Zurück in der 3. Liga: Wo stehen die Planungen des VfL Osnabrück?

Absteiger, die zweigleisig planen müssen, tragen oft eine zusätzliche Last in die neue Saison. Nun war der VfL Osnabrück fast die gesamte Spielzeit über Letzter der 2. Bundesliga, der Abstieg konnte früh einkalkuliert werden – entsprechend weit sind die Planungen, während der Abschied aus dem Bundesliga-Unterhaus erst noch folgt. liga3-online.de blickt auf den Stand bei den Lila-Weißen.

Trainer: Koschinat bleibt an Bord

In der wichtigsten Personalie wurden frühzeitig Fakten geschaffen: Uwe Koschinat, der im zweiten Jahr in Folge aus der 2. Bundesliga abgestiegen ist (2023 mit Arminia Bielefeld), bleibt der Mann an der Seitenlinie – allen voran, weil er in der Rückrunde phasenweise neue Hoffnung entfachte, auch wenn das Team dieses Leistungslimit zu selten bestätigte. Dazu beweist der Rheinländer immer wieder das rhetorische Feingefühl, das es benötigt, um einen stolzen Traditionsverein wie den VfL zu leiten. Damit schuf der 52-Jährige, was nur wenige seiner Amtskollegen als Tabellenletzte erreichen: Rückhalt für sich und seinen Spielansatz.

Sicherlich spielte bei der Entscheidung des noch amtsjungen Sportchefs Philipp Kaufmann auch eine Rolle, dass Koschinat die 3. Liga in- und auswendig kennt und als exzellenter Motivator gilt. Mit Koschinat dürfte das Risiko, von der "neuen alten" Spielklasse auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, ziemlich gering sein.

Kader: Der Sturm braucht frischen Wind

Längst nicht die gesamte Aufstiegsmannschaft erwies sich als zweitliga-tauglich, doch einige Schlüsselspieler schon – und genau die haben daher noch gültige Verträge: Der schnelle Verteidiger Maxwell Gyamfi und Erik Engelhardt als bester Stürmer dürften zweitklassig bleiben wollen, können aber noch Erträge erzielen. Namen wie Michael Cuisance, der ohnehin die Erwartungen nicht erfüllte, werden kaum eine Liga tiefer anzutreffen sein. Auch Florian Kleinhansl und Christian Conteh sind schwer zu halten. Lennart Grill, Athanasios Androutsos und Thomas Goiginger überzeugten nicht und passen (nicht nur finanziell) nicht so recht in eine Drittliga-Strategie.

Wichtig werden möglichst viele Verbleibe bei Akteuren wie Oumar Diakhité (überzeugte als Verteidiger mit Zweikampfstärke), Dave Gnaase (Führungsqualität, die vielen anderen abging) und Lukas Kunze sowie Maximilian Thalhammer (robuste Allrounder), die gemeinsam mit Torwart Philipp Kühn eine Achse bilden könnten. Fraglos aber muss frischer Wind in ein Team, in dem auch potenziell absolut drittliga-taugliche Offensivleute wie Kwasi Wriedt, Noel Niemann, Lex-Tyger Lobinger und John Verhoek derart enttäuschten, dass gut durchdacht werden muss, wer den Angriff der Zukunft bildet. Der Schluss liegt nahe, dass in diesem Mannschaftsteil der größte Bedarf besteht.

Infrastruktur: Sorgenkind Bremer Brücke

Englische Atmosphäre, enge Tribünen, Oldschool-Charme: Wer den Fußball liebt, der liebt in der Regel auch Stadien wie die Bremer Brücke. Allerdings ist sie in ihrer Ursprungsversion mehr als 90 Jahre alt und schwer sanierungsbedürftig – was zuletzt in gravierendster Art und Weise in Form einer Nutzungsuntersagung zum akuten Thema wurde. Das marode Dach der Ostkurve, Heimat der VfL-Fans, wurde nun abgetragen, um ein letztes Zweitliga-Heimspiel gegen Hertha BSC vor vollen Rängen zu ermöglichen.

Doch wie soll es dann weitergehen? Genügt ein neues Dach, muss großflächiger saniert werden und wer bezahlt das alles? Klar: Die Vorschriften sind in der 3. Liga ganz andere, auch ein teilgeöffnetes Stadion oder ein Baustellenbetrieb sind grundsätzlich denkbar. Doch sollte es zu Einschränkungen kommen, würde die spezielle Atmosphäre leiden – und damit ein großer Faktor, der Reisen nach Osnabrück für Gäste so ungemütlich macht.

Fans: Erstaunlicher Zusammenhalt trotz schwerer Monate

Einen weiteren Faustpfand besitzt der VfL in seiner Anhängerschaft, die zuletzt bei der 1:3-Niederlage gegen Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli viel Lob von den Hausherren für ihren akustisch imponierenden Auftritt abgriffen. Na klar: Es gab kritische Stimmen, es gab auch mal Pfiffe und Gemecker von den Tribünen. Nie aber schlugen die Fans über die Stränge, nie kam es zu hässlichen Szenen wie jüngst in Duisburg.

Das Umfeld des VfL Osnabrück akzeptierte sein Schicksal, es akzeptierte, dass das finanziell schwächste Team der Liga auf Platz 18 eintrudeln darf, auch wenn es schmerzte. Es nahm sogar 41 Auswärtsgegentore in 17 Spielen auf sich und zehrte von wenigen besonderen Momenten wie allen voran dem 2:1-Sieg als Gast des Hamburger SV. Der Zuschauerschnitt liegt bei 14.514 Fans – ein Rekordwert in der Vereinsgeschichte. Zu den Auswärtsspielen kamen im Schnitt knapp 2.500 Anhänger mit.

Ausblick

Und ja, selbst den Zwist mit Schalke 04 rund um die gesperrte Bremer Brücke trugen die Niedersachsen größtenteils auf dem höheren Niveau aus, wo der königsblaue Anhang nach dem 4:0-Sieg am Millerntor vor Spott und Häme überquoll, dass es auch Neutralen unangenehm wurde. Osnabrück hat hier kaum Altlasten zu beseitigen – eine hungrige, motivierte Mannschaft wird das Publikum in Windeseile hinter sich bringen. Denn das Ziel ist klar: Es soll möglichst auf direktem Wege zurückgehen.

   

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