Neuaufbau beim MSV: Welche Schritte jetzt folgen sollten
Kann der MSV Duisburg durch den erneuten Trainerwechsel im Endspurt noch acht Punkte in vier Spielen aufholen? Unwahrscheinlich. Bei der Trennung von Boris Schommers handelt es sich daher um eine vorzeitige Maßnahme, um den Neuaufbau in der Regionalliga einzuleiten – so formulierte es Geschäftsführer Michael Preetz auch in der entsprechenden Mitteilung. Welche Schritte jetzt folgen sollten. Ein Kommentar.
Fans vertrauen Preetz – und nur ihm
Der Meidericher Spielverein will sich würdig aus der 3. Liga verabschieden. Noch einmal den Zebra-Twist hören statt die Flippers. NLZ-Leiter Uwe Schubert und MSV-Ikone Branimir Bajic sollen für einen Saisonabschluss sorgen, auf dem die Duisburger in der Regionalliga aufbauen können. Eine Versöhnung mit den Fans muss der erste Schritt sein, um eine Zukunft zu planen, in der an der Wedau wieder gejubelt wird. Boris Schommers? Er wird eine Randnotiz in der MSV-Historie bleiben. Und wenn man ehrlich ist, dann war schon sein Einstand im Oktober mit dem Landespokal-Aus ein Sinnbild der laufenden Saison. Wenngleich Schommers nicht alleine dafür verantwortlich war, dass es in Duisburg nicht geklappt hat.
Jetzt ist Michael Preetz gefordert. An der Westender Straße könnten noch weitere Köpfe rollen, schließlich ist der Geschäftsführer die Person, die zuletzt ins Boot stieg. Vorherige Entscheidungen könnten wieder kippen. Präsident Ingo Wald strebt seit der letzten Jahreshauptversammlung bereits Neuwahlen an, auch die künftigen Funktionen von Kaderplaner Chris Schmoldt und Branimir Bajic, eigentlich Leiter Lizenzbereich, könnten noch einmal überdacht werden. Denn Preetz ist der Mann, von dem die MSV-Fans nun einen gesamtheitlichen Plan haben wollen. Das zeigte schon der Applaus, den der ehemalige Bundesliga-Manager auf besagter JHV bekam. Er war nahezu der einzige, dem das zuteil wurde.
Eigener Nachwuchs als wichtiger Faktor
Doch wie kann ein Neuaufbau in der Regionalliga West aussehen? Natürlich erstmal mit einem neuen Cheftrainer. Der nächste Ansatzpunkt ist dann die Mannschaft. Und da sollte der erste Blick logischerweise in den eigenen Nachwuchs gehen. Mit Lukas Daschner, Darius Ghindovean, Julian Hettwer oder Caspar Jander brachte der MSV in den letzten Jahren immer wieder vielversprechende Talente hervor. Auch Baran Mogultay und Kaan Inanoglu reihen sich aktuell noch in die Riege ein, im Falle des Linksverteidigers wurde eine weitere Zusammenarbeit aber schon in der 3. Liga ausgeschlossen. Er wechselt wohl zum BVB II: Mit Maximilian Braune und Batuhan Yavuz kann der MSV hingegen planen – sie gleichzeitig die einzigen Spieler, die für die kommende Saison in der Regionalliga derzeit unter Vertrag stehen.
Der MSV wird daher schauen müssen, welche Talente aus der U19 noch in Frage kommen. Damit können die Zebras einige Fans schon wieder auf ihre Seite ziehen. Aus dem aktuellen Kader dürfen die Meidericher hingegen nur Spieler behalten, die sich wirklich mit dem Klub identifizieren. Viele Akteure wären sonst schon vor dem ersten Spiel verbrannt. Infrage kämen vielleicht Marvin Knoll, Ahmet Engin oder Thomas Pledl. Weitere nicht ausgeschlossen. Wie machbar solche Personalien jedoch in der Regionalliga wären, sei erst einmal dahingestellt – gerade finanziell. Daher wird eine weitere Aufgabe für Preetz sein, dass er den Scoutingbereich der Duisburger möglichst schnell verbessert.
Gefährlicher "Reinigungsprozess"
Ein direkter Wiederaufstieg ist für das Bestehen des MSV Duisburg wahrscheinlich unumgänglich. So viel dürfte jedem Fan klar sein, der die Ansprachen über die finanzielle Not in der 3. Liga schon nicht mehr hören konnte. Ein "Reinigungsprozess" durch einen Abstieg führt aber nur in den seltensten Fällen zum schnellen Erfolg, doch genau das benötigen die Duisburger jetzt. Allerdings schon wieder unter Druck, weil die Existenz sonst auf dem Spiel steht.
Davon darf sich Preetz in seinen Entscheidungen nicht treiben lassen. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Wuppertal, Fortuna Köln, Oberhausen oder Bocholt werden auch in der neuen Saison ihren Hut mit in den Ring werfen. Für den Neuaufbau muss Preetz nicht nur schnelle, sondern auch kluge Schritte gehen. Angefangen schon beim noch vorhandenen Personal, wie jetzt bei Boris Schommers geschehen.