Das Halbjahres-Zeugnis #1: Die untere Tabellenhälfte
Zuletzt haben wir in der vergangenen Länderspielpause Bilanz gezogen – doch bis zur Winterpause hat sich seither einiges verändert. liga3-online analysiert die ersten 20 Spieltage von jedem Klub im Schnelldurchlauf und prüft, wer sich die Bestnoten erarbeitet hat und wer nicht nur auf dem Zeugnis um die Versetzung bangen muss. Wir starten mit der unteren Tabellenhälfte.
Die schlechteste Offensive (nur 16 Tore), die zweitschlechteste Defensive (40 Gegentore), das klar schwächste Torverhältnis (-24), die mit Abstand meisten verlorenen Spiele (15): Der SC Freiburg II ist statistisch gesehen ein in jeder Hinsicht verdienter Tabellenletzter, der sich im Dezember mit der 2:4-Niederlage in Duisburg für lange Zeit aller Hoffnungen auf ein Wunder beraubte. Fünf Niederlagen gab es seit der ersten Zwischenbewertung (4-), mit "ausreichend" kann die Gesamtleistung nun aber trotz aller Abgänge und Personalrochaden mit den Profis längst nicht mehr beschrieben werden. Zumal noch nie zuvor ein Team in der Geschichte der 3. Liga mit nur neun Zählern in die Winterpause gegangen war.
Note: 5
Der Begriff "Wende" ist ein großer – vor allem für einen Klub, der auf dem 19. Tabellenplatz steht und noch jede Menge Arbeit vor sich hat. Doch dass es der MSV Duisburg und Boris Schommers seit November (damals Note 6) geschafft haben, überhaupt wieder Lebensgeister an der Wedau zu wecken und zuletzt acht Punkte aus fünf Partien zu holen, das verdient Respekt. Ob die Aufholjagd glückt, steht in den Sternen und wird auch von möglichen Winter-Transfers abhängen. Gerade in der Offensive drückt angesichts von erst 17 Treffern der Schuh.
Note: 5+
Nicht viel geändert hat sich seit dem 15. Spieltag beim VfB Lübeck (Note 4), legt man den Punkteschnitt zugrunde. Weil in der Endphase seiner Anstellung weder die chronisch schwächelnde Offensive noch die Abwehr zur Normalform fanden, musste Trainer Lukas Pfeiffer daher nach dem 18. Spieltag gehen. Fast drei Wochen Zeit ließ sich der VfB damit, die Nachfolge zu klären. Florian Schnorrenberg übernimmt eine Mannschaft, die mit dem 2:1-Sieg in Sandhausen zum Jahresabschluss Blut geleckt hat – die aber in der gesamten Hinserie als Aufsteiger zu wenige Argumente für einen Drittliga-Verbleib gesammelt hat.
Note: 4-
Vier Punkte aus fünf Spielen holte der HFC im Dezember (vorher Note 4) und beschloss damit ein erstes Halbjahr, das zwar mit viel Spektakel einherging, aber ebenso Sorgen befeuerte. Raus mit Applaus? Halles Offensive knipst ziemlich zuverlässig, doch eine gesamte Saison ohne Zu-Null-Spiel konterkariert diese Ansätze. In Essen 2:0 zu führen, um völlig überflüssig noch 2:3 zu verlieren – so etwas unterläuft potenziellen Absteigern. Die 41-Gegentore-Abwehr braucht nun dringend Verstärkung, erst recht nach dem Kreuzbandriss von Sebastian Zieleniecki. Hoffnung macht die Rückkehr von Niklas Kreuzer, der den Krebs besiegt hat.
Note: 4-
Nicht nur in Duisburg wurden Stehaufmännchen geboren, auch in der Quadratestadt Mannheim: Trainer Rüdiger Rehm hat es tatsächlich geschafft, die ewige Krise mit Nachdruck in die Schublade zu drücken – das 3:0 über Aue und das 1:0 über 1860 München, wenn auch teils glücklich in der Entstehung, haben vorerst für etwas Ruhe gesorgt. Zwischenzeitlich, sprich Mitte November (Note 5) und auch noch danach, sah das ganz anders aus. Doch selbst wenn die spielerische Souveränität jetzt zurückkehrt: Der Waldhof braucht auch dann noch einen kaltschnäuzigen Stürmer.
Note: 4-
Selbst den eingefleischten Löwen-Fans dürfte das Bild, das der Klub diesen Wochen in der Öffentlichkeit abgibt, allmählich peinlich sein – wie gut, das wir hier nur das Sportliche bewerten müssen. Wobei: Auch da gab sich der TSV zuletzt von seiner grausigen Seite. Null Punkte, null Tore im Dezember – weniger geht nicht. Natürlich kann das Zwischenzeugnis (3-) damit nicht annähernd gehalten werden. Unmögliches wird der unbekannte Neue an der Seitenlinie, wann auch immer er kommt, nicht leisten müssen: Sechzig zeigt oft genug ordentliche Ansätze, ist aber vor dem Tor teils jämmerlich schwach. So ist der Abstieg viel näher, als den Löwen lieb ist.
Note: 4-
Kontinuität bei der Arminia, die ihren Tabellenplatz in den letzten Wochen des Sportjahres 2023 nicht mehr verändert hat. Folglich gibt es auch wenige Gründe, die Bewertung (4) großartig anzupassen. Oft haperte es beim Zweitliga-Absteiger an der Effizienz, besser eingespielt als zu Saisonbeginn wirkt er alle mal. Vorne ist Altmeister Fabian Klos im gefühlt 382. Jahr unverzichtbar, andere Leistungsträger fehlen verletzt. In der Offensive haben die Ostwestfalen mit Thaddäus-Monju Momuluh als Ersatz für den am Kreuzband verletzten Noah Joel Sarenren Bazee nachgelegt. Es spricht durchaus einiges dafür, dass es künftig weiter nach oben geht. Die Leistungen geben es definitiv her.
Note: 4
Sie kamen aus verschiedenen Ligen und mögen einander nicht wirklich, doch Bielefeld und Preußen Münster eint: Beide müssten anhand der erwarteten Punktzahl mitten im Verfolgerfeld stehen. Auch der SCP (Zwischenzeugnis: 2-) durfte immer wieder über schwere Probleme bei der Chancenverwertung klagen, allenfalls drei oder vier Partien der Hinrunde waren der Kategorie "schlecht" zuzuordnen. Sascha Hildmann hat seine Jungs gut im Griff, muss sich aber Kritik gefallen lassen, weil der Ertrag sicherlich um fünf, sechs oder sieben Punkte zu gering ausgefallen ist.
Note: 3+
Die Saison am Höhenberg gleicht weiterhin einer Achterbahnfahrt. Niemand weiß vorab so ganz genau, ob die Elf von Olaf Janßen an ihr Leistungslimit kommt – falls ja, ist sie in der Lage, hochverdient Rekordserien des Spitzenreiters zu brechen (1:1 in Regensburg). Falls nicht, verspielt sie Führungen leichtfertig oder gönnt sich im ein oder anderen Heimspiel Komplett-Aussetzer. Wohin das führt? Zu einer leichten Verbesserung im Vergleich zu Mitte November (4+), aber das erhoffte Jahr, in dem endlich mal oben mitgemischt wird, ist wohl auch die Saison 2023/24 nicht.
Note: 3-
Er liegt immer weiter zurück, der fabelhafte Saisonstart – mittlerweile ist er ein zentraler Grund, warum der FC Erzgebirge nicht bereits in Richtung unteres Drittel abgerutscht ist. Der Jahresendspurt verlief durchschnittlich, nicht mehr, nicht weniger – das 1:1 in Ingolstadt war nach der 0:3-Klatsche in Mannheim wichtig, um ein gutes Gefühl zu bewahren. Pavel Dotchev hat mit offensivem Fußball vieles versucht, ist womöglich aber schon an die Grenzen des diesjährigen Kaders gestoßen. Im Mittelfeld sollten sich die Veilchen aber problemlos etablieren können.
Note: 3