Transfer-Zwischenbilanz: Schon über 140 Neuzugänge
Schon irgendwie verrückt: Wir schreiben Ende Juni – und haben damit noch zwei ganze Monate vor uns, in denen etliche Spieler durch das weit geöffnete Transferfenster der 3. Liga steigen. Doch jeder künftige Drittliga-Verein hat sein personelles Fundament für die Saison 2024/25 jetzt schon gegossen, den einen oder anderen Wunschspieler überzeugen können. Zeit für ein Zwischenfazit, pünktlich zum Start des neuen Sportjahrs.
Transfermarkt in Zahlen
Die ersten Transfer standen seit etlichen Monaten fest, doch so richtig los ging es mit den Vollzugsmeldungen in diesem Jahr, als der Mai in den Juni überging. Seither haben etliche Spieler, die lieber nicht zu lange "zocken" und zum Trainingsstart Klarheit über ihren nächsten Arbeitgeber haben wollten, ihre Verträge unterschrieben. Bis Freitagnachmittag haben die Drittligisten bereits rund 141 Spieler verpflichtet (im Schnitt sieben pro Verein, 181 sind es mit vereinsinternen Aufrückern) und sich von gut 230 Akteuren getrennt (11,5 pro Verein). Zwei bis drei Kaderstellen sind im Durchschnitt pro Team also noch zu vergeben – und bis Ende August ist noch genug Zeit.
Zahlen zu den geflossenen Transfersummen sind von Jahr zu Jahr schwerer zu ermitteln, weil sich die Vereine üblicherweise dazu bedeckt halten und seriöse Annahmen nur schwer von bloßen Spekulationen zu unterscheiden sind. Klar ist: Die SpVgg Unterhaching hat richtig viel Geld verdient, indem sie das Duo Maurice Krattenmacher (18) und Gibson Adu (16) für eine offenbar niedrige Millionen-Summe an den großen Nachbarn FC Bayern verkauft hat. Und auch der SV Wehen Wiesbaden hat seine Ex-Zweitliga-Spieler dank gültiger Verträge für stolze Summen verkauft: Ivan Prtajin ging wohl für rund eine Million Euro zu Union Berlin, auch Marcus Mathisen (Magdeburg) und Alexander Vukotic (Darmstadt) aktivierten eine Ausstiegsklausel im annehmbar deutlich sechsstelligen Bereich.
Die Transferkönige und die Zurückhaltenden
Es sind diesmal nicht die Absteiger (dazu gleich mehr), sondern eine Reihe etablierter Vereine, die sich bis zum jetzigen Zeitpunkt am öftesten mit neuen Spielern eingedeckt haben. Auffällig: Kein Klub kommt auf mehr als zehn Neuverpflichtungen – wir haben es also mit keinem Team zu tun, das einen kompletten Neuaufbau erlebt hat. Stattdessen steht die SpVgg Unterhaching mit genau zehn Neuen an der Spitze der Liste. Durchaus überraschend, waren die Hachinger im Vorjahr doch die Mannschaft, die auf externe Transfers fast komplett verzichtet hatte.
Der BVB II, der SV Waldhof Mannheim und 1860 München folgen mit jeweils neun Spielern. Ziemlich zurückhaltend agiert – auch das ist für diesen Klub eher ungewöhnlich – der FC Ingolstadt mit erst vier neuen Kadermitgliedern. Doch Aufsteiger Energie Cottbus kann diese Zahl mit erst drei neuen Profis noch unterbieten.
Erstaunlich wenig los bei den Absteigern
Bielefeld, Regensburg und Sandhausen hießen die Vorjahres-Absteiger aus der 2. Bundesliga – und sie alle krempelten ihre Kader rigoros um. Der DSC nahm mit Fabian Klos sogar nur einen Spieler mit ins neue Jahr, alle drei Klubs verpflichteten jede Menge neuer Spieler. Nicht ganz so turbulent geht es da bei den diesjährigen Absteigern zu: Der VfL Osnabrück kommt derzeit auf sieben neue Profis, der SV Wehen Wiesbaden ebenfalls auf sieben und Hansa Rostock sogar nur auf fünf Verpflichtungen.
Speziell an der Ostsee ist noch viel Bedarf, das ist jedem klar. Doch auch dort, erst recht aber in Wiesbaden und Osnabrück steht ein ordentliches Gerüst, weil so einige Leistungs- oder Hoffnungsträger den Weg in die 3. Liga mitgehen. Ein untrügliches Indiz dafür, dass sich die Absteiger schneller finden werden als in anderen Jahren – und entsprechend in den Favoritenkreis aufgenommen werden können.
Besonders pikant: Die heißesten liga-internen Wechsel
Von der 3. Liga in die 3. Liga? Das sorgt immer mal wieder für heiße Debatten, gerade wenn der Protagonist eine Schlüsselrolle eingenommen hat. So, wie es etwa Kapitän Vinko Sapina für Rot-Weiss Essen war – der 29-Jährige ging dennoch für angeblich rund 250.000 Euro zu Dynamo Dresden. Auch Cedric Harenbrock musste RWE ziehen lassen, der Kreativspieler schnürt seine Schuhe künftig für Hansa Rostock. Ein stolzes Wechselspiel wurde unter den Innenverteidigern vollzogen: Tobias Kraulich (von Dresden nach Essen), Lukas Boeder (von Saarbrücken nach Dresden), Michael Schultz (von Köln nach Essen), Jakob Lewald (von Dresden nach Sandhausen), Jeremias Lorch (von Köln nach Sandhausen) und Niklas Lang (von 1860 nach Sandhausen) haben allesamt Potenzial zur sportlichen Führungsfigur.
Weitere erwähnenswerte Wechsel: Arminia Bielefeld schnappte sich Viktoria Kölns Torjäger André Becker und Mittelfeldmotor Stefano Russo im Doppelpack. Der TSV 1860 angelte Stürmer Patrick Hobsch sowie Top-Verteidiger Raphael Schifferl, die zuletzt für Nachbar Unterhaching kickten, und mit Tim Danhof einen der besten Außenverteidiger der Liga aus Aue. Und auch von Ex-Saarbrücker Tim Schreiber (jetzt in Dresden) und Marco Schikora (von Aue nach Sandhausen) darf einiges erwartet werden. Ein starker Start in das diesjährige Transferfenster – wir dürfen gespannt sein, was bis Ende August noch folgt!