Die besten Spiele des Jahres: Platz 3
Kanter- und Überraschungssiege, Aufholjagden sowie wilde Schlussphasen: Viel bot das Jahr 2023 für die Drittligisten – gerade auch im DFB-Pokal. Traditionell blicken wir zum Ende des Jahres auf die 20 besten Partien der vergangenen 365 Tage zurück. Heute: Platz 3.
Zunächst läuft alles für den Favoriten
Ein am Vortag abgestiegener Verein empfängt einen, der den direkten Aufstieg vor Augen hat und eine Vorentscheidung erzielen könnte. Beim letzten Montagsspiel der Drittliga-Geschichte deuten die Voraussetzungen nicht auf ein Übermaß an Spannung hin. Doch der Fußballabend im Emsland wird urplötzlich magisch.
Ernst Middendorp war mit seiner wilden Mission gescheitert – und doch alles andere als ein Verlierer. Ja, an jenem Montag war lange klar: Der SV Meppen müsste den Gang in die Regionalliga definitiv antreten. Gemäß der Vorwochen war das alles andere als verdient, denn der SVM hatte reihenweise Spitzenklubs geärgert, hatte Saarbrücken und Wiesbaden besiegt. Das zu lange Festhalten an Middendorps Vorgänger Stefan Krämer sowie ja, auch der mäßige Auftakt unter dem aus Südafrika gekommenen Weltenbummler hatten Meppen entscheidend zurückgeworfen, die Aufholjagd kam zu spät. Doch was möglich gewesen wäre, zeigte dieser 37. Spieltag, dieser allerletzte vieler umstrittener Montagabende. Einer, in dem Dynamo Dresden lange akustisch dominierte, weil der SVM-Anhang schweigend protestierte. Irgendwann aber hielt es keinen mehr zurück.
Die erste Halbzeit: unspektakulär. Meppen spielte nicht wie ein Absteiger, und doch fühlte sich bei schwülwarmer Witterung alles nach einem lauen Sommerkick an. Dynamo hatte zwei, drei Großchancen, brauchte aber einen Strafstoß von Ahmet Arslan, um in Führung zu gehen. Ob die SGD wirklich eine deutliche Führung verdient gehabt hätte, wie Trainer Markus Anfang nach Spielende einschätzte? Darüber ließ sich streiten. Doch die 1:0-Pausenführung stand, es war kein Spektakel, 1.500 Schwarz-Gelbe feierten friedlich vor sich hin und brachten massive Lautstärke mit. Der Aufstieg war in Sicht, und wirklich gefährlich wirkten diese Meppener nicht.
Dynamo verspielt Aufstieg binnen 13 Minuten
Aber dann! Middendorp wechselte zur Pause gleich dreifach. Brachte unter anderem den bulligen Marek Janssen und Marcos Alvarez, es sollte intensiver und giftiger werden. Das funktionierte zunächst kaum, ehe zwei Szenen das Spiel veränderten: Kyu-hyun Park ließ sich erst auf Anweisung von der Seitenlinie während einer Verletzungspause ins Feld fallen – Gelbe Karte, so klar wie unnötig. Dann beging er ein taktisches Foul, sah Gelb-Rot und war erschüttert, offenbar hatte er die erste Verwarnung nicht mitbekommen. Dresden war zu zehnt, und der fällige Freistoß von Alvarez mündete auf dem Kopf von Bruno Soares. 1:1. Und das Dresdner Unheil nahm seinen Lauf.
Denn plötzlich klappte für die Hausherren alles. Sascha Rischs Distanzschuss flog wie ein Strahl ins linke untere Eck (74.), Jonas Fedls Direktabnahme wurde unhaltbar abgefälscht (78.). 3:1 für den SVM! Und Dresden war vom direkten Aufstiegsplatz ganz ans Ende des Quartetts um Osnabrück, Wiesbaden und Saarbrücken abgerutscht. Dort wurde vor den Bildschirmen gefeiert, während die SGD gar noch das 1:4 von Janssen schlucken musste. Es folgten unschöne Szenen, Dresden-Fans warfen Pyrotechnik in angrenzende Blöcke. Anfang klagte auf der Pressekonferenz über das unfaire Meppener Publikum, wie ihn Middendorp anschließend höflich, aber bestimmt zurechtwies, ging viral. "Oh, wie ist das schön", dröhnte zuvor durch die Hänsch-Arena. Und: "Wir steigen ab, und ihr nicht auf!" Was für ein kurioser Abend vor fast 10.000 Zuschauern.
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