SV Waldhof: Wie es zum Aus von Marco Antwerpen kam

Seit Dienstagnachmittag ist Marco Antwerpen nicht mehr Trainer des SV Waldhof Mannheim. Am Ende war die Trennung die logische Konsequenz aus dem Fehlstart in dieser Saison, wenngleich der Zeitpunkt überraschend anmutet. Wie es zum Aus des 52-Jährigen kam.

"Eine Entscheidung der Sportlichen Leitung"

Am Samstagnachmittag, als der Waldhof trotz Führung nur zu einem Remis bei Hansa Rostock gekommen war und die Diskussionen um Trainer Marco Antwerpen damit weiter anhielten, wagte Sportchef Anthony Loviso den Schritt in die Öffentlichkeit – und stellte im "Mannheimer Morgen" unmissverständlich klar: "Es gab nie eine Trainerdiskussion. Ich war da immer klar und habe gesagt: Wir machen so weiter." Damit war das Thema eigentlich abgehakt, Antwerpen bleibt weiterhin Trainer. Spätestens am Dienstagvormittag, als der 52-Jährige auch die erste Einheit der Woche leitete, schien endgültig alles klar. Doch das war nur die halbe Wahrheit.

Denn wie Christian Beetz, Aufsichtsratsvorsitzender der Spielbetriebs-GmbH, am Dienstagabend im Fanradio "Doppelpass on air" berichtete, sei Loviso am Montag auf ihn zugekommen und habe um die Freistellung Antwerpens gebeten. "Es war eine Entscheidung der Sportlichen Leitung", betonte Beetz und dementierte damit, dass der Aufsichtsrat bei Entscheidungen wie der Trainerentlassung eine aktive Rolle einnehme. Demnach sei das Kontrollgremium nur dafür zuständig, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu überprüfen. Die Entscheidungen aber treffe Loviso. "Sonst würden wir diesen Posten nicht brauchen, wenn er nichts entscheiden könnte", so Beetz. Am Dienstagnachmittag wurde Antwerpen das Aus dann mitgeteilt, die Öffentlichkeit wurde lediglich in zwei Sätzen darüber informiert. Eine Pressemitteilung verschickte der Klub nicht, sodass vieles offen blieb. Etwa die genauen Gründe für die Trennung.

Drei Viertel der Spieler gegen Antwerpen?

Auch Beetz wollte zu den von Loviso dargelegten Gründen keine Angaben machen. Nach seiner Auffassung habe sich Antwerpen jedoch "selbst zu viel Druck gemacht", nach der Mission Klassenerhalt als Feuerwehrmann nun etwas aufbauen zu müssen. Doch nicht nur das: "Mein Gefühl ist, dass er die Mannschaft verloren hat." Diese Vermutung war im Umfeld der Kurpfälzer zuletzt häufiger aufgetaucht. Ein namentlich nicht genannter Insider spricht im "Mannheimer Morgen" gar davon, dass am Ende drei Viertel der Mannschaft gegen Antwerpen gewesen seien. Mit dem öffentlichen Kritisieren seiner Spieler hatte sich der 52-Jährige, dessen Vertrag bis 2026 weiterhin läuft, augenscheinlich keinen Gefallen getan. Auch andere Maßnahmen, wie ein verschärftes Trainingspensum, stießen dem Großteil der Mannschaft offenbar sauer auf.

Warum der 52-Jährige am Dienstagmorgen noch das Training geleitet hatte, obwohl sein Aus zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen war, blieb offen. Ebenso unklar ist, warum die Kurpfälzer nicht bereits nach dem blamablen Aus im Landespokal bei Siebtligist Gommersdorf gehandelt haben. Dem "Mannheimer Morgen" zufolge soll Beetz mit seinem Veto eine vorzeitige Trennung verhindert haben. Zu konkreten Kandidaten für die Nachfolge wollte sich der Aufsichtsratschef nicht äußern, bestätigte aber, dass Loviso mehrere Namen vorgeschlagen habe. Unter anderem Ex-Coach Bernhard Trares und Nachwuchs-Chef Kai Herdling gelten als heiße Anwärter auf den Job. Ob der neue Mann schon am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück auf der Bank sitzen wird? "Das wäre schön", so Beetz. Mindestens eine Übergangslösung müsste gefunden werden. Bislang ist offen, wer das Training am Mittwoch leiten wird. Möglich, dass es bereits der neue Mann sein wird.

 

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