"Unfassbares Spiel": Sandhausens historische Aufholjagd
Was für ein Spektakel! Der SV Sandhausen lag zuhause gegen Tabellenführer Jahn Regensburg bereits nach elf Minuten mit 0:3 zurück – und drehte die Partie anschließend in einen 6:3-Erfolg! Ein Sieg, der in vielerlei Hinsicht historisch ist.
Als erster Drittligist einen Drei-Tore-Rückstand gedreht
"Wahnsinn", platzte es aus SVS-Coach Jens Keller am "MagentaSport"-Mikrofon heraus. "Das war ein unfassbares Spiel. Ich bin jetzt schon paar Jahre im Fußball dabei und habe schon viele Dinge erlebt." Aber eine solche Aufholjagd wie heute, das sei ein Novum für ihn, so der 53-Jährige. In der Tat ist Sandhausen die erste Mannschaft in der Historie der 3. Liga, die einen Drei-Tore-Rückstand noch in einen Sieg drehen konnte.
Und nicht nur die Sandhäuser Aufholjagd sicherte der spektakulären Partie einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Auch die Anzahl der Tore – immerhin neun Stück – ist historisch: Nur beim 5:5 zwischen Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf im Mai 2009 fielen in einer Drittliga-Partie noch mehr Treffer als am Samstag. Neun Treffer – das gab es bisher neunmal in der 3. Liga, zuletzt am vergangenen Wochenende beim Dresdner 7:2-Sieg gegen den VfB Lübeck.
Horror-Anfangsphase
Dass Sandhausen zu solch einem Spektakel in der Lage ist, war in den letzten Wochen nicht abzusehen. In den fünf Partien nach der Winterpause war der Keller-Elf stets nur ein Treffer gelungen – bei insgesamt nur drei Gegentreffern. Doch am Samstag war von Beginn an ein Torreigen angesagt: Nach einem Freistoß erzielte Regensburg das frühe 0:1 (3.), nach einer Ecke das 0:2 (8.) und nach einem erneuten Freistoß das 0:3 (11.). Zu diesem Zeitpunkt deutete absolut nichts auf einen glorreichen Sandhäuser Sieg hin – im Gegenteil: Es bahnte sich ein Debakel an. "Das waren drei Standardsituationen, die wir sehr, sehr schlecht verteidigen. Da überlegst du dir als Trainer schon, ob man direkt handeln soll", gab Keller nach dem Spiel preis.
Doch seine Mannschaft ließ ihm gar keine Zeit zum Reagieren. Ein schneller Doppelschlag durch Patrick Greil (13.) und Yassin Ben Balla (15.) brachte Sandhausen direkt wieder ran. Livan Burcu glich die Partie schließlich noch in der ersten Halbzeit mit einem sehenswerten Treffer aus (38.). "Die Art und Weise, wie wir nach dem frühen Rückstand aufgetreten sind, der Mut und das Selbstbewusstsein, das war überragend", lobte Keller.
"Ausrufezeichen im Aufstiegskampf"
Und während von Regensburg in der zweiten Halbzeit offensiv nicht mehr viel kam, schlug Sandhausen auch in der zweiten Halbzeit dreifach zu. Greil (60.) und Burcu (68.) schnürten jeweils einen Doppelpack, zudem traf der eingewechselte David Otto vom Punkt (82.). Sandhausen hatte Tabellenführer Jahn Regensburg, das bis dato die beste Defensive der Liga stellte, ganze sechs Gegentore eingeschenkt. Vom Abschlussproblem der letzten Wochen war keine Spur mehr zu sehen.
"Das Spiel heute hat gezeigt, wie viel Potential in dieser Mannschaft steckt", frohlockte Doppelpacker Greil nach der Partie. Sein Trainer wertete den berauschenden Sieg gegen den Tabellenführer als "Ausrufezeichen im Aufstiegskampf". Die nächste Chance, den Rückstand auf den Relegationsrang zu verkürzen – aktuell trennen den SVS fünf Punkte vom SSV Ulm 1846 – bietet sich der Keller-Elf am kommenden Samstag im Spiel gegen Viktoria Köln. Dann würden die Protagonisten sicherlich auch einen weniger spektakulären Sieg akzeptieren.