Kommentar: Der MSV hat die 3. Liga nie angenommen
Enttäuschung an der Wedau. Ohne ein Fußball-Wunder wird der MSV Duisburg zum Viertligisten werden. Regionalliga West – Bocholt, Oberhausen und Gütersloh stehen dann auf dem Fahrplan für die neue Saison. Im Hintergrund wurde das Worst-Case-Szenario bereits vorbereitet, aber was die Zebras jetzt wirklich brauchen, ist ein Plan für die Zukunft. Denn die 3. Liga hat der MSV nie angenommen. Ein Kommentar.
Vom Spitzenreiter zum Absteiger
Was geschah im Winter der Saison 2019/20? Der MSV Duisburg war Tabellenführer in der 3. Liga, und Spieler wie Stoppelkamp, Daschner und Mickels verzückten das Publikum. Dann vergeigte die Mannschaft von Torsten Lieberknecht den Endspurt, der renommierte Bundesliga-Coach ließ bei Rückblicken auf seine Zeit in Duisburg kein gutes Haar am Verein. Weil sein langjähriger Co-Trainer Darius Scholtysik, der heute ebenfalls als Assistent im Oberhaus arbeitet, im darauffolgenden Sommer gehen musste? Lieberknecht war danach auch schnell weg – und statt eines Co-Trainers wurden beim MSV in der Folgezeit fünf neue Cheftrainer bezahlt.
Vermutlich ist die Anekdote unpassend, weil kein Unbeteiligter die genauen Hintergründe kennt. Die komplette Misere eines Traditionsklubs an einer Entscheidung im Trainerteam festzumachen, ist sicherlich nicht fair. In der Geschichte des MSV Duisburg wird es eine Randnotiz bleiben. Doch der Kern dieses Beispiels ist, dass sich die kleinen Fehler in der Vereinsführung häuften und wie ein roter Faden durch die Jahre zogen. Summiert ergibt es nun den wahrscheinlichen Abstieg aus der 3. Liga. Und da stellt sich die Eingangsfrage wieder: Was ist passiert, dass sich der MSV von einem Fahrstuhlkandidaten der 2. Bundesliga innerhalb weniger Jahre zum Absteiger in der 3. Liga entwickelte?
Finanzen immer wieder das Kernthema
Die Antwort klingt zu einfach, um wahr zu sein: Der MSV hat die 3. Liga nie wirklich angenommen. Nicht akzeptiert, weil die finanzielle Situation des Vereins auch gar nichts anderes zuließ. Der MSV muss zurück in die 2. Bundesliga, um wirtschaftlich zu überleben. Selbst jetzt, wo die Zebras dem endgültigen Absturz wohl nicht mehr entkommen, schweben Aussagen rund um einen Aufstieg 2025 über den Köpfen der Verantwortlichen. Weil sie keine Wahl haben – und weil sie nie eine echte Alternative geschaffen haben. Immer wieder wurde auf den letzten Metern noch Geld durch Sponsoren, Fans oder sonst wie freigemacht. Ein langfristiger Plan B zur 2. Bundesliga war nie erkennbar. Er war nicht machbar.
Nach vier Jahren im Abstiegskampf erhält der MSV jetzt wohl die Quittung, gar die Endabrechnung. Und dann? Das ganze Thema geht im Prinzip wieder von vorne los. In einem emotionalen Video haben einflussreiche Fans und Sponsoren kürzlich ihre Unterstützung in der Regionalliga zugesichert. Schon stellt sich wieder die gleiche Frage: Was passiert eigentlich, wenn der direkte Wiederaufstieg dann nicht gelingt? Das ist es, was jetzt in den Aufgabenbereich von Geschäftsführer Michael Preetz fällt. Der Vertrag des 56-jährigen Rückkehrers gilt auch in der Regionalliga. Er ist der Mann, von dem sich die Fans jetzt eine grundsätzliche Perspektive für den Verein wünschen.
Plan für die Zukunft muss her
Der MSV Duisburg darf nicht in Schockstarre verfallen – und auf keinen Fall in alte Muster. Die Zebras brauchen einen sportlichen und wirtschaftlichen Plan für die Zukunft. Den Kader, salopp gesagt, auf Pump zu verstärken und zu hoffen, dass alles gut gehen wird, hat in den letzten elf Jahren nicht dauerhaft funktioniert. Ja, die finanzielle Situation setzt den Verein unter Druck. Ja, der MSV ist keine Manager-Simulation auf dem PC, bei der alles auf Knopfdruck gerichtet werden kann. Ja, in der Haut der Verantwortlichen will niemand stecken.
Aber essentiell für das weitere Bestehen des Meidericher Spielvereins wird sein, dass die Duisburger am Tiefpunkt ihrer Vereinsgeschichte etwas aufbauen, das auf einem gesunden Fundament fußt. Die 3. Liga ist jetzt das Ziel. Aber bitte ohne den Eindruck, dass alles auf Teufel komm' raus passieren muss. Den Teufel haben nämlich schon viele in den letzten Jahren an die Wand gemalt, bis er Realität wurde.