Aufstieg als Ziel? SGD-Sportchef Brendel hält sich noch zurück
Ende Mai verpflichtet, ist Thomas Brendel bei einer Pressekonferenz am Dienstag nun auch offiziell als neuer Sport-Geschäftsführer von Dynamo Dresden vorgestellt worden. Dabei gab er erste Einblicke in die Planungen, nannte aber noch kein konkretes Ziel. Ohnehin will Dynamo im dritten Jahr 3. Liga "verbal einen Gang zurückzuschalten", wie der Aufsichtsrat ankündigte. Dieser stellte zudem einige Presseberichte der letzten Wochen richtig.
Ein "Schlag ins Kontor"
Sie war durchaus etwas holprig verlaufen, die Suche nach einem neuen Sportchef, nachdem Ralf Becker Anfang März überraschend freigestellt worden war. Wie Michael Ziegenbalg als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender berichtete, habe es sich um eine längerfristige Entscheidung gehandelt, die schon im Januar eingeleitet worden sei. Direkt nach dem Becker-Aus habe man sich Zeit lassen wollen, um keine Unruhe zu stiften. Dazu kam es letztlich allerdings doch, weil die drei Kandidaten für die Becker-Nachfolger, die sich gegen über 130 Mitbewerber aus mehreren Ländern durchgesetzt hatten, an die Öffentlichkeit geraten waren. Ziegenbalg sprach diesbezüglich von einem "Schlag ins Kontor", widersprach aber der Berichterstattung, wonach keiner der drei Bewerber vollends überzeugt habe: "Das entspricht nicht annähernd der Wahrheit." Zudem betonte der 37-Jährige, dass die Entscheidung zugunsten von Brendel – ebenfalls anders als in Presseberichten vermutet worden war – einstimmig ausgefallen sei. "Er hat direkt in den ersten Gesprächen das Feuer vermittelt, aber auch Demut gezeigt."
Brendel selbst blickte auf "turbulente Tage" zurück, nachdem er aufgrund der Gespräche mit Dynamo bei seinem bisherigen Verein, dem FSV Frankfurt, freigestellt worden war. Den Bericht, wonach er – wie die anderen beiden Kandidaten – nicht komplett überzeugt haben soll, habe er zwar wahrgenommen, "allerdings hat mich das nicht berührt". Der 48-Jährige zeigte sich voller Tatendrang, sprach von einer "großen Wucht", die Dynamo ausstrahle und freute sich "unglaublich, hier zu sein". Der Ex-Profi will für eine "offene Kommunikation" stehen, hielt sich bei der Benennung eines Ziels für die kommende Saison aber noch zurück: "Das wäre noch zu früh." Gleichwohl machte der gebürtige Hesse, der mit seiner Familie nach Dresden ziehen will, deutlich: "Wir müssen ambitioniert sein."
Dynamo will "verbal einen Gang zurückzuschalten"
Dass die 2. Liga – anders als vor der zurückliegenden Serie – nicht öffentlich als Ziel ausgerufen wird, liegt offenbar an einer neuen Strategie innerhalb des Vereins. So warb Aufsichtsrat Jens Hieckmann, der ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm, dafür, nach den "Erfahrungen der letzten beiden Jahre verbal einen Gang zurückzuschalten". So bleibe die 2. Liga perspektisch zwar das Ziel, zudem will Dynamo "so weit oben wie möglich mitspielen", wie Hieckmann betonte, "aber es ist nicht so, dass der nächste Schuss sitzen muss". Finanziell sei in den letzten Jahren "sehr ordentlich" gearbeitet worden, was sich auch am Eigenkapital von rund zehn Millionen Euro zeigt. Rein sportlich sprach der 60-Jährige indes von einer "Scheiß Saison", betonte, dass Spieler dabei gewesen seien, "die nie ihr Leistungsniveau erreicht haben" und zeigte sich bezüglich der ausgesprochenen Job-Garantie für Ex-Trainer Markus Anfang selbstkritisch: "Die hätten wir nie rausgeben dürfen."
Damit es sportlich bei Dynamo wieder bergauf geht, will Brendel eine "perspektive Achse in die Mannschaft" bekommen – sportlich wie wirtschaftlich. Künftig soll zudem verstärkt auf den eigenen Nachwuchs gesetzt werden. Das NLZ bezeichnete Dresdens neuer Sportchef als "Faustpfand", das kein anderer Drittligist in dieser Form habe. "Das müssen wir nutzen, davon müssen wir profitieren." Auf eine konkrete Anzahl an Neuzugängen (bisher sind vier Neue fix) wollte er sich zwar nicht festlegen ("Das wäre vermessen"), ließ aber durchblicken, dass wie unter Anfang auf Ballbesitz- und Offensivfußball gesetzt werden soll. Ziel sei es zudem, mit dem Großteil des Kaders Anfang Juli ins Trainingslager zu reisen. Mit Trainer Thomas Stamm stehe er in einem "ständigen Austausch". Klar ist: Auf beide wartet in den nächsten Wochen viel Arbeit. Für Brendel dürfte Dynamo die bislang größte Aufgabe seiner Laufbahn werden. Der 48-Jährige betonte aber: "Ich sehe es als Herausforderung und Chance. Angst habe ich nicht."