Preetz und der MSV: Der große Name allein hilft nicht
Tag 4 im Zebra-Dschungel: Im Grünwalder Stadion zeigte sich Michael Preetz erstmals als neuer Geschäftsführer des MSV Duisburg. Dem 56-Jährigen wurde sogleich von der Mannschaft aufgezeigt, wie ernst die Lage in Meiderich ist. So weit ist nach der niederschmetternden 1:4-Niederlage nämlich klar, dass Preetz keine Anlaufzeit bekommen wird. Sein großer Name allein wird nicht reichen. Ein Kommentar.
Niederlage in München ernüchternd
Erst kam Daniel Ginczek, dann Ahmet Engin. Ein neuer U19-Trainer ist nach dem Abschied von Engin Vural ebenfalls an Bord, im Hintergrund wurden schon zuvor die Weichen mit Christopher Schmoldt (Leiter Kaderplanung und Strategie) und Branimir Bajic (Leiter Lizenzmannschaft) als Sportliche Leitung gestellt. Mit der Rückkehr von Ex-Bundesliga-Manager Michael Preetz an die Wedau war seit vergangenem Freitag alles angerichtet, um neue Euphorie im Abstiegskampf der Zebras zu entfachen. Die Arbeit in der Winterpause war sehr vielversprechend. Doch nach viertägiger Amtszeit dürfte auch Preetz klar sein, dass die Rückrunde für den MSV ein Ritt auf der Rasierklinge werden wird. Davon war natürlich schon vorher auszugehen, doch Fans und Verantwortliche dürften sich mehr erhofft haben.
Stattdessen war die 1:4-Niederlage in München ernüchternd. Vor allem die Art und Weise des Auftritts schlug den Zebras auf den Magen, denn die Anfangsphase bestätigte eigentlich noch die positiven Eindrücke bei den Zebras. Dann war allerdings zunehmend die Abwehr gefordert – und der MSV verfiel in alte Muster, wurde für die Löwen abermals zum Snack. Preetz wurden sämtliche Baustellen des MSV schonungslos vor Augen geführt, sodass der 56-Jährige noch vor seiner offiziellen Vorstellung bei den Duisburgern am Dienstag alle Hände voll zu tun haben wird. Wie es beim MSV unter seiner Regie weitergehen soll? Abgesehen vom Klassenerhalt rief Preetz – möglicherweise in weiser Voraussicht – noch nichts aus.
MSV wiederholt ohne Balance
Doch wo liegen nun die genauen Ansätze? In der Offensive haben die Zebras in der Winterpause nachgebessert. Viel mehr als das, was getan wurde, kann der MSV gar nicht machen. Es zeigt sich allerdings schnell wieder, dass das Spiel der Meidericher zum Balanceakt werden wird. Kaum trauen sich die Zebras aus ihrer Defensive heraus, klingelt es meist. Und die Prognose im Abwehrbereich ist in den letzten Tagen wieder düsterer geworden, nachdem in der Hinrunde eigentlich viel an der Stabilität gearbeitet wurde. Zwingen gravierende Ausfälle den neuen Geschäftsführer zum schnellen Handeln? Marvin Bakalorz wird den Zebras langfristig fehlen, wodurch im defensiven Mittelfeld eine wichtige Alternative fehlt. Gerade die Sechserposition zeigte in München kaum Präsenz.
Jander und Michelbrink sind eher Spielmacher als Zerstörer. Auf dem 19-jährigen Castaneda kann nicht die gesamte Verantwortung liegen. Stierlins Entwicklung stagniert seit geraumer Zeit. Wäre Marvin Knoll womöglich eine Option? Der Linksfuß, ohnehin nicht als Tempospieler bekannt, wird dringender in der Innenverteidigung benötigt. Dass 1860-Rechtsaußen Morris Schröter gleich vier Scorerpunkte sammeln konnte, zeigt die Leistung der kompletten linken Abwehrseite der Zebras an diesem Tag auf. Und Besserung ist nicht in Sicht: durch Aussagen rund um die Vertragsverhältnisse erwies das Management von Baran Mogultay sowohl dem Spieler als auch dem Verein einen Bärendienst, was die Rolle des Eigengewächses in den kommenden Wochen angeht. Eine weitere Baustelle, die Preetz ohne Not vor der Brust hat.
Lage hat sich verschärft
Hinzu kommt seit Samstag noch, dass Abwehrchef Sebastian Mai wohl ausfallen wird. Fünf Minuten nach seiner Einwechselung zeigte der Abwehr-Angriff-Allrounder eine Knieverletzung an, die Böses erahnen lässt. Über die Qualität des 30-Jährigen streiten sich die Fans, doch unbestritten ist, dass Mai zumindest verbal das Heft in die Hand nehmen kann. Innerhalb von nur einer Partie hat sich die Herausforderung hinsichtlich des gesamten Projekts für Michael Preetz somit wesentlich verschärft, denn die anfängliche Euphorie wurde nun wieder im Keim erstickt.
Der 56-jährige Ex-Stürmer, der selbst eine zweijährige Vergangenheit im Trikot des MSV hat, kehrt mit einem großen Namen nach Duisburg zurück. Daran wird Preetz auch gemessen werden – und das wohl schon in relativ kurzer Zeit. Am Dienstag (19 Uhr) wartet nun das Spiel gegen den Halleschen FC, das als Kellerduell abermals wegweisend für die Zebras werden wird. Was Preetz in diesen Tagen bewirken kann, ist offen. Vielen Fans wäre wohl lieb, wenn der 56-Jährige seine Vorstellungsrunde kurz und knackig hält. Denn in den Augen vieler Duisburger stehen nun wohl wichtigere Aufgaben an.