Greil im Interview: "Für mich ein einzigartiger Erfolg"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Sandhausens Winter-Neuzugang und Doppeltorschütze Patrick Greil über das spektakuläre 6:3 nach 0:3-Rückstand gegen Spitzenreiter Jahn Regensburg, seinen Wechsel aus Österreichs 1. Liga nach Sandhausen und die kommende Aufgabe bei Viktoria Köln.

"Hatten das Momentum auf unserer Seite"

liga3-online.de: 6:3 nach 0:3 – hatten Sie so etwas vorher schon erlebt, Herr Greil?

Patrick Greil: Ich glaube sogar, dass ich zuvor überhaupt noch nie ein 0:3 aufgeholt habe. Daher wäre schon ein 4:3 etwas Besonderes gewesen. Ein solches Spiel dann sogar noch 6:3 zu gewinnen, ist für mich ein einzigartiger Erfolg.

Mit einem Doppelpack trugen Sie Ihren Teil zum Comeback bei. Wie war das möglich?

Nach dem frühen 0:3 in der 11. Minute haben wir uns alle erst einmal angeschaut und dachten vermutlich: Was ist hier los? Durch das schnelle 2:3 wussten wir aber, dass alles wieder offen ist. Wir hatten das Momentum auf unserer Seite.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als das 4:3 fiel und das Spiel gedreht wurde?

Tatsächlich fiel mein Torjubel sehr emotionslos aus. Ich war einfach platt und der Puls war hoch. (lacht) Ich hatte nicht viel Energie, um zu denken. Aber die Freude hielt sich auch erst einmal in Grenzen. Das eine Tor Vorsprung war mir zu wenig für Euphorie. Erst mit dem 5:3 wurde mir klar: Das Spiel geben wir nicht mehr her.

Sandhausen ist damit im neuen Jahr weiterhin unbesiegt. Wie groß ist der Anteil vom Trainerteam an dieser Siegermentalität?

Das Team um Jens Keller macht einen großartigen Job. Der Fokus liegt speziell auf der Defensivarbeit und einer kompakten Verteidigung als Mannschaft. Klammern wir mal die ersten elf Minuten gegen Regensburg aus, setzen wir die Vorgaben insgesamt schon sehr gut um. (lacht)

Gab es dementsprechend in der Halbzeit gegen Regensburg eine Ansage vom Trainerteam?

Da es zu diesem Zeitpunkt schon 3:3 stand, war das nicht der Fall. Die Ansprache war sehr positiv, nachdem wir den hohen Rückstand so schnell egalisieren konnten. Es ging vielmehr darum, dass wir die Energie der Aufholjagd mit in die zweite Halbzeit nehmen. Das haben wir geschafft.

 

"Positiv überrascht von der Professionalität"

Durch den Sieg stehen Sie mit dem SVS auf Platz fünf. Wie bewerten Sie die Tabellensituation?

Die meisten Teams sind alle sehr eng beieinander – sowohl qualitativ als auch tabellarisch. Die Liga ist unfassbar ausgeglichen, und jeder kann jeden schlagen. Deshalb macht es nicht viel Sinn, zu viel auf die Tabelle zu schauen. Für uns ist es aber spannend, dass Regensburg und Dresden aktuell Punkte liegen lassen. Das gibt uns – und auch allen anderen Verfolgern – Energie und Motivation, dranzubleiben und die Hoffnung nicht aufzugeben, den Rückstand noch wettzumachen.

Am Samstag geht es zu Viktoria Köln. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Die Viktoria wird durch das Nachholspiel gegen den 1. FC Saarbrücken am Mittwochabend (2:5, d. Red.) weniger regenerieren können. Ob das ein Vorteil für uns ist, wird sich zeigen. Ich erwarte ein intensives Spiel gegen eine abgezockte Truppe. Wir werden versuchen, den Schwung aus der Partie gegen Regensburg mitzunehmen.

Für Sie ist Sandhausen die erste Station in Deutschland. Wie ist Ihr Eindruck nach knapp zwei Monaten – und wie groß war die Umstellung von Wien zu Sandhausen?

Aus sportlicher Sicht war es sicher eine gewisse Umstellung, so groß aber nun auch wieder nicht. Ich war positiv überrascht von der Professionalität und vom hohen Niveau in der 3. Liga. Insgesamt muss ich auch sagen, dass es hier in Deutschland mehr Bock macht, zu spielen. Zwar hatte ich bei meinem Ex-Verein Rapid Wien immer eine tolle Stimmung im Stadion. Aber insgesamt ist die Fankultur in Deutschland eine ganz andere. In allen Stadien herrscht eine wahnsinnige Energie und die Zuschauer sorgen für eine unglaubliche Atmosphäre. Privat musste ich mich sicher auch umstellen – Wien ist groß, Sandhausen klein. (lacht) Ich wohne in Heidelberg und fühle mich hier in der Region sehr wohl.

Was hat Sie zum Schritt aus der 1. Liga Österreichs in die 3. Liga Deutschlands bewogen?

Ich bin mit deutschem Profifußball aufgewachsen und ein Kind der Sportschau. Die Bundesliga in Deutschland ist einfach die interessantere und bessere Liga. Daher war die Idee eines Wechsels nach Deutschland immer im Hinterkopf und ich bin glücklich, dass es jetzt im Januar funktioniert hat. Der SV Sandhausen ist ein Verein mit dem Anspruch, wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Es ist ein tolles Projekt für mich, das mir sportlich wie privat die Möglichkeit gibt, etwas Neues zu erleben.

   

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