Die besten Spiele der Saison: Platz 2
Exakt 400 Spiele – der DFB-Pokal mit Drittliga-Beteiligung und die Relegation zur 2. Bundesliga eingerechnet – liegen hinter uns. Zugegeben: Nicht jedes davon war ein Hingucker. Die 20, die es in unsere Liste der besten Spiele der Saison geschafft haben, aber definitiv! Heute: Platz 2.
3:0 nach elf Minuten
Durchschnittlich fielen in einer Drittliga-Partie der Saison 2023/24 genau 2,81 Tore – immerhin sortierte sich die Spielzeit damit auf Platz 3 der torreichsten Jahre ein. Einen ordentlichen Anteil daran hatte die spektakulärste Aufholjagd der Saison: das 6:3 des SV Sandhausen über den damaligen Spitzenreiter Jahn Regensburg nach 0:3-Rückstand. Völlig verdient landen diese turbulenten 90 Minuten auf dem Treppchen.
Dem Jahn hätte dieser eine Saisonbestwert sicherlich genügt: Mit 3:0 führte er am Hardtwald, da waren gerade einmal elf Minuten gespielt – klar, das hatte es vor diesem 26. Spieltag noch nicht gegeben. Und zu erwarten gewesen war es allein aufgrund der Regensburger Teilnahme schon nicht, stand die Elf von Trainer Joe Enochs doch eher für ausgewogenen Fußball aus sicherer Ordnung heraus als für wildes Spektakel. Doch wie sollten sich die Gäste gegen das wehren, was die indisponierten Hausherren anboten? Nach drei Minuten brachte Noah Ganaus den SSV schon in Führung, als ein Freistoß über die Verlängerung von Florian Ballas punktgenau auf seinem rechten Fuß landete. Vier Zeigerumdrehungen später das ähnliche Bild: Wieder ein ruhender Ball – diesmal eine Ecke von Niclas Anspach – und Christian Viet köpfte unbedrängt ein. Und auch in der 11. Minute verteidigte Sandhausen indiskutabel, diesmal köpfte Dominik Kother ohne Gegenspieler ein. 3:0! In sicherlich 95 Prozent aller Fußballspiele wäre das die Entscheidung gewesen.
Immer wieder finden Flanken ihr Ziel
Doch die Leichtfertigkeit schwappte auf die Donaustädter über. Wobei die Kopfball-Bogenlampe von Patrick Greil kaum zu verteidigen war, aus unmöglichem Winkel senkte sich das Leder tatsächlich ins lange Eck (13.) – dieses 1:3 hatte der SVS gebraucht, um über die letzte Ausfahrt doch noch ins Spiel zu finden. Und 120 Sekunden später stand es schon 2:3! Das fünfte Tor nach einer Flanke, diesmal nutzte Yassin Ben Balla die abermals riesigen Freiheiten. Doch trotz aller Nachlässigkeiten war es mindestens erstaunlich, dass jede Flanke punktgenau passte, jeder Abschluss entweder wuchtig oder zentimetergenau ins Netz trudelte. Eine Viertelstunde war erst gespielt. Durchatmen, aber dringend! Doch noch vor der Pause führte – klar, eine Flanke – zum Ausgleich: Eine feine Direktabnahme von Youngster Livan Burcu ließ zum dritten Mal "We’re not gonna take it" durch das Hardtwaldstadion schallen.
Fast etwas enttäuschend war da die folgende Phase und der Start in die zweite Halbzeit, in der sich alle 22 Akteure – womöglich erschrocken von dem abenteuerlichen Spielverlauf – erst einmal neutralisierten. Dann lud aber Regensburgs Ersatztorhüter Alexander Weidinger ein, spielte Greil den Ball direkt in den starken Fuß und musste zusehen, wie das Spielgerät im hohen Bogen über ihn hinweg segelte. Nach 60 Minuten war das Spiel gedreht! Und als Burcu mit seinem Doppelpack acht Minuten später sogar das 5:3 nachlegte, war konsternierten Regensburgern der Zahn schon gezogen. So wild die Begegnung begonnen hatte, so gemütlich ging sie in der Endphase vorbei. Nicht aber ohne ein letztes Gastgeschenk: Tobias Eisenhuth verursachte unbeholfen einen Strafstoß, David Otto beseitigte die letzten Zweifel (82.) und besiegelte das grandiose Comeback.
Dem SVS nützt der Triumph wenig
Helfen sollte dieses vermeintlich richtungsweisende Spiel den Sandhäusern wiederum wenig: Schon das folgende Auswärtsspiel in Köln ging mit 1:2 verloren und der Anschluss an die Spitzenplätze wurde einmal mehr verfehlt. Während der SVS mit acht sieglosen Spielen in der Fremde dort die Aufstiegshoffnungen verspielte, blieb der Jahn auch in den folgenden vier Anläufen sieglos. Einzig die starke Hinrunde rettete der Enochs-Elf zumindest die Relegation – und aus dieser ging der in 2024 nur selten überzeugende SSV Jahn Regensburg bekanntlich als Aufsteiger hervor.
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