Fünf Gründe für den Aufschwung beim TSV 1860 München

Zwölf Punkte aus sechs Spielen! Seit Argirios Giannikis beim TSV 1860 München an der Seitenlinie steht, läuft es bei den Löwen, die bislang das beste Team im Jahr 2023 sind. liga3-online.de nennt fünf Gründe für den Aufschwung der Löwen.

Grund 1: Abwehr deutlich stabiler

Vier Mannschaften in der Liga haben weniger als 27 Gegentore. Und dann kommen auch schon die Münchner Löwen in dieser Statistik. Die Abwehr der Sechzger schien nie wirklich das Problem zu sein, doch ein genauer Blick in die Statistik zeigt den kleinen aber feinen Unterschied auf. Und der sieht so aus, dass vor der Amtszeit von Argirios Giannikis noch 1,15 Gegentore pro Partie fielen, seither aber nur noch 0,66 Gegentore. Zum Verständnis: Hochgerechnet auf 25 Spiele macht das einen Unterschied von über zwölf Gegentoren!

Unter Giannikis reduzierten die Löwen die Gefahr vor dem eigenen Kasten, spielten schon zwei Mal zu Null und zeigten damit die beste Abwehrleistung aller Drittligisten in diesem Kalenderjahr. Auch, weil Torhüter Marco Hiller wieder zu alter Form gefunden hat und einige dieser "Unhaltbaren" parieren konnte. Vorwürfe an Konkurrent David Richter gibt es deshalb natürlich nicht, aber ein Hiller in Bestform ist nunmal unverzichtbar auf Giesings Höhlen.

Grund 2: Geschlossenheit

Das defensive Denken der gesamten Mannschaft macht es Hiller in dieser Form aber auch leichter. Die Sechzger stehen wesentlich kompakter, und das trotz gleichgebliebener Formation gegenüber Maurizio Jacobacci. Neun Spieler kamen unter Giannikis in allen sechs Drittliga-Spielen zum Einsatz, wodurch sich ein fester Kern in der Mannschaft innerhalb kürzester Zeit etablierte. Auffällig zudem: Mit Vrenezi, Zejnullahu und Greilinger sind drei von vier Spielern in die zweite Reihe gerückt, die unter Ex-Coach Jacobacci noch mit die meisten Spiele absolvierten.

Von Personalien macht Giannikis den Aufschwung jedoch nicht abhängig, jeder kann sich wieder anbieten – so stand auch Vrenezi zuletzt wieder in der Startelf. Entscheidend ist für den Trainer, was auf dem Platz passiert. "Das ist eine mannschaftliche Geschlossenheit", erklärte Giannikis kürzlich nach dem Spiel gegen Rot-Weiss Essen (2:0). "Wir verteidigen gemeinsam, wir greifen gemeinsam an. Jeder ist eingebunden, jeder stellt sich und seine Fähigkeiten in den Dienst der Mannschaft." Das haben die Münchner schonmal umgesetzt.

Grund 3: Angriffspressing

Aus der kompakten Defensive heraus lässt Giannikis seitdem ein effektives Angriffspressing spielen. Damit hat der Cheftrainer sogleich eine neue Taktik auf Giesings Höhen eingespielt, die den Münchnern nun entsprechenden Schwung gibt. Auch das klappte zuletzt immer besser, wie Giannikis nach der RWE-Partie betonte: "Das birgt ein gewisses Risiko, aber wir haben Essen dadurch zu Fehlern gezwungen." Rieder stellte beim ersten Tor den Raum zu, Guttau lief den Gegenspieler an – und erzwang den Fehler, dass Lakenmacher einen Rückpass im Essener Aufbauspiel abfangen und verwandeln konnte. Im zweiten Versuch war es Nankishi, der von hinten drückte und wieder den Fehler provozierte.

Klappte schon gegen Essen, klappte auch wieder gegen Ingolstadt. Schröter stellte den Gegenspieler auf der Außenbahn, ein Fehlpass in die Mitte leitete den Sechzger-Angriff ein – und wieder war Lakenmacher zur Stelle. Auch Glück kam noch hinzu, weil Guttau und Lakenmacher beim zweiten Treffer jeweils die Defensive stark anliefen, der Rückpass dann aber auch noch vom FCI-Keeper ins eigene Netz gelegt wurde. Trotz des kapitalen Fehlers der Schanzer war das Angriffspressing der Ausgangspunkt.

Grund 4: Lakenmacher blüht auf

Apropos Lakenmacher: Der 23-jährige Angreifer ist endlich der Mittelstürmer, den die Löwen brauchen. Einzig am 1. Spieltag netzte der Ex-Havelser unter Jacobacci ein, seit der Amtsübernahme von Giannikis sind es schon drei Tore und eine Vorlage, dazu traf er nun zweimal in Folge – auch dank starker Vorlagen von Julian Guttau, mit dem er perfekt harmoniert. In Abwesenheit von Joel Zwarts musste der Ex-Trainer irgendwann zwar auf Lakenmacher setzen, doch unter Giannikis bekommt der 23-Jährige ein ganz anderes Gefühl. "Er gibt mir Selbstvertrauen, das spüre ich", lobte Lakenmacher seinen neuen Chef.

An dieser Stelle werden die Münchner wohl froh sein, dass sie dem Mittelstürmer nicht längst den Laufpass gegeben haben, denn Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied hatte es aufgrund der unzufriedenstellenden Ausgangslage bereits im Winter gegeben – ja gar schon im Sommer, als Jacobacci eine Verlängerung plus Leihe von Lakenmacher anstrebte. Oder wollte er den 23-Jährigen komplett abgeben? Der Umgang mit Lakenmachers Personalie sorgte durchaus für Irritationen – nun sind die Münchner froh über seine Anwesenheit.

Grund 5: Giannikis

Der entscheidende Grund für den Aufschwung ist natürlich Giannikis selbst. Der 43-jährige Nürnberger ist ein Mann klarer Ansagen, der sich nicht in ausschweifender Wortkunst verliert. Auch Pressekonferenzen dauern daher unter Giannikis nur noch halb so lang wie unter seinem Vorgänger, der Informationsgehalt scheint dafür zugenommen zu haben. So, wie es der Cheftrainer nun in der Medienrunde handhabt, scheint er es auch innerhalb des Kaders zu meistern. Denn ohne Umschweife machte Giannikis beispielsweise Hiller wieder zum sicheren Rückhalt und Lakenmacher zum Torjäger, wie schon beschrieben.

Auch die Entwicklung beispielsweise von Ouro-Tagba wird durch konsequente Jokereinsätze (zwei Tore) gefördert, indem der Nachwuchsstürmer der Münchner dann für seine Leistungen auch mal in die Startelf rückt. Statt mannigfaltiger Worthülsen und gegensätzlicher Handlungen hat Giannikis offensichtlich das Leistungsprinzip wieder entscheidend für Einsatzzeiten gemacht. Da prallt auch die Unruhe im Verein, entstanden durch den Gesellschafter-Streit, an der Mannschaft ab.

   

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