Verdacht auf Wettbetrug: Auch Spiele aus der 3. Liga betroffen?
Dem deutschen Fußball droht möglicherweise ein neuer Wettskandal. Einem Bericht der "Hamburger Morgenpost" zufolge, stehen 17 Spiele seit November 2022 unterhalb der Bundesligen unter Manipulationsverdacht. Darunter offenbar auch Partien aus der 3. Liga.
Spielergebnisse offenbar im Darknet verkauft
Welche Spiele genau unter Verdacht stehen, soll aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht öffentlich werden. Die letzte Spielmanipulation soll sich demnach erst vor wenigen Wochen zugetragen haben. Neben Drittliga-Partien sind offenbar auch Spiele aus zwei Regionalligen und mehreren Oberligen ins Visier geraten. Konkret sollen die zu erwartenden Spielergebnisse für einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Betrag (je nach Wettquote) im Darknet verkauft worden sein. Anschließend hätten die Interessierten bei klassischen Wettanbietern auf den exakten Ausgang gewettet und so wohl hohe Gewinne erzielt. Entsprechende Chatverläufe sollen die kriminellen Deals belegen. Die Vorhersagen, die in diesen Chats getätigt wurden, traten demnach exakt so ein wie beschrieben – vor allem im Hinblick auf das gewünschte Endergebnis. Für insgesamt 14 Spiele gebe es demnach starke Indizien für eine mögliche Manipulation, für drei weitere Spiele zumindest Anhaltspunkte, schreibt die Zeitung.
Für manche der betroffenen Partien sei seitens Informanten behauptet worden, dass einer oder mehrere Schiedsrichter oder Spieler und Funktionäre der unterlegenen Mannschaft bestochen worden seien. Die meisten der Spiele fanden demnach nicht am Wochenende statt und begannen erst am späten Abend. Zwei Schiedsrichter sollen in mehr als einer dieser Begegnungen eingesetzt worden sein, auch einzelne Spieler standen offenbar in mehreren Partien auf dem Feld. Zudem tauchen offenbar vier Mannschaften in der Auflistung der betroffenen Partien mehrfach auf. Gewonnen hätten sie keines dieser Spiele, heißt es.
DFB nimmt Vorfälle "sehr ernst"
Der "Mopo" zufolge habe der DFB die unter Verdacht stehenden Spiele bereits zur Kenntnis genommen. Der Verband nehme die Vorfälle demnach "sehr ernst", zweifele aber gleichzeitig daran, wie bei einer vermeintlichen Manipulation exakte Ergebnisse vorsätzlich bestimmt werden konnten. Denn wie eine nachträgliche Beobachtung der verdächtigen Begegnungen ergeben habe, hätten in drei Fällen entweder Fehlentscheidungen des Schiedsrichters oder Torwart- beziehungsweise Abwehrfehler vor mindestens einem Gegentor den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflusst. In fünf weiteren Spielen habe es ebenfalls Auffälligkeiten bei Schiedsrichter-Entscheidungen oder der Entstehung von Toren gegeben. In einer Partie seien ausschließlich Eigentore erzielt worden. Bei einer stichprobenartigen Abfrage von vier der verdächtigen Partien habe das Unternehmen, das für die Überwachung der Sportwetten auf Spiele des DFB zuständig ist, nach "Mopo"-Angaben keine Auffälligkeit bei Zeitpunkt oder Höhe der platzierten Wetten festgestellt.
Um zu verhindern, dass die Spiele ins Visier der Wettanbieter oder deren Überwachungssysteme geraten, soll jede der 17 Partien nur an eine sehr geringe Zahl von Privatkunden verkauft worden sein. Mit dem Kauf des Ergebnisses seien dann "Spielregeln" übermittelt worden, unter anderem ein Maximalbetrag, der auf das entsprechende Spiel gewettet werden durfte. "Auf diese Weise habe man sichergestellt, dass nicht auffällig viele Menschen auffällig hohe Beträge auf das korrekte Ergebnis setzen würden – und die Quote nicht nur hoch, sondern die mutmaßliche Manipulation auch unter dem Radar der Überwacher bleibt", schreibt die "Mopo".
Zwischenfall bereites letztes Jahr
Bereits im vergangenen Herbst hatte die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen wegen ungewöhnlich hoher Wetteinsätze bei der Regionalliga-Partie FSV Frankfurt gegen TSV Steinbach Haiger aufgenommen. Damals hatte das Bundesinnenministerium von einem Wettanbieter Hinweise auf eine mögliche Manipulation bekommen. Droht nun ein neuer Wettskandal, nachdem 2005 bekanntgeworden war, dass DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer zahlreiche Partien für einen kroatischen Auftraggeber verpfiffen hatte? Seit 2021 sind Sportwetten auf deutsche Amateurspiele unterhalb der 3. Liga nur noch bei ausländischen Wettanbietern möglich, in Deutschland gelten sie seither als grundsätzlich verboten. Wer erwischt wird, muss mit einer lebenslangen Sperre durch den DFB, einer Geldstrafe und einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren rechnen.
Update: Spielmanipulation auch in der 3. Liga? Polizei im Saarland ermittelt