-Torjäger Dominik Martinovic, Marten Winkler, Dominik Kother und Alexander Rossipal wurden nicht adäquat ersetzt, zudem fehlt es nach den Abgängen von Marco Höger und Marc Schnatterer an Führungsspielern. Sportchef Tim Schork nahm diese Kritik zuletzt auch an, verwies zeitgleich aber darauf, dass der Waldhof bei einigen Spielern teilweise aus finanzieller Sicht das Nachsehen hatte. Klubs wie dem SC Verl wird es nicht anders ergangen sein – dennoch haben die Ostwestfalen doppelt so viele Punkte geholt. Nicht zuletzt dank einiger kluger Transfers.

Verstärkung dringend benötigt

Im Winter wird der Buwe-Kader mit zusätzlichen finanziellen Mitteln von Präsident Bernd Beetz deutlich verstärkt werden müssen, um den Absturz in die Regionalliga zu verhindern. Denn dass die Qualität derzeit nicht ausreicht, wurde zuletzt offensichtlich. Ob Schork dann noch für die Transferplanung zuständig sein wird, ist allerdings offen – auch, wenn er zusammen mit Trainer Rüdiger Rehm vorerst im Amt bleibt. Doch sollte in den verbleibenden Partien des Jahres gegen Aue und 1860 nicht die 180-Grad-Wende gelingen, wird es wohl zu einem Neustart kommen. Zumal Mannheim dann auf einem Abstiegsplatz überwintern wird. "Es bringt nichts zu hadern", sagte Seegert. "Wir müssen weiter Gas geben." Um die fehlende Qualität wenigstens durch Leidenschaft wettzumachen – wenngleich das zuletzt nicht reichte.

   

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