Die besten Spiele der Saison: Platz 3

Exakt 400 Spiele – der DFB-Pokal mit Drittliga-Beteiligung und die Relegation zur 2. Bundesliga eingerechnet – liegen hinter uns. Zugegeben: Nicht jedes davon war ein Hingucker. Die 20, die es in unsere Liste der besten Spiele der Saison geschafft haben, aber definitiv! Heute: Platz 3.

Über 3.000 Fans reisten mit

Manchmal lassen sich entscheidende Entwicklungen einer Saison an einem besonderen Spiel festmachen. Und wer aus dem Lager von Aufsteiger Preußen Münster würde bestreiten, dass es genau dieses maximal zusammenschweißende Aha-Erlebnis am 35. Spieltag war, das den SCP endgültig auf Kurs brachte? Unser Platz 3 geht an eine spektakuläre Aufholjagd, bei der ein Routinier und Anführer seiner Rolle maximal gerecht wurde.

Vor diesem 35. Spieltag war die Ausgangslage eine undurchsichtige. Preußen Münster hatte eine Spitzen-Rückrunde vorliegen, aber gegen Regensburg (1:3) und in Ulm (0:2) jeweils verdiente Niederlagen kassiert – der folgende 2:0-Sieg über Freiburg II war wichtig und notwendig gewesen, aber es fühlte sich noch längst nicht wieder nach der Bestform aus dem März an. Nichtsdestotrotz waren die Fans höchst motiviert, mehr als 3.000 von ihnen sicherten sich ein Ticket für die Auswärtsfahrt auf den Kölner Höhenberg. Ein Gastspiel, das böse Erinnerungen weckte – 2020 hatte der SCP im letzten Spiel vor der Corona-Zwangspause eine 1:0-Führung noch verspielt. Punkte, die Monate später bitter fehlten, als die Preußen den Gang in die Regionalliga antreten mussten.

Bei der Rückkehr waren die Verhältnisse vor dem Anpfiff relativ klar, denn die Viktoria kam schon seit Wochen tabellarisch nicht mehr vom Fleck. Dazu war das Team von Trainer Olaf Janßen von etlichen Verletzungen geplagt, quantitativ musste Janßen eine ganze Startelf ersetzen. Umso weniger hatte sein Gegenüber Sascha Hildmann offenbar erwartet, dass die Viktorianer in den ersten 25 Minuten anliefen, als würde es um ihr Leben gehen. Schon nach drei Minuten besorgte Simon Handle mit einer ganz krummen Bogenlampe das 1:0, der starke Luca Marseiler nutzte einen Abwehrbock, um in der 24. Spielminute das 2:0 nachzulegen. Und durch den schwarz-weiß-grünen Schädel geisterte die altbekannte Geschichte von den Preußen, denen schon so oft auf der Zielgerade einer Saison die Nerven einen Streich spielten.

Lorenz mit fünf Scorerpunkten

Nicht aber an diesem Samstag. Denn Münster fuchste sich mit Wut, Wucht und Wille in die Begegnung, erarbeitete sich Chancen und erzwang noch vor der Pause durch Niko Koulis den Anschluss – Kapitän Marc Lorenz hatte die Flanke geschlagen. Was sich dann nach dem Seitenwechsel abspielte, war nicht weniger als ein völlig absurdes Spektakel: Auf das prompte 3:1 von Marseiler zog sich die Viktoria weit zurück, wirkte rasch am Ende ihrer Kräfte. Die wuchsen bei den Preußen trotz der ziemlich trüben Lage plötzlich in den Himmel – allen voran, weil Lorenz seinen Fuß offenbar mit einer Fernsteuerung ausgestattet hatte. Denn jeder ruhende Ball wurde zu einer Waffe, gegen die die Hausherren nichts entgegenzusetzen hatten.

Plötzlich funktionierte das gleiche, simple Mittel immer wieder: "Der kommt auch gut!“, schallte es durchs "MagentaSport"-Mikrofon in die westfälischen Wohnzimmer – und Sekundenbruchteile später durfte gejubelt werden. Lorenz wuchtete den 2:3-Anschluss mit einer direkt verwandelten Ecke über die Linie und wurde noch hungriger, weil er sah, dass Viktoria-Keeper Ben Voll beim Abfangen seiner hohen Hereingaben massive Probleme hatte. Das 3:3 von Alexander Hahn (69.) – klar, Lorenz legte vor –  folgte als logische Konsequenz und ließ den Gästeblock beben. Es waren ja noch mehr als 20 Minuten zu spielen! Und tatsächlich schafften die Preußen das Mega-Comeback, weil Lorenz Historisches vollbrachte: Erst das 4:3 (Niko Koulis, 85.), dann das 5:3 (Jano ter Horst, 89.): Fünfmal führte eine Flanke des 35-Jährigen ins Glück, viermal vollendeten Verteidiger das Kunststück.

Er habe so etwas noch nie erlebt, meinte ein völlig konsternierter Olaf Janßen nach Spielende – und die Preußen ahnten spätestens mit dem Blick auf die zeitgleich patzende Konkurrenz aus Dresden und Saarbrücken, dass in dieser Saison Großes möglich ist.

 

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Die Plätze 20 bis 4

   

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