Wie Arminia Bielefeld in Heidenheim nicht nur das Spiel verlor
Die Partie begann schon vor dem Anpfiff sehr farbenfroh. Mit einer Choreo über die ganze Tribüne wollten die Heidenheimer ihr Teams zusätzlich motivieren, aber auch die rund 600 Bielefelder standen dem in nichts nach und sorgten ebenfalls mit einer etwas kleineren Choreo für die passenden Rahmenbedingungen. Doch nicht nur auf den Rängen, sondern auch auf dem Spielfeld ging sehr bunt zu. Zwei rote und fünf gelbe Karten wurden verteilt, zudem gab es noch zwei Elfmeter für die Heidenheimer, wo jedoch nur einer ins Ziel fand. Das Spiel hielt zu Beginn nicht das, was sich viele Zuschauer erwartet haben. Erst versuchte es Schnatterer aus der Distanz (11.), doch sein Schuss war ebenso wenig gefährlich wie der Versuch von Schönefeld (14.) kurz darauf. Die gefährlichste Aktion der Bielefelder gab es dann nach einer Müller-Ecke zu sehen. Hornig setzte zum Flugkopfball an, doch Sabanov konnte gerade noch den Rückstand verhindern
Lorenz muss frühzeitig runter
Dann wurde es hitzig in Heidenheim. Bielefeld konnte den Ball nicht ausreichend klären, daraufhin landete der Ball bei Sailer, welcher freistehend vor Platins von den Beinen geholt wurde. Auf Grund dessen zückte Schiedsrichter Benjamin Brand die rote Karte und zeigte auf den Punkt (21.). Kapitän Schnatterer schnappte sich den Ball und schoss mit Wucht in die Mitte, doch Platins sicherte seinem Team mit einer Fußabwehr das 0:0. Doch Heidenheim ließ sich davon nicht beirren und setzte dezimierte Bielefelder nun weiter unter Druck, doch auch der Versuch von Sailer kullerte am langen Pfosten vorbei (29.). Doch in der 35. Minute war es dann geschehen. Zuerst blockte Hornig einen Versuch von Niederlechner, aber dieser setzte nach und behielt vor Platins kühlen Kopf und schob zum 1:0 ein. Dennoch hätte dieses Tor nicht zählen dürfen, da Niederlechner den Ball klar an den Arm bekommt und sich so einen Vorteil verschaffen konnte.
Klos folgt Lorenz
Der nächste Aufreger ließ nicht lange auf sich warten. Nur eine Minute nach dem Rückstand wollte Klos einen Befreiungsschlag von Kraus verhindern. Dieser Versuch einer Grätsche wurde von Schiedsrichter Brand mit der roten Karte geahndet. Auch hier lässt sich über die Notwendigkeit des Platzverweises streiten. Die Emotionen kochten nun natürlich hoch, doch die Ostwürttemberger ließen sich davon nicht beirren und versuchten vor der Pause das Spiel endgültig zu entscheiden. Die größte Chance ergab sich dann für Niederlechner. Nach einem Eckball von Schnatterer befand sich Niederlechner im Rückraum, doch sein aufgesetzter Schuss ging nur an den Außenpfosten, bis zum Halbzeitpfiff tat sich nicht mehr viel und so blieb es beim 1:0 Zwischenstand.
Der doppelte Niederlechner
In der zweiten Halbzeit standen die Bielefelder sehr tief und versuchten trotz der doppelten Unterzahl einige Konter zu fahren. Doch die Entscheidung des Spieles fiel früh in der zweiten Halbzeit. Malura flankte von rechts und Niederlechner ließ mit einem satten Schuss an den Innenpfosten, Arminen-Keeper Platins keine Chance (47.). Der Bann der Bielefelder war nun endgültig gebrochen, doch die Heidenheimer spielten munter weiter. Nur wenige Minuten nach dem 2:0 probierte es Feistle aus der Distanz, doch diesen Fernschuss konnte Platins parieren. Kurz darauf sah er sich vier Heidenheimern hilflos ausgesetzt, diese liefen alleine auf Platins zu, am Ende passte Strauß zu Schnatterer, doch der Kapitän hatte nicht seinen besten Tag und vergab auch diese Großchance, in dem er den Ball am Tor vorbeilegte (59.). Doch die 9.100 Zuschauer mussten nicht lange warten, bis sie diese Chance in Vergessenheit gerät. Müller sprang im eigenen Strafraum ungestüm Kraus in den Rücken, folgerichtig gab es den zweiten Elfmeter dieser Partie. Diesmal probierte es Krebs, zwar war Platins auch an diesem Ball dran, doch dieses Mal konnte er ihn nicht entscheidend ablenken (63.).
Platins verhindert ein Debakel
Aber selbst ein 3:0 war den Heidenheimern nicht genug. Zuerst vergab Sailer nach Hereingabe von Feistle (68.) und nur zwei Minuten verpasste Niederlechner mit einem Kopfball seinen dritten Treffer, da der überragende Platins den Ball aus einem Meter Entfernung abwehren konnte (70.). Doch noch war nicht Schluss, aber Platins entschärfte auch eine scharfe Hereingabe von Malura und einen Versuch vom eingewechselten Müller (80.). Gegen Ende der Partie wollte es auch der unglücklich agierende Schnatterer wissen, doch an diesem Tag wollte ihm einfach kein Treffer gelingen, so konnte Platins auch Schnatterers letzten Schuss mit Bravour entschärfen (88.). Somit blieb es beim 3:0. Arminia Bielefeld musste Rang zwei vorübergehend an Münster abgeben und steht nun auf dem dritten Tabellenplatz. Heidenheim steht weiterhin auf Platz fünf, hat aber nur noch drei Punkte Rückstand auf die Arminia. Diese empfangen im nächsten Spiel den Halleschen FC, während Heidenheim bei der Alemannia aus Aachen antreten muss.
Trainerstimmen
FCH-Cheftrainer Frank Schmidt: „ In der Tat mögen und schätzen wir uns sehr. Wir kennen uns vom Fußballlehrer-Lehrgang und es tut mir einerseits wirklich leid, dass sich Steve jetzt so ärgern muss, anderseits ist es ein knallhartes Business. Es geht um Punkte. Die haben wir heute geholt. Nach fünfzehn Minuten Abtastphase, in der der Gegner sehr gut in der Abwehr organisiert war, uns kaum Luft gelassen hat, aber auch wir es geschafft haben den Gegner von unserem Tor fern zu halten, haben wir es das erste Mal geschafft den Ball flach nach vorne zu spielen. Dann kam es zu dieser Elfmetersituation und auch zur roten Karte. Den Elfmeter konnten wir leider noch nicht nutzen, aber wir konnten dann doch noch zum 1:0 nachlegen – in einem Spiel in dem es um alles oder nichts ging. Das habe ich der Mannschaft auch so deutlich gesagt. Deshalb war es wichtig in Führung zu gehen. Klar, waren wir zwei Mann in Überzahl, aber das heißt noch lange nicht, dass das Spiel entschieden ist. Das hat man erst vor kurzem in Aue gesehen. Wenn man das zweite Tor nicht macht, kann es kurz vor Ende auch noch mal knapp werden. Heute haben wir es geschafft. Kurz nach der Halbzeit war es natürlich ein günstiger Zeitpunkt, um das 2:0 zu erzielen. Das Spiel war dann entschieden. Meine Mannschaft hat es souverän zu Ende gespielt und dem Gegner keine Chancen mehr zugelassen. Es war für Bielefeld auch sehr, sehr schwer. Unter dem Strich zählt das Ergebnis. Wir haben das Spiel gewonnen, deshalb Glückwunsch an meine Mannschaft. Wir müssen uns dafür auch nicht schämen, denn wir haben in der jeweiligen Situation das richtige gemacht. Hinter das Spiel können wir einen Haken setzten und uns damit beschäftigen was kommt. Es sind noch vier Spiele, zwölf Punkte zu vergeben und da wünsche ich dem Gegner Arminia Bielefeld und Stefan natürlich alles Gute. Wir schauen auch, dass wir so viele Punkte wie möglich holen und dann werden wir sehen, was am Schluss dabei rauskommt.“
Arminia-Coach Stefan Krämer: „Herzlichen Glückwunsch an den 1. FC Heidenheim. Ich messe mich gerne mit den besten Mannschaften der Liga und da gehört der FCH dazu. Ich kann dann auch verlieren. Also verlieren ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber wenn es dann eben so ist, gratuliere ich auch und hab kein Problem damit. Womit ich ein Problem habe, ist, dass der Schiedsrichter mir etwas zu viel Einfluss auf das Spiel genommen hat. Ich habe mich wirklich gefreut hier zu sein, weil ich Frank sehr mag und den FCH als Verein sehr sympathisch finde. Ich glaube, dass zwei der besten Mannschaften es verdient gehabt hätten ein besseres Spiel zu zeigen. Das hat aus verschiedenen Gründen heute nicht funktioniert.“
FOTO: Flohre Fotografie