Kommentar: So verspielt Dynamo Dresden den Aufstieg
Lange wurde Dynamo Dresden während der laufenden Saison seiner Rolle als einer der Top-Favoriten auf den Aufstieg gerecht, doch seit der Winterpause läuft es nicht mehr. Die Konsequenz: Den direkten Aufstiegsplatz sind die Sachsen seit Samstag los. Längst schrillen die Alarmglocken, denn so verspielt Dynamo den Aufstieg. Ein Kommentar.
Dynamo war sich zu sicher
Was ist nur mit Dynamo passiert? In der Hinrunde dominierten die Schwarz-Gelben ihre Gegner nach Belieben und hätten gemessen an der hohen Anzahl an Chancen sogar noch mehr Punkte holen können und sogar müssen. Die aktuelle Negativserie von schon fünf Niederlagen in diesem Jahr aber allein an der fehlenden Effektivität festzumachen, wäre zu kurz gegriffen. Vielmehr ist der SGD das Selbstverständnis aus der Hinrunde abhanden gekommen. Gerade in den Derbys gegen Aue und Halle fehlte es zudem an der nötigen Einstellung, die Partie unbedingt gewinnen zu wollen.
"Wo ist unsere Körpersprache, wo haben wir uns gewehrt, wo sind wir in die Zweikämpfe gegangen?", hatte Kapitän Stefan Kutschke nach der Pleite beim HFC den fehlenden Willen angeprangert und jedem Spieler empfohlen, sich zu hinterfragen, "ob er das große Ziel noch will und ob er alles dafür getan hat". Die meisten Akteure werden das in Bezug auf das Halle-Spiel wohl mit "nein" beantworten müssen. Dabei haben die Spieler in der Hinrunde oft genug gezeigt, über welche Qualitäten sie verfügen – auch im kämpferischen Bereich.
Somit gibt es für den eklatanten Leistungsabfall eigentlich nur eine Erklärung: Dynamo war sich im Winter bei zehn Punkten Vorsprung auf Rang 3 schlicht zu sicher, dass der Aufstieg gelingen wird. Und jetzt, wo es spielerisch nicht mehr läuft, macht der Kopf nicht mehr mit. Darauf lassen auch Kutschkes Aussagen von Samstag schließen: "Vielleicht haben wir uns im Winter schon zu gut gesehen. Vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir gedacht haben." In Bezug auf die spielerischen Qualitäten, die unbestritten hoch sind, trifft das sicherlich nicht zu. Wohl aber auf die Grundtugenden wie Leidenschaft und Kampf, die gerade in schwierigen Situationen unabdingbar sind.
Auch Anfang muss liefern
Trainer Markus Anfang ist nun gefordert, die Zügel anzuziehen. Zudem täte der 49-Jährige gut daran, einen Plan B zu entwickeln, falls die eigene Spielidee nicht funktioniert. So wie es etwa in Aue und Halle der Fall war, als der Gegner das Spielsystem der SGD komplett aushebelte. Am Montagabend soll es nach "Kicker"-Angaben zu einer Krisensitzung des Aufsichtsrates kommen, bei der offenbar auch über die Zukunft von Sportchef Ralf Becker und Anfang gesprochen werden soll.
Noch scheint Anfang zwar den Rückhalt der Verantwortlichen zu genießen, muss nun aber liefern. Findet er keine Lösung, könnte es das bald für den 49-Jährigen gewesen sein. Schließlich war der Aufstieg vor der Saison als klares Ziel ausgegeben worden, die komplette Planung (auch in finanzieller Hinsicht) ist darauf ausgelegt. Doch so wie Dynamo in den letzten Wochen aufgetreten ist, wird der Aufstieg verspielt.