"Schiri hat das Spiel entschieden": FCH hadert mit dem Unparteiischen
Trotz ordentlicher Leistung kassierte Hansa Rostock beim 0:2 in Saarbrücken am Dienstagabend die zweite Pleite in Folge und bleibt damit unter dem Strich hängen. Einen der Hauptverantwortlichen für die erneute Niederlage hatten die Beteiligten nach Spielende schnell ausgemacht: Schiedsrichter Tobias Wittmann.
Kogge moniert Foul vor 0:2
Er war aus Hansa-Sicht der große Aufreger des Abends: Der Gegentreffer zum 0:2 in der 80. Minute, dem ein harter Zweikampf von Simon Stehle gegen Alexander Rossipal vorausgegangen war. Schiedsrichter Tobias Wittmann wertete das Einsteigen jedoch nicht als Foulspiel und gab den Treffer – sehr zum Ärger der Rostocker. "Das ist ein klares Foulspiel", schimpfte Trainer Bernd Hollerbach im Interview mit "MagentaSport" und geriet regelrecht in Rage, als er die Szene in der Wiederholung sah: "Das ist ja Wahnsinn, er tritt ihm hinten die Beine weg. Das ist das Problem in der 3. Liga, dass es keinen Videobeweis gibt."
Auf die Anmerkung von Reporter Thomas Wagner hin, dass Stehle auch den Ball gespielt habe, entgegnete Hollerbach, der für Proteste nach dem Zweikampf die gelbe Karte gesehen hatte: "Aber er geht doch mit beiden Beinen von hinten rein, also ich bitte dich. Wenn das kein Foul ist, wenn ich so von hinten mit gestrecktem Bein reingehe … Klar trifft er den Ball. Aber er trifft auch die Beine. Das ist dann spielentscheidend und der Wahnsinn. Zumal es nicht das erste Mal passiert ist. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren."
Rossipal als Gefoulter pflichtete seinem Coach bei: "Der Schiri hat das Spiel entschieden – zumindest frühzeitig." Die Szene in der 80. Minute hatte er so erlebt: "Ich habe ganz klar den Körper drin und gehe mit dem rechten Bein noch einen halben Meter. Er (Stehle, d. Red.) steht einen Meter neben mir und räumt mich mit dem angewinkelten Bein komplett und nur in der Wade ab", schimpfte der Verteidiger. Ich kann es nicht verstehen, wie man das nicht pfeifen kann. Er trifft minimal den Ball."
Zielstrebigkeit und Entschlossenheit fehlten
Zur Wahrheit gehört bei allem Ärger über den Schiedsrichter aber auch, dass das 0:1 im Anschluss an einen Eckball zu leicht fiel – schließlich hatte Hansa im Strafraum eine Überzahlsituation. Rossipal sprach von einem "ekelhaften Gefühl, in solchen Zweikämpfen nicht der Sieger zu sein. "Das ist symptomatisch." Gleiches gilt für die Tatsache, dass es der Kogge – wie schon zuletzt gegen Aachen – an der letzten Zielstrebigkeit und Entschlossenheit fehlte. Das musste auch Rossipal zugeben: "Wir haben uns nicht die ganz klaren Torchancen herausgespielt."
Was den Rostockern wiederum zugutegehalten werden kann, ist die Tatsache, dass sie bis zum Schluss bemüht waren. "Wir haben alles versucht, keiner lässt sich hängen. Das kann ich den Fans versprechen", so der Verteidiger. Die mitgereisten Anhänger hatten die Mannschaft nach Spielende am Zaun zur Rede gestellt. "Ich kann den Unmut der Fans verstehen, sie geben jede Woche alles und liefern einen unfassbaren Support", so der 28-Jährige. Es sei "einfach enttäuschend, dass wir nichts mitnehmen", Und das, obwohl Hansa die aktivere Mannschaft gewesen sei und einen "sehr ordentlichen Auftritt" hingelegt habe.
Nach der zweiten Niederlage in Folge bleibt Hansa weiter unter dem Strich – es droht eine Saison im Abstiegskampf. Rossipal gab sich aber kämpferisch: "Wir dürfen nicht aufgeben. Das klingt banal, aber jeder muss sich hochziehen." Eine andere Wahl habe das Team nicht. "Wir müssen an uns glauben, denn wir sind eine gute Mannschaft", die bislang jedoch nicht die nötige Ergebnisse erbracht habe. Im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen muss am Samstag nun unbedingt ein Sieg her – andernfalls könnte es für Hollerbach bereits eng werden.
Hollerbach: "Angespannte Situation"
Das weiß der 54-Jährige auch selbst: "Ich bin schon lange dabei und weiß natürlich, dass der Fußball auch immer etwas mit Ergebnissen zu tun hat. Es ist wichtig, dass du die bringst. Ich schaue aber auch darauf, wie wir aufgetreten sind." Diesbezüglich könne er der Mannschaft "keinen Vorwurf" machen, sagte der Hansa-Coach und sprach von einer "sehr engagierten Leistung". Gleichwohl sei er mit der Punkteausbeute "natürlich nicht zufrieden". Die aktuelle Situation sei daher "angespannt und nicht zu unterschätzen". Dennoch werde er die Mannschaft wieder aufbauen. "Wir resignieren nicht", stellte Hollerbach klar.
Und die Vereinsführung? "Heute werden wir nicht über den Trainer sprechen", sagt Sportchef Amir Shapourzadeh in der "Ostsee Zeitung" und kündigt an: "Wir werden eine Nacht schlafen und die Eindrücke sacken lassen." Nur zehn Punkte aus elf Spielen seien "zu wenig. Klar, hatten wir einen großen Umbruch. Aber irgendwann musst du punkten."