Die Position des F.C. Hansa Rostock im Abstiegskampf

Die Fans des FC Hansa Rostock sind leidgeprüft. Jahrelang kämpfte die Kogge in der Bundesliga gegen den drohenden Abstieg, Hansa das ewige Kellerkind. In Dortmund und München gab es selten etwas zu holen und doch kam der Verein mit dieser Rolle irgendwie zurecht, auch wenn man als Anhänger des Clubs am Montag nach den Spieltagen regelmäßig mit den häufigen Niederlagen des Clubs gepiesackt wurde. Zehn Jahre lief das so, dann tauschte der FC Hansa die Rolle und war als Absteiger Favorit der 2. Liga, eine Rolle die man zuerst überhaupt nicht, ein Jahr später dafür mit Bravour meisterte. Ende 2006 blieb der FC Hansa als einziger Verein der ersten drei Ligen in der Hinrunde ungeschlagen. Es folgte ein beispielloser Absturz und im Jahr 2013, nur wenige Monate nach der atemberaubenden finanziellen Rettung durch die Stadt, erlebt Hansa Rostock eine Krisensaison wie noch nie zuvor. Zwar konnte der Verein in der Winterpause mit der engagierten Fanszene Rostock Frieden schließen, eine Baustelle, die den Verein 2007 mit in die Bundesliga begleitete und seitdem offen war, und die geschlossene Südtribüne wiedereröffnen, dafür hapert es beim ehemaligen Bundesligisten aus der Hansestadt sportlich so sehr, dass selbst ein Abstieg aus der 3. Liga nicht undenkbar ist. Neun Spieltage vor Schluss ist es nun an der Zeit, einen Ausblick auf das Saisonfinale für die Hanseaten zu werfen.

Das Restprogramm

Bis zum Schlusspfiff am 18. Mai erwarten die Hanseaten noch acht reguläre Spiele und das Nachholspiel gegen den SV Babelsberg 03 vom Dezember, welches aufgrund des schier endlosen Winters am 16. April zum fünften Mal angesetzt worden ist. Vor allem in den kommenden zwei Wochen kommt es knüppeldick für die Kogge, nachdem man am kommenden Samstag in Osnabrück zu Gast ist, gegen die man selbst in der Hinrunde während der zwischenzeitlichen Siegesserie mit 0:3 unterging, wird in der Woche darauf die Arminia aus Bielefeld in der DKB-Arena erwartet. Zwei Mannschaften also, die vehement um die Aufstiegsplätze kämpfen und, anders als der FC Hansa, jeweils durchschlagskräftige Stürmer in ihren Reihen haben. Zum Restprogramm gehört zudem noch der Karlsruher SC, ein schon mehr oder weniger sicherer Aufsteiger. Gegen diese drei Teams wäre zum jetzigen Zeitpunkt jeder Punkt ein Geschenk, besitzen doch alle drei das, was der Kogge in dieser Saison fehlt, ein klar zusammengewachsenes Gefüge, was konzentrierte und disziplinierte Auftritte beschert. Gegen wen also die fehlenden Punkte im Abstiegskampf holen? Die restlichen Teams reihen sich mit dem FC Hansa zum Teil in eine Kette von ambitionierten Tieffliegern wie Rot-Weiß Erfurt oder die Kickers Offenbach, oder sie lassen sich aus verschiedensten Gründen einfach nicht vorhersagen, wie die oftmals leidenschaftlich kämpfende zweite Mannschaft des amtierenden Meisters aus Dortmund oder die finanziell strauchelnden Aachener, welche den Verein nur mit dem Klassenerhalt retten könnten. Lediglich Saarbrücken und eben Babelsberg erscheinen als Duelle, die ohne Wenn und Aber gewonnen werden sollten. Wobei man das auch über das Duell gegen Darmstadt sagte…

Die Fieberkurve

Der FC Hansa hat in den vergangenen dreizehn Spielen nur eines gewonnen, so das vorläufige „Zwischenzeugnis“ des Traditionsclubs. Seit der Winterpause schoss man in acht Spielen nur vier Tore, mit Dortmunds Zweitvertretung, welche noch einige Nachholspiele offen hat, sind die insgesamt 26 erzielten Tore das der drittschlechteste Wert aller Drittligisten. Immerhin: Die Abwehr steht mittlerweile etwas sicherer, seit dem 1:3-Debakel in Halle gab es zwar kein Tor, aber eben auch kein Gegentor mehr. Was gleichsam die Frage aufwirft, ob der Elf von Marc Fascher das Verteidigen des eigenen Strafraums so viel Konzentration abverlangt, dass kein Nerv mehr für den Angriff bleibt, ohne den Spiele bekanntlich nicht zu gewinnen sind. Hinderlich könnte dabei die stetige Rotation der Startelf sein, was davon untermauert wird, dass der Mannschaftsteil, in dem in den letzten Wochen am wenigsten rotiert wurde – die Abwehr – , jener ist, der in den Spielen gegen Stuttgart II und Darmstadt die wenigsten Probleme aufwarf. Demgegenüber wirkt die Offensive der Hanseaten aus bemühten Einzelkämpfern und einem Dompteur namens Nico Zimmermann, der mit der Zeit in seinem energischen und zuverlässigen Spiel einen offensiven Gegenpart zu Ken Leemans und Sebastian Pelzer zu mimen scheint und den man in Rostock unbedingt zu halten versuchen sollte. Allen anderen, auch zuletzt kritisierten Neuzugängen wie Colin Quaner, konnte man in den beiden „Null-Partien“ gegen Stuttgart II und Darmstadt keine mangelnde Willenskraft vorwerfen. Es scheiterte aber zu oft an Missverständnissen und am fehlenden Selbstbewusstsein, etwas zu versuchen, Chancen zu kreieren und nicht auf Konter zu reagieren, die selbst im Falle des Falles nicht konsequent ausgespielt wurden. Möglich, dass die aggressivere Spielweise Osnabrücks und Bielefelds den Hanseaten entgegenkommen wird, die ersehnte Gewissheit fehlt logischerweise aber auch dort.

Die Lichtblicke

Kurioserweise ist mit Ondrej Smetana ein Spieler ein Lichtblick, der vor seiner Verletzung aufgrund seines eher statischen Spiels erheblich gescholten wurde. Mit seinem körperbetonten Spiel als großgewachsener Zielspieler, der durchaus Torgefahr ausstrahlt, wirkt er auf dem Platz wie die tschechische Variante eines Mario Gomez, der seinerseits trotz einer überragenden Torquote nie kritiklos durch eine Saison kam. Ähnlich geht es Ondrej Smetana, traf er, wie kurz nach dem Arbeitsbeginn von Marc Fascher, wo er zweimal Spieler des Monats wurde, war er der Held, traf er nicht, der Spieler, der sich nicht bewegt und dem man den beweglicheren Johan Plat vorziehen sollte. Nun strahlte Plat aber seit der Winterpause nicht mal mehr halb so viel Torgefahr aus, wie zu Saisonbeginn, sodass Ondrej Smetanas Rückkehr in die Startelf mit großer Erwartung beobachtet wird. Man erinnert sich daran, dass in der spätsommerlichen Siegesserie die Torgefahr auch nur von einem Spieler ausging – Ondrej Smetana. Ansonsten bleibt das bessere Wissen aller rund um den Verein, vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Fan: Die Mannschaft ist zu mehr in der Lage und ein bahnbrechender Sieg könnte eine kurze Serie auslösen, der die Kogge wieder in ruhige Gewässer treibt. Dazu kommen die nicht irrelevanten sieben Punkte Abstand auf Platz 18, immerhin sechs sind es auf die Plätze davor. Verloren ist der FC Hansa wirklich noch nicht, aber es sollte zu schaffen sein, mit wenigstens noch drei Siegen die Saison zu beenden und nicht abzusteigen.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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