Fehlentscheidungen: Wer am häufigsten benachteiligt wurde
Nach jedem Spieltag analysiert Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati exklusiv für liga3-online.de die strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Doch wer wurde in der Saison 2023/24 am häufigsten benachteiligt und wer profitierte am meisten? liga3-online.de klärt auf.
Arminia am häufigsten benachteiligt
198 Mal lagen die Schiedsrichter in der laufenden Saison in den von Rafati analysierten 481 Szenen (Tore, Elfmeter, Platzverweise) nach Einschätzung des 53-Jährigen daneben, was eine Quote von 41 Prozent bedeutet. Die meisten Fehlentscheidungen musste Arminia Bielefeld hinnehmen. 19 Mal sind die Ostwestfalen demnach benachteiligt worden – darunter bei acht Elfmeter-Entscheidungen und acht Platzverweisen. Die zweitmeisten Fehlentscheidungen hatte der 1. FC Saarbrücken zu verzeichnen. In 16 Szenen lagen die Schiedsrichter laut Rafati daneben, dabei allein bei neun Strafstößen – Liga-Spitze. Auf Rang 3 folgt der VfB Lübeck mit 14 Fehlentscheidungen, Platz vier belegt 1860 München (13 Mal benachteiligt).
Die wenigsten Fehlentscheidungen hinnehmen musste der SC Verl. Nur viermal lagen die Unparteiischen beim Sportclub nach der Einschätzung von Rafati daneben. Waldhof Mannheim wurde demnach sechsmal benachteiligt, danach folgen Regensburg und Dortmund II mit jeweils sieben falschen Pfiffen. Größter Streitpunkt sind die Strafstöße: Hier entschieden die Unparteiischen Rafati zufolge 94 Mal falsch, was fast die Hälfte aller Fehlentscheidungen ausmacht.
Fehlentscheidungen (benachteiligt)
Stand: 20. Mai
Erläuterungen:
- Tor: Eigenes Tor wird aberkannt oder Gegentor durch Fehlentscheidung (Abseits, Foulspiel vorangegangen etc.)
- Elfmeter: Elfmeter wird nicht gegeben oder unberechtigter Elfmeter gegen sich
- Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen sich oder Gegner erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis
Haching profitierte am häufigsten
Die meisten Fehlentscheidungen zu den eigenen Gunsten ausgelegt bekam nach Rafatis Einschätzungen die SpVgg Unterhaching. 17 Mal profitierten die Münchener Vorstädter, darunter bei gleich acht Strafstößen. Dahinter folgen der SSV Ulm 1846 (in 16 Szenen profitiert), Viktoria Köln (14) und Dynamo Dresden (13). Arminia Bielefeld, das am häufigsten benachteiligt wurde, bekam dagegen nur achtmal eine Fehlentscheidung zu den eigenen Gunsten gepfiffen (Platz 14 im Liga-Vergleich). Tabellenschlusslicht Freiburg II profitierte nur viermal – und damit so selten wie kein anderer Klub. Auch Erzgebirge Aue und 1860 München erhielten jeweils nur sechs falsche Pfiffe zu den eigenen Gunsten.
Fehlentscheidungen (profitiert)
Stand: 20. Mai
Erläuterungen:
- Tor: Gegnerischer Treffer wird aberkannt oder eigener Treffer gegeben trotz Fehlentscheidung
- Elfmeter: Gegner erhält berechtigten Elfmeter nicht oder unberechtigter Elfmeter erhalten
- Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen den Gegner oder eigenes Team erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis
Große Differenzen beim DSC und Haching
Gleichen sich die Entscheidungen im Laufe der Saison aus? Nach Auswertung von Rafatis Einschätzungen kam das nur beim SSV Jahn Regensburg hin (7x benachteiligt, 7x profitiert). Bei allen anderen Klubs aber nicht. So wurde Arminia Bielefeld 19 Mal benachteiligt (Liga-Spitze), profitierte aber lediglich achtmal. Bei keinem anderen Verein ist die Differenz größer. Auch 1860 München (13/6), Saarbrücken (16/10), Aue (11/6) und Freiburg II (9/4) wurden deutlich häufiger benachteiligt als dass sie profitierten.
Genau anders herum verhält es sich bei der SpVgg Unterhaching. Während die die Vorstädter "nur" acht Fehlentscheidungen hinnehmen mussten, profitierten sie gleich 17 Mal von einer solchen. Auch Verl (12/4), Köln (14/8) und Ulm (16/10) wurden deutlich häufiger bevorteilt als benachteiligt.
Pech vs. Glück
Auswirkungen auf die Tabelle?
Natürlich wirken sich die Fehlentscheidungen auch auf die Tabelle aus – positiv wie negativ. So ist nicht von der Hand zu weisen, dass drei der sechs Teams, die am häufigsten profierten, zu den Top 4 der Tabelle gehören. Und sicherlich wären Saarbrücken und Bielefeld mit weniger Fehlentscheidungen gegen sich besser platziert gewesen. Gleiches gilt wohl auch für 1860 und Dynamo Dresden.
Allerdings spielt es immer auch eine Rolle, welche Entscheidungen falsch waren, zu welchem Zeitpunkt während der Partie sie getroffen wurden und welchen Einfluss sie auf den weiteren Spielverlauf nahmen. Zudem gibt es keine Garantie dafür, dass nicht gegebene Elfmeter tatsächlich verwandelt worden wären. Aus diesen Gründen lässt sich auch keine "wahre Tabelle" erstellen. Ein VAR könnte womöglich für mehr Gerechtigkeit sorgen, allerdings hatten sich die Vereine zuletzt dagegen ausgesprochen.
Anzahl der Fehlentscheidungen leicht gesunken
Insgesamt lagen die Schiedsrichter in der abgelaufenen Saison lauf Rafati 198 Mal daneben, nachdem es in der Spielzeit davor noch 206 falsche Pfiffe waren. Im Schnitt wurden pro Spieltag demnach somit 5,21 Fehlentscheidungen getroffen. Zum Vergleich: 2020/21 lag der Schnitt bei 5,18, in der Saison 21/22 bei 5,3 (bei 373 Partien, nachdem Türkgücü München vorzeitig aus dem Spielbetrieb ausgeschieden war) und in der Spielzeit 22/23 bei 5,42. Der Trend ist also etwas rückläufig.