Analyse: Die Gründe für das Koschinat-Aus beim VfL

Nach zehn Monaten ist Uwe Koschinat als Trainer des VfL Osnabrück Geschichte. liga3-online.de analysiert, was die Gründe für das Aus des 53-Jährigen bei den Lila-Weißen sind.

Keine Entwicklung

Ob Koschinat schon am Samstagnachmittag, unmittelbar nach der bitteren Last-Minute-Niederlage in Mannheim geahnt hatte, dass es für ihn eng werden könnte? Es war jedenfalls schon ungewöhnlich, wie sehr er sich und seine Spielidee verteidigt hatte. Meist ist das der letzte Strohhalm, an denen sich Trainer in einer schwierigen Situation klammern. Zudem hatte der 53-Jährige deutliche Worte zur bisherigen Saisonbilanz von nur fünf Punkten aus sechs Spielen gefunden und diese als "desaströse Ausbeute" bezeichnet. "Das kann in keinster Weise für uns stehen."

Fakt ist: Eine Entwicklung war unter Koschinat in dieser Saison nicht festzustellen. Dass nach dem Umbruch im Sommer nicht sofort alle Räder ineinandergreifen, war zwar erwartet worden. Dennoch hatten sich die Lila-Weißen mehr erhofft. Darauf lassen auch die Aussagen von Sport-Geschäftsführer Philipp Kaufmann schließen, der die Freistellung nicht allein mit der späten Niederlage in Mannheim begründete: "Es ist uns in den vergangenen Wochen nicht gelungen, eine kontinuierliche Entwicklung und Konstanz voranzutreiben." Letztlich seien die Verantwortlichen daher "nicht mehr der vollen Überzeugung" gewesen, in der aktuellen personellen Konstellation mit Uwe Koschinat als Cheftrainer in die Erfolgsspur zurückkehren zu können, so Kaufmann.

Spielidee ging nicht auf

Die ausbleibende Entwicklung ist eng mit der Tatsache verknüpft, dass Koschinats Spielidee – aus einer kompakten Defensive heraus zu agieren – nicht aufgegangen ist. Dass er auch nach dem 6. Spieltag noch betonte, dass es seine Mannschaft lernen müssen, über 90 Minuten besser zu verteidigen und der Verantwortung im eigenen Ballbesitz besser gerecht zu werden, spricht nicht dafür, dass Koschinat Ansatz bislang aufgegangen ist. Zumal er die Mannschaft bereits im vergangenen November übernommen hatte und gerade in der Defensive zu großen Teilen auf den Zweitliga-Kader setzen kann – darunter etwa Timo Beermann.

Dass Koschinat um Zeit warb, aus einer reinen Verteidigungshaltung auf einen ballorientierten Ansatz umzustellen, mutete daher schon etwas seltsam an, wenngleich der VfL in der 3. Liga nicht mehr der Underdog aus Zweitliga-Zeiten und damit auch spielerisch mehr gefordert ist. Wie der 53-Jährige ausführte, wollte er nach dem Abstieg eine dominantere Spielidee implementieren. Das ging jedoch nicht auf. Die Folge ist der schwächste Saisonstart in der Drittliga-Historie der Lila-Weißen.

Defensive zu anfällig

Generell war die Defensive in den bisherigen fünf Partien viel zu anfällig – und das, obwohl die Abwehr eigentlich das Prunkstück unter Koschinat sein soll. Zehn Gegentore in sechs Spielen sind jedoch alles andere als ein guter Wert, nicht einmal blieb die Hintermannschaft der Niedersachsen bislang ohne Gegentreffer. Allein gegen Mannheim schlug es am Samstag dreimal ein. Dabei waren die Kurpfälzer nur selten offensiv in Erscheinung getreten. "Aus so einer geringen Zahl an Chancen darfst du hier nicht drei Tore bekommen", monierte Koschinat im Anschluss.

Und dennoch: "Es wäre eine absolut desaströse Idee, jetzt alles infrage zu stellen. Das kann und darf nicht der Fall sein", meinte der gebürtige Koblenzer. "Ich weiß, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen. Aber die grundsätzliche Art darf nicht infrage gestellt werden. Stattdessen muss ich alle in die Pflicht nehmen, mit einer anderen Gier zu verteidigen. Ansonsten hast du in dieser Liga keine Chance." Kaufmann und Co. stellten entgegen Koschinats Empfehlung allerdings doch alles auf den Prüfstand – und zogen noch am Abend die Reißleine.

   

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