Das Preußen-Momentum ist weg: Was geht noch im Endspurt?
Im Aufsteiger-Duell wird Preußen Münster wohl den Kürzeren ziehen – abgezockte und reifere Ulmer brachten den SCP mit der 0:2-Niederlage am Samstag nicht nur um drei Punkte, sondern wohl auch um die realistische Chance auf den direkten Aufstieg. Doch es geht noch um jede Menge. Entscheidend ist eine Frage: Können die Adler ihre Frühjahrs-Form wiederfinden oder ist die Luft im Endspurt plötzlich raus?
Nicht mehr am Leistungsmaximum
Nein, ein alleiniger Ausrutscher war das 1:3 gegen Regensburg in der Vorwoche also nicht gewesen. Was sich still und leise angedeutet hatte, scheint rund um den SC Preußen Münster in diesen Wochen Realität zu werden: Er kann das überraschend hohe und konstante Leistungsniveau aus Februar und März derzeit nicht mehr bestätigen. Folgerichtig gab es im Spitzenspiel der Aufsteiger und Durchmarsch-Aspiranten am Samstagnachmittag eine 0:2-Niederlage beim SSV Ulm 1846 – die Spatzen dürfen mehr träumen als je zuvor, während sich die Preußen bemühten, ihre Enttäuschung zu verbergen. Unverhofft spielen sie mit um den großen Preis, um die Zweitliga-Rückkehr nach 33 Jahren. Doch in der aktuellen Verfassung wird dieses Unterfangen schwierig.
"Kein schlechtes Spiel" hatte Trainer Sascha Hildmann seinem Team in Ulm attestiert, und: "Ulm hat es uns gezeigt: zwei Chancen, zwei Tore. Wir haben auch unsere Chancen, machen das Tor aber nicht." Über die erste Aussage ließ sich zumindest diskutieren – mancher zählte das Gesehene zurecht zu den schwächeren Auftritten einer, das muss stets zur Einordnung hinzugefügt werden, überragenden Saison, Ulm hatte sich wie einige Gegner zuvor schlicht ziemlich gut auf die Preußen und ihre Offensiv-Waffen eingestellt. Die Folge: Erstmals seit dem 2. Dezember (0:0 in Saarbrücken) blieb der Sportclub ohne eigenen Treffer. Ulm hatte derweil nicht nur zwei, sondern noch drei bis vier weitere Einschussgelegenheiten, die der starke Max Schulze Niehues im Tor vereitelte.
Es geht noch um zwei Ziele – und auch die Konkurrenz patzt
In der Gesamtbilanz mit dem Regensburg-Spiel und dem glücklichen 1:0 über Dynamo Dresden ist nun dreimal deutlich geworden: Die Liga-Spitze ist den Münsteraner wohl noch einige Prozente voraus. Der Kader der Konkurrenz ist den Hauch breiter aufgestellt, die aktuelle Form spricht eher für andere als für die Münsteraner, die ein wenig im Frühlings-Blues feststecken. Nicht mehr viel ist momentan übrig von der Leichtigkeit, als der SCP die Tabelle Woche für Woche emporkletterte und sieben Partien am Stück für sich entschied. Frühe Rückstände und im Fall Ulm auch eine strittige Schiedsrichter-Entscheidung – Joel Grodowski erhielt nach einem Einsteigen von Ulm-Keeper Christian Ortag anders als noch im Hinspiel (3:2) keinen Strafstoß – sprechen dafür, dass sich Spielglück und Momentum erst einmal in anderen Drittliga-Städten niedergelassen haben.
Es gibt gleichwohl keine Gründe, zu resignieren. Die Schwarz-Weiß-Grünen sehen noch drei Heimspiele vor sich, sie erwartet mit dem FCS nur noch ein Spitzenteam auf heimischem Rasen. Sie kämpfen zugleich um die Relegation und den DFB-Pokal als "Trostpflaster", für den zumindest Platz 4 in der Endabrechnung herausspringen müsste. Und sie sehen ja: Auch viele weitere Kontrahenten – Dresden, Sandhausen, Essen, ja selbst Regensburg – haben geschwächelt. Einige Spitzenteams treffen dazu noch im direkten Duell aufeinander. Noch ist also Zeit, das Tal zu durchschreiten, das auch unumstrittene Stammspieler wie Sebastian Mrowca, Luca Bazzoli und Niko Koulis gerade durchlaufen. Was den Preußen jetzt hilft, ist die Erwartungshaltung ihrer Fans: Die unterstützten mit 950 Mitgereisten in Ulm, spendeten Aufmunterung und freuten sich trotz des Rückschlags über ein bemerkenswertes Jahr. Ganz egal, ob dieses noch veredelt wird oder der SC Preußen "nur" in der oberen Tabellenhälfte einlaufen wird.