"Mit sofortiger Wirkung": HFC trennt sich von Sportchef Sobotzik
Was am Mittwoch bereits durchgesickert war, ist nun offiziell bestätigt: Der Hallesche FC hat sich von Sportchef Thomas Sobotzik getrennt und damit – nach Freistellung von Trainer Sreto Ristic am 1. April – weitere Konsequenzen aus der bislang enttäuschenden Saison und dem drohenden Abstieg gezogen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, vorerst wird Vereinslegende Toni Lindenhahn mehr Verantwortung übernehmen.
Sobotzik "nicht als Allein-Verantwortlicher"
Wie die Saalestädter am Donnerstagabend vermeldeten, habe der Vorstand gemeinsam mit Sobotzik die bisherige Zusammenarbeit ausgewertet sowie Vorstellungen für die zukünftige Ausrichtung ausgetauscht. Im Ergebnis dessen sei der Vorstand, gerade angesichts in den letzten Wochen aufgetretener Sachverhalte, zu dem Entschluss gekommen, die Zusammenarbeit "mit sofortiger Wirkung" zu beenden, teilte der Verein mit. Näher erläutert werden die erwähnten Sachverhalte nicht.
Präsident Jürgen Fox betont, "dass wir Thomas Sobotzik nicht als Allein-Verantwortlichen für den sportlichen Verlauf in dieser Saison sehen." Der Vorstand habe die Entscheidungen der sportlichen Leitung "jeweils mitgetragen" und sehe sich somit auch selbst in der Verantwortung. Gleichzeitig erhebt der HFC-Boss Vorwürfe in Richtung Sobotzik: "So wie wir uns dazu positionieren, die Entscheidungen letztlich akzeptiert zu haben, sollten dann aber jeweils auch alle Beteiligten das machen." Sei das nicht der Fall, stehe dieses einer weiteren Zusammenarbeit im Weg, so Foc.
Vorstandsmitglied Andreas Muth ergänzt: "Natürlich ist uns bewusst, dass es für die Bekanntgabe einer solchen Trennung keinen idealen Zeitpunkt gibt." Der Klubführung sei aber wichtig gewesen, angesichts der schwelenden Diskussionen um diese Personalie nun die Karten auf den Tisch zu legen." Jetzt gelte es, dass die Mannschaft sich auf das kommende Spiel fokussiert. "Wir hoffen dabei auf zahlreiche und lautstarke Unterstützung der Fans."
In Trainerwechsel wohl nicht eingebunden
Überraschend kommt die Trennung nicht, nachdem Sobotzik zuletzt weder bei der Freistellung von Trainer Sreto Ristic, noch bei der Vorstellungs-Pressekonferenz von Stefan Reisinger öffentlich zu Wort gekommen war. Wohl auch, weil er in den Trainerwechsel schon nicht mehr eingebunden war. Darüber hinaus saß Sobotzik beim Spiel in Köln am vergangenen Samstag erstmals nicht auf der Bank, sondern nahm lediglich auf der Tribüne Platz. Zuletzt war der 49-Jährige zwar noch damit beauftragt worden, Kader-Vorbereitungen für den Abstiegsfall zu treffen, nun muss er seinen Posten räumen.
Dass Sobotzik gehen muss, dürfte vor allem mit den zahlreichen Fehlgriffen in der vergangenen Sommer-Transferperiode zusammenhängen. Bestes Beispiel: Mit Patrick Hasenhüttl, Jordi Wegmann, Matthew Meier und Henry Jon Crosthwaite hatte der HFC im Winter neben Andor Bolyki gleich vier Spieler freigestellt, die allesamt erst im Sommer verpflichtet worden waren, dann aber keine nennenswerte Rollen spielten. Mit Dominic Baumann oder Julian Eitschberger waren zwar auch Volltreffer gelungen, doch diese blieben die Ausnahme.
Mehr Verantwortung für Lindenhahn
Weil Sobotziks Vertrag beim HFC dem Vernehmen nach noch bis Dezember 2025 läuft und auch für die Regionalliga gültig ist, werden die Hallenser wohl eine Abfindung zahlen müssen. Und diese soll laut der "Mitteldeutschen Zeitung" angeblich bei rund 150.000 Euro liegen, da der 49-Jährige ein monatliches Gehalt in niedriger fünfstelliger Höhe beziehen soll. Sobotzik hatte den Posten beim HFC im April 2023 von Ralf Minge übernommen. Wer seine Nachfolge übernimmt, ist noch offen. Es werde "sondiert, wie und mit wessen Unterstützung die Planungen für die kommende Saison weiterlaufen", ließ der HFC wissen.
Vorerst wird Vereinslegende Toni Lindenhahn, der seit dem 1. April bereits in die Nachwuchsarbeit des Vereins eingebunden ist, als Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Vorstand fungieren. "Als ich vom Vorstand gefragt wurde, ob ich in dieser schwierigen Situation helfen will, habe ich natürlich sofort zugesagt. Der HFC ist mein Herzensverein, da ist das selbstverständlich", sagt der 33-Jährige, der zwischen 2003 und 2023 für den HFC spielte. Ob nun nochmal ein Ruck durch den Verein geht? Vor den letzten fünf Partien liegen die Saalestädter bereits sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer und drohen nach zwölf Jahren aus der 3. Liga abzusteigen.