"Wie ein Absteiger gespielt": Dotchev wird nach Pleite deutlich
Nach der 0:2-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken sind bei Erzgebirge Aue auch die allerletzten Aufstiegsträume geplatzt. Zu schwach präsentierten sich die Veilchen während der ersten Halbzeit, was Trainer Pavel Dotchev zu deutlichen Worten veranlasste.
"So habe ich meine Mannschaft noch nie gesehen"
Für gewöhnlich ist Aues Coach nach Spielen ruhig und besonnen. Doch im Anschluss an die Pleite in Saarbrücken platzte es aus dem 58-Jährigen im Interview mit "MagentaSport" nur so heraus. Auf die Frage, was ihm nicht gefallen habe, antwortete er kurz und knapp "alles". Besonders mit der ersten Halbzeit zeigte sich Dotchev überhaupt nicht einverstanden. "Die haben wir komplett verschlafen. Das war zu kompliziert und sehr schlecht. Wir haben uns das Leben brutal schwer gemacht." Zudem sei die Körpersprache "emotionslos" gewesen. Das deutliche Urteil des Deutsch-Bulgaren: "Wir haben wie ein Absteiger gespielt." Ein Umstand, von dem sich Aues Coach regelrecht erschrocken zeigte: "So habe ich meine Mannschaft eigentlich noch nie gesehen." Bis auf zwei, drei Spieler "hätte ich zur Pause alle auswechseln können", ging Dotchev mit seiner Mannschaft hart ins Gericht.
Doch wie ist ein derart schwacher Auftritt zu erklären? "Ich denke, dass wir überrascht davon waren, wie aggressiv wir von Saarbrücken angelaufen wurden. Wir hatten Probleme mit langen Bällen hinter die Kette, das haben wir nicht gut verteidigt. Es passte alles zusammen, der Elfmeter gegen uns war eine logische Konsequenz für das, was wir bis dahin gebracht haben." In der zweiten Halbzeit habe es seine Mannschaft dann "ein bisschen besser" gemacht, doch nach zwei Gegentoren während den ersten 45 Minuten war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. "Wenn wir den Anschlusstreffer erzielt hätten, wäre vielleicht nochmal ein bisschen Hoffnung aufgekommen. Aber wir haben das Spiel in der ersten Hälfte verloren." Mit dem 0:2 war Aue angesichts von 1:16 Torschüssen sogar noch gut bedient.
"So holen wir keinen einzigen Punkt mehr"
Auch Erik Majetschak war bedient: "Es ist schwierig in Worte zu fassen, was da los war und was da passiert ist. Wir saßen mit den Gedanken noch im Bus. So eine Halbzeit anzubieten, das geht überhaupt nicht! Da können wir uns nur als Mannschaft bei den Fans entschuldigen." Die Anhänger feierten sich während des zweiten Durchgangs mit einer Poloanise im Gästeblock selbst und versuchten, die Niederlage schnell abzuhaken. Ob die Mannschaft das auch schaffen wird? "Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht. Das war leider unterirdisch", legte Majetschak den Finger in die Wunde. "Wir haben nun eine Woche Zeit, die Wunden zu lecken. Dann geht es weiter, und wir greifen wieder an!"
Nach oben geht angesichts von neun Punkten Rückstand auf Platz 3 aber wohl nichts mehr, vielmehr richtete Dotchev die Blicke gar nach unten. "Wir brauchen noch Punkte, um den Klassenerhalt zu sichern. Also von daher: Ich gucke eher nach unten als zu träumen und mich selber zu belügen. Denn so wie wir gespielt haben, werden wir keinen einzigen Punkt mehr holen", schloss Dotchev seine deutliche Analyse ab. Mit 42 Punkten nach 29 Partien und 14 Zählern Vorsprung auf die Abstiegsplätze sollte aber eigentlich nichts mehr passieren. Wiedergutmachung betreiben können die Veilchen nächsten Samstag gegen Viktoria Köln. Ob auch die kurzfristig ausgefallenen Marcel Bär (krank) und Tim Danhof (Schulterprobleme) dann wieder dabei sein werden, ist noch offen.