Das sind die Gründe für den verspielten Aufstieg der SGD

Zum Ende des vergangenen Jahres noch Tabellenzweiter und zehn Punkte vor Platz 3, hat Dynamo Dresden den Aufstieg in der Rückrunde (nur 19 Punkte in 18 Partien) komplett verspielt. liga3-online.de nennt die Gründe dafür.

Kopfproblem nicht gelöst bekommen

Dass es bei Dynamo im neuen Jahr rapide bergab ging, ist vor allem an einem Kopfproblem festzumachen. Denn nachdem die Sachsen mit einem Vorsprung von zehn Punkten auf Rang 3 in die Winterpause gegangen waren, war sich die SGD offensichtlich schon zu sicher, was den Aufstieg angeht. Das ließ auch Kapitän Stefan Kutschke nach der Niederlage in Halle Anfang März durchblicken: "Vielleicht haben wir uns im Winter schon zu gut gesehen. Vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir gedacht haben."

Als es dann die ersten Negativerlebnisse gab – etwa die Last-Minute-Niederlage gegen den BVB, als Dynamo kurz vor dem 1:2 die Riesenchance auf den Führungstreffer vergeben hatte -, fand die SGD keinen Weg mehr, um dagegen anzusteuern – zumal der Druck gleichzeitig immer größer wurde. Trainer Markus Anfang gelang es schlicht nicht, die Blockade in den Köpfen seiner Spieler zu lösen. Interimscoach Heiko Scholz fand dazu ebenfalls kein Mittel.

Schwache Chancenverwertung

Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, die schwache Chancenverwertung. Obwohl Dynamo ligaweit die meisten Schüsse abgibt und sich auch die meisten Chancen erspielt, gelangen in 37 Partien lediglich 54 Tore, was im Liga-Vergleich nur Platz zehn bedeutet. Noch deutlicher wird die fehlende Effektivität vor dem Tor beim xGoal-Wert. Hier liegt Dynamo bei 1,98 – und hätte somit, gemessen an der Qualität der Chancen, eigentlich 73 Tore erzielen müssen.

Zuhause ist der xGoal-Wert mit 2,12 sogar noch ein wenig höher. Doch statt der erwarteten 38 Treffer netzte die SGD lediglich 29 Mal ein. Besonders krass zeigte sich die schwache Chancenverwertung im Heimspiel gegen Essen, als von 34 Torschüssen nur zwei tatsächlich im Tor landeten. Wie es geht, zeigte RWE, das aus drei Chancen ebenfalls zwei Tore machte. Partien dieser Art gab es vor allem während der Rückrunde zuhauf.

Gegner haben Dynamo entschlüsselt

Was sich ebenfalls in der Rückrunde, vor allem in den Partien unter Anfang, deutlich zeigte: die Gegner haben Dynamo entschlüsselt. Längst hatte sich in der Liga herumgesprochen, wie die SGD agiert. Bezeichnend dafür: HFC-Coach Sreto Ristic wich im Duell gegen die Sachsen Anfang März von seinem bevorzugten 4-3-3 ab und stellte auf Dreierkette in der Abwehr und ein kompaktes Mittelfeld um. So gelang es, den spielfreudigen Dresdnern die Lust zu nehmen und ihre Angriffsbemühungen schon im Keim zu ersticken. Niklas Hauptmann etwa, der sonst Dreh- und Angelpunkt ist, war völlig abgemeldet und konnte keine Akzente setzen.

Auch Aue war es zuvor im Derby gelungen, die Schaltzentrale der SGD zu eliminieren. Die Folge: Offensivaktionen blieben absolute Mangelware. Dynamo fehlte es wiederum an einem Plan B, Anfang war hier schlicht nicht flexibel genug. Der 49-Jährige verfolgte in einem 4-3-3 eine ganz bestimmte Spielidee und wicht davon nicht ab – selbst, wenn es nicht lief.

Trainerwechsel kam zu spät

Obwohl Dynamo schon zu Beginn des neuen Jahres ins Straucheln geriet und den komfortablen Vorsprung binnen weniger Wochen verspielte, reagierten die Verantwortlichen auf der Trainerposition erst Ende April und stellte Markus Anfang unmittelbar nach der 0:2-Niederlage gegen Viktoria Köln frei. Zu diesem Zeitpunkt war die SGD bereits seit fünf Partien sieglos und hatte nur eine der letzten neun Partien gewonnen. Es liegt auf der Hand, dass der Trainerwechsel viel zu spät kam und früher hätte reagiert werden müssen. Etwa nach der Niederlage in Münster am 30. März oder der Pleite gegen den 1. FC Saarbrücken am 7. April.

Dass die Verantwortlichen trotz der Negativserie so lange am 49-Jährigen festhielten, ist einerseits auf eine Anfang März durch den Aufsichtsrat voreilig ausgesprochene liga-unabhängige Job-Garantie zurückzuführen, die dafür sorgte, dass der Vereinsführung danach die Hände gebunden war. Anderseits fehlte es an sportlicher Kompetenz, nachdem Sportchef Ralf Becker Anfang März überraschend freigestellt worden war. Plötzlich war niemand mehr da, der über eine Freistellung Anfangs hätte entscheiden können. Einen Sportchef freizustellen, ohne einen Nachfolger in der Hinterhand zu haben, war fahrlässig – und brachte Dynamo in eine komplizierte Gemengelage, die ihren Teil dazu beigetragen hat, dass es nun in ein weiteres Drittliga-Jahr geht.

   

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