Analyse: Woran Hollerbach bei Hansa gescheitert ist

Nach nur elf Spieltagen ist Bernd Hollerbach als Trainer des F.C. Hansa Rostock schon wieder Geschichte. liga3-online.de analysiert, woran der 54-Jährige neben der schwachen Ausbeute von nur zehn Punkten aus elf Spielen gescheitert ist.

Kader erst spät komplett

Er war ein gewaltiger, der Umbruch des F.C. Hansa Rostock in der Sommerpause. Gleich 21 Spieler haben die Kogge nach dem Abstieg verlassen, 16 kamen neu hinzu – die meisten allerdings erst im Laufe der Vorbereitung beziehungsweise am Ende der Transferperiode. Als Hollerbach Mitte Juni zum ersten Training bat, standen zwar immerhin 21 Spieler auf dem Platz, darunter allerdings gleich acht Nachwuchsspieler. Lediglich vier Neue waren zu diesem Zeitpunkt verpflichtet. Erst Anfang September – die schleppende Kaderplanung war vor allem dem kompletten Umbruch hinter den Kulissen samt Verpflichtung eines neuen Sportdirektors zur Sommerpause geschuldet -, war die Mannschaft komplett.

Entsprechend konnte Hollerbach erst sehr spät damit beginnen, aus den Einzelspielern eine Einheit zu formen. Der Prozess dauerte bis zuletzt an und scheint auch noch nicht vollständig abgeschlossen zu sein. Sportchef Amir Shapourzadeh war sich der Situation natürlich bewusst und hatte sich deshalb vor vier Wochen noch schützend vor Hollerbach gestellt, "aber irgendwann musst du halt punkten", betonte er nun nach der Niederlage gegen Saarbrücken. Das tat die Kogge angesichts von nur zehn Punkten aus elf Spielen nicht, was Hollerbach nun den Job kostete.

Aufwand passte nicht zum Ertrag

Nein, das Bemühen konnte man der Kogge in den letzten Wochen nicht absprechen. Auch in Saarbrücken gab Hansa am Dienstagabend kein schlechtes Bild ab, an der Einstellung lag es entsprechend nicht. Vielmehr passten Aufwand und Ertrag nicht zusammen. Das zeigen auch die Statistiken: Ligaweit erspielte sich Hansa in den bisherigen Partien 23 Großchancen, was den drittbesten Wert hinter Cottbus (32) und Osnabrück (27) bedeutet. Gleichzeitig vergaben die Norddeutschen aber auch die drittmeisten Großchancen (15).

Die Folge: Erst zwölfmal klingelte es im gegnerischen Kasten. Damit stellt Hansa zusammen mit Alemannia Aachen den schwächsten Angriff und verzeichnet zudem die schlechteste Chancenwertung aller Klubs. Nicht mal jeder zehnte der 114 Torschüsse landete im Kasten. So deswegen verpasste es die Kogge, Spiele wie gegen Stuttgart II und Dortmund II zu gewinnen. Zudem spielt hier sicherlich der noch andauernde Findungsprozess hinein. Albin Berisha etwa hat sich nach seinem Wechsel aus Rumänien bislang noch nicht akklimatisiert und konnte daher bisher noch nicht helfen.

Abwehrprobleme nicht in den Griff bekommen

16 Gegentore in elf Spielen sind zwar kein schlechter Wert – Cottbus hat als Tabellendritter nur zwei Gegentreffer weniger -, dennoch sind die Probleme in der Abwehr nicht von der Hand zu weisen. Was sich auch daran zeigt, dass Hansa bislang nicht einmal zu Null blieb. Immer wieder streuten die Spieler individuelle Fehler ein. Wie etwa Alexander Rossipal in Köln und Ingolstadt. Aber auch Kapitän Franz Pfanne patzte in dieser Saison schon. Hinzukommen die vielen Gegentore nach Standards. Gegen Aachen und Saarbrücken schlug es zuletzt jeweils nach Eckbällen ein.

Sehr zum Ärger von Shapourzadeh. Es dürfe "einfach nicht passieren, dass wir schon wieder nach einem Standardgegentor in Rückstand geraten", war der 46-Jährige nach der Niederlage in Saarbrücken angefressen. Das habe auch nichts mit Größe zu tun, "sondern auch mit Willen und Einstellung. "Es kotzt mich an, dass wir zum wiederholten Mal einen Standardgegentreffer hinnehmen müssen", schimpfte Hansas Sportdirektor und meinte: "Wir sollten nicht so viel erzählen, sondern die Sachen auf dem Platz umsetzen. Ich kann den Scheiß nicht mehr hören von unseren Ansprüchen und so weiter." Es gelte, vor allem die einfachen Fehler abzustellen. "Wir haben genug erfahrene Jungs auf dem Platz." Auch Hollerbach galt als erfahren und als Defensivexperte. Dennoch bekam er die Probleme in der Abwehr nicht in den Griff.

Pech bei Schiedsrichter-Entscheidungen

Es ist zwar nicht der Hauptgrund für das bisher schwache Abschneiden in dieser Saison, spielt aber dennoch auch mit rein: das Pech bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Laut liga3-online.de-Experte Babak Rafati wurde die Kogge in der bisherigen Saison schon achtmal benachteiligt. Nur Arminia Bielefeld musste demnach noch mehr Fehlentscheidungen hinnehmen (9). Allein in Saarbrücken hätte Hansa Rafati zufolge zwei Elfmeter bekommen müssen, zudem hätte der Treffer zum 2:0 aufgrund eines Foulspiels von Stehle an Rossipal nicht zählen dürfen. Schon gegen Aachen war der Kogge ein Strafstoß zu Unrecht verweigert worden. Auf der anderen Seite profitierte die Kogge als einziger Klub noch nicht einmal von einer Fehlentscheidung.

Ob die Partien bei korrekten Entscheidungen anders verlaufen wären, ist zwar hypothetisch – zumal die Elfmeter erstmal verwandelt werden müssen -, dennoch ist davon auszugehen, dass Hansa zumindest ein paar Punkte mehr auf dem Konto gehabt hätte. Mehr Punkte bedeuten auch mehr Erfolgserlebnisse, die wiederum für mehr Selbstvertrauen sorgen und damit auch für ein besseres Abschneiden. Shapourzadeh sprach bei einer Pressekonferenz am Donnerstag mit Verweis auf die zahlreiche Fehlentscheidungen gegen die Kogge von "fehlendem Spielglück".

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button