RWE erlebt Debakel: "Können uns nur bei den Fans entschuldigen"
Was für ein gebrauchter Tag für Rot-Weiss Essen: Erst der Angriff auf den Sonderzug mit 700 Fans, dann die deutliche 0:4-Pleite bei Hansa Rostock, durch die RWE auf einen Abstiegsplatz gerutscht ist. Trainer Christoph Dabrowski sprach von einer "prekären Situation", während sich Jakob Golz bei den Fans entschuldigte.
"Was wir hier abgeliefert haben, ist der Wahnsinn"
Zu Beginn der zweiten Halbzeit trafen sie mit erheblicher Verspätung doch noch im Stadion ein, die 700 Fans, die sich per Sonderzug auf den Weg nach Rostock gemacht hatten. Nachdem der Zug am Vormittag angegriffen worden war, war zunächst offen, ob es die Anhänger bis nach Rostock schaffen würden. Im Nachhinein werden sich die Fans wohl gewünscht haben, sie hätten direkt die Rückreise angetreten oder wären erst gar nicht losgefahren. Denn was sie in der zweiten Halbzeit von ihrer Mannschaft zu sehen bekamen, war alles andere als erbaulich. Am Ende ging RWE nach einer über weite Strecken desolaten Leistung mit 0:4 unter.
"Wir können uns nur bei unseren Fans entschuldigen", sagte Torhüter Jakob Golz, der mit mehreren Paraden eine noch höhere Niederlage verhinderte, am "MagentaSport"-Mikrofon und tat sich "sehr schwer" damit, die richtigen Worte zu finden. "Was wir hier abgeliefert haben, das ist der Wahnsinn. Mir fehlen wirklich die Worte." Auf der einen Seite habe RWE "zu viel zugelassen" und auf der anderen Seite "zu wenig" aus den eigenen Möglichkeiten gemacht. Am Ende sei die Niederlage zwar "viel zu hoch" ausgefallen, dennoch dürfe es nicht passieren, "dass wir uns hier abschießen lassen", der Keeper. "Alle sind enttäuscht, sauer und fassungslos. So hatten wir uns das nicht vorgestellt." Es gelte nun, die Partie zunächst sacken zu lassen und zu analysieren. "Wir stehen jetzt unten drin, das muss jedem klar sein", sagte Golz mit Blick auf den 17. Tabellenplatz. Es benötige einen "kompletten Neustart", forderte der 26-Jährige. "Wir brauchen Punkte und müssen alle gemeinsam Vollgas geben."
"Verteidigen zu sorglos"
Trainer Christoph Dabrowski bezeichnete die Tabellensituation indes als "prekär" und betonte angesichts von nur zwölf Zählern aus zwölf Partien: "Wir sind punktemäßig unter unseren Erwartungen." Sein Matchplan war zuvor nicht aufgegangen: "Wir wollten gegen den Ball Mann gegen Mann anlaufen. Durch diese Mannorientierung waren wir oft in Verteidigungsduellen. Leider haben wir beim ersten Gegentor individuell auf dem Flügel nicht gut verteidigt." Das sei das Manko, "was wir in der Woche bei uns suchen müssen". Insgesamt schlug es in dieser Saison schon 23 Mal im Tor von Jakob Golz ein, nur der FC Ingolstadt musste noch mehr Gegentreffer hinnehmen (26).
"Wir kassieren zu viele Gegentore und verteidigen zu sorglos", schimpfte der RWE-Coach. "Wir haben eine ganze Trainingswoche Zeit, werden den Fokus auf defensive Stabilität legen und hart arbeiten." Es gelte, die aktuelle Situation "schleunigst zu verbessern", nachdem Essen seine Fans "erneut enttäuscht" habe. "Für uns war es ein bitterer Nachmittag und der Abschluss einer bitteren Englischen Woche." In dieser holte RWE gerade mal einen Zähler. Dass am kommenden Samstag mit Energie Cottbus ausgerechnet das Team der Stunde an der Hafenstraße gastiert, macht die Aufgabe nicht leichter. Dennoch werden die Anhänger wieder zu Tausenden ins Stadion pilgern, während die Einsätze von Nils Kaiser und Robbie D’Haese, die beide verletzt vom Platz mussten, noch fraglich sind. Auch das passte zum gebrauchten Tag für RWE.