"Was sollen wir dann noch hier?": Wollitz stellt Grundsatzfrage

Energie Cottbus hat beim 1:2 in Wiesbaden eine bittere Niederlage einstecken müssen. Bitter, weil die Lausitzer deutlich mehr Chancen hatten und dem entscheidenden Tor ein vermeintliches Foulspiel vorausging. Trainer Claus-Dieter Wollitz regte sich im Nachgang aber nicht darüber, sondern über die gelbe Karte gegen ihn und Ersatzkeeper Sebald wegen Protests nach dem Foulspiel auf.

Wollitz kritisiert Verbot der Emotionen

Es war der Aufreger des Spiels. In der 77. Spielminute kam Bethkes Abstoß beim Stand von 1:1 postwendend zurück, und schon klingelte es in seinem Kasten – 1:2. Dem vorausgegangen war an der Mittellinie aber ein vermeintlich offensichtliches Foulspiel von Greilinger an Copado, der bei der Aktion den Ball verlor, wodurch der Treffer erst ermöglicht wurde. Da sich die Szene direkt vor der Bank der Gäste abspielte, war klar, dass die Lausitzer kollektiv aufsprangen und sich vehement beschwerten. Wollitz und Ersatzkeeper Sebald wurden dafür mit Gelb bestraft.

Mit ein paar Minuten Abstand reagierte Wollitz unerwartet gelassen auf die spielentscheidende Szene und klang dabei eher geknickt und traurig als wütend: "Wir brauchen darüber nicht mehr zu diskutieren. Der Schiedsrichter hat sich positioniert. Er hat es erklärt", sagte Wollitz bei "MagentaSport". Was genau der Unparteiische gesehen hatte, erläuterte der Übungsleiter auch: "Der Ball ist nach vorne gegangen, damit hat er den Ball gespielt." Für weitere Diskussionen oder Erläuterungen war Leonidas Exuzidis nicht zu haben.

Viel größer war die Aufregung bei Wollitz über die gelbe Karte, mit der er und sein Ersatztorwart versehen wurden. Die gab es nach der intensiven Reklamation und dem Gegentor nämlich obendrauf. Im Zuge der Verwarnungen stellte der 59-Jährige eine Grundsatzfrage: "Wenn man nach draußen hin keine Emotionen mehr zeigen darf, was sollen wir dann noch hier? Wie sollen wir diesen Beruf noch ausüben?" Weiter führte er aus: "Es ist doch völlig normal, dass wenn daraus ein Tor entsteht, dass man dann Emotionen und Leidenschaft zeigt." Schiedsrichter hätten es zwar "nicht einfach", wie der Energie-Coach betonte, "dennoch hätte ich mir gewünscht, dass das Spiel auf beiden Seiten so geleitet worden wäre".

"Hätten drei Punkte verdient gehabt"

Im Endeffekt – und das wusste auch Wollitz höchstpersönlich – war Energie aber selbst Schuld an der Niederlage. Zu viele Chancen hatten die Lausitzer fahrlässig liegen lassen und sich dadurch das Leben selbst schwer gemacht. "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen", so Wollitz. Thieles Pfostenschuss (12.), Halbauers Versuch (34.), aber auch Möker (50.) oder Kusic (63.) brachten die Kugel einfach nicht im Tor unter. Entsprechend angefressen – aber auch ehrlich – war der Trainer ob der erneuten null Punkte auf der Habenseite: "Die einen waren effektiv, die anderen nicht. Für Schönspielerei, Spielanteile oder mehr Chancen kriegst du nichts. Du musst effektiv sein. Die waren das und deshalb haben wir das Spiel verloren, das wir von der Art her nicht verlieren dürfen."

Selbst Wiesbadens Torwart Stritzel, der mehrfach stark parierte, gab nach dem Spiel zu Protokoll, dass "das Ergebnis aufgrund des Spielverlaufs nicht ganz gerechtfertigt ist". Energie-Stürmer Timmy Thiele sah es ähnlich: "Ich sehe es so, dass wir drei Punkte verdient hätten." Jedoch sei Fußball ein Ergebnissport, sodass es nichts bringe, 25 Ecken oder mehr klare Torchancen als der Gegner zu haben. "Letztlich hat der Gegner ein Tor mehr geschossen als wir. Somit gehen wir als unfassbar enttäuschter Verlierer vom Platz. Das ist sehr bitter, weil wenn du auswärts so auftrittst, dann musst du eigentlich drei Punkte mitnehmen. Da fehlt uns auch ein bisschen die Erfahrung, so ein Ding über die Zeit zu bringen." Das gelte auch für die Situation beim 1:2, als "wir aufgehört haben, zu verteidigen". Die Chance zur Wiedergutmachung und besseren Chancenverwertung gibt es für den FC Energie in zwei Wochen in Verl. Vorher steht am Freitag aber noch das Landespokalspiel gegen Viertligist Babelsberg an.

   

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