Erfurt-Präsident: "Finanzielle Lage nach Spielabsagen angespannt"
Wie viele Vereine in den unteren Spielklassen hat auch der FC Rot-Weiß Erfurt mit den Tücken des Winters zu kämpfen. Bereits vier witterungsbedingte Spielabsagen mussten die Erfurter hinnehmen. Über die fehlenden Einnahmen, die Forderung nach mehr Unterstützung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie die anstehende Kaderplanung sprach Vereins-Präsident Rolf Rombach mit der “TLZ“.
„Die Lage ist finanziell angespannt“
Rolf Rombach ist – ähnlich wie viele Fußballfans – der Meinung, dass der Winter so langsam ein Ende finden sollte, um einen normalen Spielbetrieb in Liga drei wieder möglich zu machen. Nicht nur der mangelnde Spielrhythmus, auch die fehlenden Einnahmen durch die Wiederholungsspiele helfen dem Verein nicht weiter: „Die Lage ist finanziell angespannt, aber ich bin guter Hoffnung, dass wir mit den Nachholspielen im April vor allem gegen die Zuschauermagneten wie Aachen und Karlsruhe gute Einnahmen machen werden“. Allerdings haben „Siege in diesen Spielen“ für den Präsidenten oberste Priorität. Die nun vielen anstehenden englischen Wochen sieht der 59-Jährige nicht als ein so ernstzunehmendes Problem an. Die Spieler von Rot-Weiß müssen da durch, da jeder Mensch in seinem Job hart arbeiten muss. „Da werde ich kein Mitleid haben, zumal ich glaube, dass die Spieler sowieso lieber spielen als zu trainieren“, so der hauptberufliche Insolvenzverwalter.
Stadion-Entscheidung in „ein bis zwei Monaten“
Trotz der aktuell sportlich schwierigen Lage blickt der Vereins-Präsident der Zukunft optimistisch entgegen und sieht einen großen Verdienst in der Leistung des Trainers: „Ich sehe uns am Saisonende so um den zwölften Platz und hoffe, dass wir nach dem jämmerlichen Saisonstart mit einem Punkt aus sechs Spielen mit einem blauen Auge davonkommen. Die Mannschaft zeigt längst ein anderes Gesicht. Auch dank des neuen Trainers.“ Die Marschroute für die kommenden Partien in Dortmund, gegen die Zweitvertretung des deutschen Meisters, und die im Landespokal-Halbfinale beim ZFC Meuselwitz ist klar formuliert. Beide Spiele müssen gewonnen werden, da „neben dem Klassenerhalt […] der Landespokalgewinn ein Muss [ist].“ Das Dauerthema in Erfurt ist der Umbau des in die Jahre gekommenen Steigerwaldstadions. Aktuell befindet sich der Antrag auf Fördergeld von der EU in Brüssel. Eine Entscheidung erwartet Rombach „in den nächsten ein bis zwei Monaten.“ Alles andere als eine positive Antwort aus Brüssel wäre ein herber Rückschlag für den klammen Verein aus Thüringen, denn „nur mit einem neuen Stadion wird es für uns eine gute Zukunft geben“, erklärt der Präsident.
Forderungen an den DFB, die 3.Liga besser zu vermarkten
Vor einigen Wochen sprach der Diplombetriebswirt im Rahmen des Sportwirtschafts-Kongresses in Düsseldorf über die angespannte finanzielle Lage für die Vereine in der 3. Liga. Er forderte eine verbesserte Vermarktung der Spielklasse, um so die bereits entstandene Kluft zwischen zweiter und dritter Liga nicht noch größer werden zu lassen. Über die ausgebliebenen Reaktionen von Kollegen anderer Vereine der dritthöchsten Spielklasse zeigte sich Rombach erstaunt: „Mich hat das schon sehr gewundert, weil ich weiß, dass der überwiegende Anteil der Drittligisten so denkt wie ich. Aber ich werde immer wieder den Finger in die Wunde legen und nicht locker lassen, bis sich etwas ändert. Mein Eindruck ist, dass der DFB etwas tun wird.“
Dominick Drexler lehnt Vertragsangebot ab
Angesprochen auf die elf Verträge, welche zum Saisonende bei Spielern des RWE auslaufen, sagte der studierte Jurist, dass Gespräche „verstärkt Anfang April“ stattfinden werden. Nachdem bekannt wurde, dass Smail Morabit den Verein Richtung Bochum verlassen wird, musste der Verein einen weiteren Dämpfer in der Kaderplanung hinnehmen: Dominick Drexler, welcher auch im Fokus einiger Zweitligisten steht, „hat ein verbessertes Angebot von uns [erhalten], was er abgelehnt hat. Es wird schwer, ihn halten zu können“, sagte ein enttäuschter Präsident. Auch Morabit hatte „im Dezember ein für unsere Verhältnisse fantastisches Angebot“ erhalten. Nach der Ablehnung seitens des Spielers, „war uns klar, dass wir ihn nicht halten können“. Die Entscheidung des Spielers bedauere Rombach „natürlich“. Zurückblickend sieht der Fachanwalt für Insolvenzrecht die Vereinsphilosophie vor der Saison, verstärkt auf die Jugend zu setzen, auf einem guten Weg. „Ein Kevin Möhwald ist Stammspieler geworden. Spieler wie Patrick Göbel, Mike Baumgarten oder Jonas Nietfeld haben Drittligaluft geschnuppert, sind im Training dabei. Die Talente sind unsere Zukunft. Ich erlebe es täglich, wie großartig die Arbeit unserer Trainer mit ihnen ist…“, sagte Rombach. Lediglich die „derzeit schlechten Trainingsbedingungen“ stören das Gesamtbild. Und Sportvorstand Alfred Hörtnagel führt bereits jetzt „schon Gesprächen mit den besten Talenten, sie langfristig an uns zu binden“, sagte Rombach. Sein Wunsch für den Sommer ist es, „dass wieder zwei oder drei A-Junioren den Sprung zu den Profis schaffen“.
FOTO: Flohre Fotografie