Restrunden-Prognose #1: Freiburg II, Duisburg, Lübeck, Halle
Nach gut viereinhalb Wochen endet am 19. Januar eine knackig-kurze Winterpause in der 3. Liga. Längst ist der Blick auf die letzten 18 Spieltage dieser Saison gerichtet. liga3-online.de blickt in fünf Teilen auf alle 20 Drittligisten, erläutert Hinrunden-Form, Vorbereitung und Wintertransfers – und gibt eine kurze Prognose ab. Den Start macht das Quartett am Tabellenende.
Hinrundenbilanz: Erschreckend – selbst für eine U23, die ein Abstieg längst nicht so hart trifft wie einen Traditionsverein. Thomas Stamms Spielidee war nur noch zwischen den Strafräumen zu erkennen, vorne fehlte Torgefahr (nur 16 Treffer), hinten fing sich der SCF etliche unnötige Dinger (insgesamt 40 Gegentore), oft zur Unzeit. 11 (!) Punkte Rückstand sind ein Brett, aber nur die logische Konsequenz. Dazu trägt auch ein Kader bei, der längst nicht so stark besetzt ist wie im Vorjahr.
Vorbereitung: Freiburg reiste für eine Woche in den Süden Spaniens und absolvierte im Rahmen dieses Trainingslagers einen Test gegen den tabellarischen Konkurrenten Mannheim – 2:2 das Endergebnis.
Wintertransfers: Mit Erfahrung will der SCF sich gegen den nahenden Abstieg wehren und sicherte sich die Dienste von Deutschland-Rückkehrer Johannes Wurtz: Der variable Offensivmann (31) war zuletzt in Finnland für den FC Honka im Dienst. Laurin Mack (geht in den USA ans College), Andreas Vaher (unbekannt) und Davino Knappe (Leihe zu Düsseldorf II) haben den Sportclub verlassen.
Prognose: Für den "sicheren Hafen", die 45-Punkte-Marke, müssten die Breisgauer jetzt schon 1,9 Zähler pro Spiel holen (bislang unter 0,5 Punkte pro Partie). Selbst wenn etwas weniger für Platz 16 verlangt wird, ist der Nichtabstieg schon jetzt extrem unwahrscheinlich. Platz 19 bis 20.
Hinrundenbilanz: Eine in den Ansätzen übersättigte, weil enorm erfahrene Mannschaft trifft auf ein hochnervöses Umfeld, das um die Konsequenzen eines Regionalliga-Abstiegs weiß: Beim MSV führte diese Mischung zu einem lange schwer enttäuschenden Halbjahr. Erst die letzten Kapitel mit acht Punkten aus den letzten fünf Partien vor der Winterpause weckten wieder etwas Zuversicht. Bei allen erkennbaren Problemen ist die defensive Stabilität der Meidericher Faustpfand (nur 28 Gegentore). Noch ist also nicht alles verloren. Aber sich im Frühjahr an Kalibern wie dem Waldhof, 1860 oder den aktuell noch viel weiter entfernten Mittelfeldteams vorbeizuschieben – leichter gesagt als getan.
Vorbereitung: In der niederrheinischen Heimat gelang mit dem 5:1 über den FC Eindhoven (niederländische 2. Liga) ein Booster fürs Selbstbewusstsein. Gegen Borussia Mönchengladbach II folgte ein 3:0, auch Neuzugang Ginczek traf bereits – die Formkurve ist klar angestiegen.
Wintertransfers: Vor allem die kommenden Abgänge standen zunächst im Fokus: Toptalent Caspar Jander geht im Sommer zu Zweitligist Nürnberg, auch Baran Mogultay verlässt die Zebras spätestens im Sommer. Auf der anderen Seite ist den Meiderichern mit der Verpflichtung von Ex-Bundesliga-Stürmer Daniel Ginczek (Fortuna Düsseldorf) ein Coup geglückt, auch die Rückkehr von Ahmet Engin ist durchaus eine Ansage. Ein bis zwei weitere Transfers sollen noch folgen.
Prognose: Es wird ein Kampf auf Biegen und Brechen für die Zebras. Sie sind zu gut und tatsächlich auch zu stabil, um frühzeitig den Anschluss zu verlieren. Was es nun braucht, sind Auswärtssiege (da steht noch die Null) und etwas mehr offensiven Geist. Kann Boris Schommers den implementieren, ist der Klassenerhalt realistisch. Platz 15 bis 18.
Hinrundenbilanz: Auch im zweiten Anlauf in der 3. Liga tut sich der VfB Lübeck extrem schwer – und fügt sich damit ein in die Riege der Regionalliga-Nord-Aufsteiger (Oldenburg, Havelse), die einen extremen Leistungssprung vollziehen müssen und daran womöglich scheitern. Es wäre der vierte direkte Wiederabstieg eines solchen Liganeulings in Folge, Lübeck wäre sogar zweimal dran. Aufstiegscoach Lukas Pfeiffer musste zuletzt bereits gehen, als weder offensiv noch defensiv noch irgendetwas stimmte. Nachfolger Florian Schnorrenberg hofft, dass der Auswärtscoup in Sandhausen (2:1) über die Winterpause hinaus einen Effekt hat.
Vorbereitung: Auch wenn Schnorrenberg das Positive beschwor und die Trainingsbedingungen "fast schon Luxus" nannte, so war das frostbedingte Ausweichen auf einen Kunstrasenplatz wohl nicht der perfekte Start ins Jahr. Lübeck testete gegen Dynamo Schwerin (4:0), mehr Aussagekraft hatte dann wohl der Test gegen Zweitligist Hansa Rostock – 1:1 der Endstand.
Wintertransfers: Sportvorstand Sebastian Harms dürfte nicht die größten Mittel für Neuverpflichtungen haben, gleichwohl gibt es gerade in der Offensive Bedarf. Bislang wurde nur ein neuer Torwart geholt, der 19-jährige Yannic Stein von Union Berlin ausgeliehen. Gut möglich, dass bis zum 1. Februar noch mehr passiert.
Prognose: Wir wollen den VfB nicht ganz abschreiben. Aber er ist das schwächste Glied inmitten von vielen etwas namhafter besetzten Kontrahenten. Vielleicht führt das dazu, dass der Druck am Holstentor geringer ist. Doch machen wir uns nichts vor: Es ist sehr wohl möglich, dass der VfB Lübeck zum Fahrstuhlteam wird. Platz 16 bis 19.
Hinrundenbilanz: Mit mehr als 3,5 Toren pro Spiel macht es Freude, HFC-Spielen beizuwohnen – sofern man sich nicht Fan der Hallenser nennt. Die warten nämlich sehnlichst auf das Erlebnis eines Zu-Null-Spiels, das es in dieser Saison noch nicht gab. Dann wundert es auch nicht, warum die Saalestädter einen Abstiegsrang belegen, obgleich sie doch völlig atypisch die gesamte Keller-Konkurrenz zumindest nach selbst erzielten Toren (29:41) deutlich distanzieren. Neuerliche Verletzungsprobleme und einige Fehlgriffe im Sommer beeinflussten einen quantitativ zu dünn besetzten Kader negativ. Dem entgegen steht die tolle Nachricht, dass Niklas Kreuzer seine Krebserkrankung besiegt hat und bald wieder auf dem Platz steht. Der HFC wird ihn brauchen.
Vorbereitung: Den HFC zog es ins türkische Belek, wo er gegen den FK Karaman (2. Liga Türkei) einen 6:1-Kantersieg erzielte und sich vom Ex-Ligakonkurrenten Chemnitz, mittlerweile abstiegsbedroht in der Regionalliga Nordost, 1:1 trennte.
Wintertransfers: Ein durchaus überraschender fliegender Wechsel war der von Tarsis Bonga – der Flügelstürmer wurde beim TSV 1860 nicht mehr benötigt und heuerte prompt in Halle an. Brian Behrendt verstärkt dazu die verletzungsgeplagte Innenverteidigung mit viel Zweitliga-Erfahrung, Philipp Schulze (Leihe vom VfL Wolfsburg) heizt den Konkurrenzkampf im Tor an. Eine ganze Reihe von Spielern darf gehen (Hasenhüttl, Bolyki, Crosthwaite, Wegmann), die Verträge mit Luca Bendel und Matthew Meier wurden schon aufgelöst.
Prognose: Nach oben wie nach unten hat der HFC ein gewisses Potenzial, weil er so unberechenbar ist. Er könnte eine bockstarke Rückserie spielen oder früh den Anschluss verlieren. Allemal braucht es ein überdurchschnittliches Halbjahr dieses Kaders, um ein weiteres Drittliga-Jahr zu sichern. Platz 15 bis 19.