"Geisteskrank": Münster nach Chancenwucher fassungslos
Schwache 66 Sekunden kosten dem SC Preußen Münster am späten Samstagnachmittag in Unterhaching Zählbares. Trotz einer guten Leistung hieß es am Ende aus Münsteraner Sicht 2:3. Chefcoach Sascha Hildmann zeigte sich nach dem Spiel "fassungslos" aufgrund der massig ungenutzten Torchancen.
"Noch nicht erlebt"
Viel hatte der SCP am Samstag schon liegen lassen, als Malik Batmaz in der 47. Minute beim Stand von 1:1 aufs Hachinger-Tor zusteuerte, Keeper Vollath umkurvte und auf den leeren Kasten abschloss. Das sicher geglaubte Tor konnte nur noch durch eine Riesen-Rettungstat vom zurückgeeilten Verteidiger Schifferl per Grätsche verhindert werden. Eine Szene, die sonst eigentlich Seltenheitswert hat. In diesem Spiel war sie satte dreimal zu beobachten (47. / 56. / 64.). Hinzu kamen Pfostentreffer (10.) und unzählige Paraden von Keeper Vollath. Was Preußen liegen ließ, suchte in der Tat seinesgleichen. "Wenn ich ehrlich bin, bin ich schon fast fassungslos. Wie man so ein Spiel verlieren kann, wo man so viele Tormöglichkeiten hat", rang Trainer Hildmann nach dem Spiel bei "MagentaSport" um Worte. Mehr Chancen "kannst du gar nicht haben, wie wir heute hatten". Ein Umstand, den der Trainer als "hart" bewertete.
Auch Unglücksrabe Batmaz, der an diesem Spätnachmittag mindestens drei Treffer verpasste, war sichtlich geschockt. "Ich bin sehr verzweifelt. Das sieht man meinem Gesicht auch an", mutmaßte der 23-Jährige, der in dieser Spielzeit bereits elfmal traf. "So viel Pech kann man eigentlich auch nicht haben", ärgerte sich der Stürmer. "Das ist geisteskrank. Mir fehlen die Worte." Die Schuld an Einzelne zuschieben wollte Hildmann allerdings nicht. "Ich will auch nicht alles an Malik festmachen. Der gibt immer alles", brach der 51-Jährige eine Lanze für den Stürmer. Viel mehr war es die Tatsache, dass neben der schwachen Leistung auch hinten haperte. "Ich bin fassungslos über das Glück, das Unterhaching auch hatte. So viel Glück hätte ich auch gerne einmal", ärgerte er sich. "Sowas habe ich auch noch nicht erlebt."
Auswärtsschwäche wird immer deutlicher
Gerade, dass eine solche Leistung nach der effizienten und konzentrierten Leistung gegen Verl am vergangenen Wochenende kam (3:1), machte die gut 800 mitgereisten Preußenfans ebenfalls fassungslos. Mit nur neun Zählern in der Ferne belegt der SCP im Auswärts-Ranking den 13. Rang. Die letzten fünf Auswärtsspiele konnten allesamt nicht gewonnen werden. Schlecht war die Leistung des Aufsteigers aber keineswegs. So nutzten die Hachinger drei Einladungen der Hintermannschaft, wobei Keeper Johannes Schenk zweimal nicht unbedingt gut aussah, als er eine Ecke untersprang (67.) und 66 Sekunden später einen katastrophalen Ball ins Pressing spielte (68.). Der Sieg war pfutsch. "So habe ich noch kein Spiel gewonnen. So würde ich gerne auch mal ein Spiel gewinnen, wenn ich ehrlich bin", blieb Hildmann "angefasst". "Das musst du einfach viel, viel besser verteidigen", legte er auf der Presskonferenz den Finger in die Wunde.
Statt eines stabilen Platzes im oberen Mittelfeld beendet der SCP die Hinrunde mit 25 Punkten auf dem 12. Rang. Auf gute Heimleistungen kommen zu viele schwache Partien in fremden Stadien. Insgesamt hätten die Adlerträger "das Pech, dass du von den letzten vier Spielen drei auswärts hast". Hinzukommt eine lange Verletztenliste mit acht Spielern. Ausreden dürften das aber eigentlich keine sein, sind die Unkonzentriertheiten vorne und hinten doch zu eklatant. Nun geht es in der Englischen Woche zum nächsten Auswärtsspiel bei Dortmund II. Hierfür hat sich Hildmann eine klare Prämisse überlegt: "Ich will auch keine Geschenke mehr verteilen." Dafür soll erst Weihnachten wieder herhalten.