Sachsen-Derby zwischen Dresden und Aue: Was für wen spricht
Zum 100. Mal treffen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden am Sonntag (16:30 Uhr) im mit Spannung erwarteten Sachsen-Derby aufeinander. Im Vorfeld analysiert liga3-online.de, was für wen spricht.
Selbstvertrauen: Sind Dynamo Dresden in den ersten vier Pflichtspielen im neuen Jahr trotz bester Chancen lediglich vier Treffer geglückt, dürfte das jüngste 7:2 gegen den VfB Lübeck als Brustlöser wirken. Der Knoten in der Offensive scheint geplatzt und das Selbstvertrauen zurück zu sein. Anders lassen sich auch die Aussagen vom zweifachen Torschützen Jakob Lemmer nicht interpretieren. Der 23-Jährige heizte die Stimmung unter der Woche in der "Bild" an, als er Aue versprach, es noch einmal "genauso" machen zu wollen. "Ich hoffe, Aue kriegt ein bisschen Schiss. Wir haben uns heiß geschossen für sie. Vielleicht haben sie jetzt Angst vor uns", so Lemmer. Die SGD kommt also mit ordentlich Rückenwind in den Schacht und wird nicht weniger als drei Punkte mitnehmen wollen.
Bilanz: Insgesamt 99 Mal standen sich Dynamo und Aue in der Geschichte bereits gegenüber, der direkte Vergleich geht dabei klar an die SGD. Schon 44 Mal ging Dresden als Sieger vom Platz, während Aue erst 28 Spiele gewinnen konnte. In der 3. Liga holte Dresden aus bislang neun Partien starke 18 Punkte, Aue hingegen konnte erst sechs Zähler verbuchen. In der letzten Saison gingen beide Spiele mit 1:0 an Dynamo, auch im Hinspiel setzten sich die Schwarz-Gelben gegen den Rivalen aus dem Erzgebirge mit 2:1 durch.
Nach Führung immer gewonnen: Geht Dynamo Dresden in dieser Spielzeit in Führung, kann sich der Gegner eigentlich bereits zum Duschen begeben. 16 Mal lag der Tabellenzweite vorne, 16 Mal wurde der Vorsprung schließlich auch über die Zeit gebracht. Damit hält Dresden unangefochten den Liga-Bestwert in dieser Statistik. Aue hingegen teilte noch viermal die Punkte und gab zwei Partien sogar komplett ab. Das Hinspiel gewann Dresden – nach Führung – mit 2:1, musste nach einem Platzverweis und einem Gegentreffer in der Schlussphase allerdings kurzzeitig noch einmal zittern.
Heimstärke: Das Erzgebirgsstadion glich zuletzt immer mehr einer Festung, seit fünf Spielen sind die Veilchen in ihrer Heimspielstätte mittlerweile ungeschlagen. Überhaupt hat Aue daheim erst dreimal verloren. Zwar rangiert das Team von Pavel Dotchev in der Heimtabelle trotzdem nur auf Rang acht, hat aber zusammen mit dem TSV 1860 München und der SpVgg Unterhaching die wenigsten Gegentore kassiert. Nur neunmal durften die Gegner in Aue bisher jubeln, vielleicht beißt sich auch die wiedererstarkte Offensive von Dresden an der Abwehr der Veilchen die Zähne aus. Die Dresdener kassierten fünf ihrer acht Niederlagen in der Fremde und präsentierten sich nicht immer komplett sattelfest.
Mentalität: Die Männer des FC Erzgebirge Aue sind kleine Mentalitätsmonster, schon 15 Punkte holte das Team von Trainer Dotchev noch nach Rückständen. Damit liegen die Veilchen nur knapp hinter den Comeback-Königen aus Verl, die am Ende sogar noch 16 Zähler holten. Das beste Beispiel dafür, dass sie niemals aufgeben, lieferten die Veilchen erst in der Vorwoche. Gegen Halle lag Aue zweimal zurück, um am Ende doch mit 3:2 zu gewinnen. Dresden hingegen verlor nach Rückstand fast immer, zuletzt gelang es sechsmal in Folge nicht, einen 0:1-Rückstand noch zu drehen.
Motivation: Die Aussagen von Lemmer (siehe oben) dürften bei den Spielern von Aue gar nicht gut ankommen und vielleicht sogar für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgen – wenn es den in dem Derby überhaupt noch braucht. Aues Verteidiger Anthony Barylla ließ bereits verlauten, man habe "Respekt vor Dynamo, aber keine Angst", und verwies darauf, dass Derbys häufig ihre eigene Geschichte schreiben würden. Auch der Rest des Teams dürfte sich – auch für die Hinspiel-Niederlage – revanchieren wollen. Und wer – wenn nicht Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev – könnte seine Mannschaft vor Anpfiff in der Kabine noch einmal so richtig pushen.