Bär: "Die nächsten Wochen sind eine große Chance für uns"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Torjäger Marcel Bär von Erzgebirge Aue über den ersten Sieg nach einer Niederlagenserie von vier Spielen, den nächsten Gegner 1. FC Saarbrücken und die Entwicklung der 3. Liga, in der er schon 237 Einsätze bestritten hat.
"In der Form hatte ich das bisher selten"
liga3-online: Nach vier Liganiederlagen in Serie gab es am Wochenende einen 1:0-Erfolg bei der U21 des VfB Stuttgart. Wie hoch war die Anspannung vor Anpfiff – und wie groß die Erleichterung nach Abpfiff, Herr Bär?
Marcel Bär: Sehr hoch und sehr groß. Eine gewisse Anspannung herrscht zwar immer. Aber in der Form hatte ich das bisher selten. Nach vier Siegen hintereinander viermal in Folge zu verlieren, ist schon krass. Wir sind in einen Negativstrudel geraten, aus dem wir so schnell wie möglich rauskommen wollten. Dementsprechend war die Erleichterung nach dem Erfolg in Stuttgart jetzt riesig.
In der Tabelle rückte Aue auf Platz sieben vor, der Rückstand auf die Spitze beträgt vier Zähler. Mit welcher Gefühlslage blicken Sie auf die Tabelle?
Tatsächlich blicke ich aktuell kaum auf die Tabelle. Wir müssen auf uns schauen. Es ist wichtig, dass wir uns bereits wieder in die richtige Richtung bewegen und uns etwas Luft verschafft haben. Es ist alles wieder wahnsinnig eng und wir müssen in jedem Spiel an unser Maximum gehen. Die Serie mit vier Siegen und vier Niederlagen ist bereits aussagekräftig für die Qualität in der 3. Liga. Es kann immer alles passieren.
Sie waren zuvor mit einem grippalen Infekt angeschlagen und gaben in Stuttgart ihr Startelfcomeback. Sind Sie schon wieder bei 100 Prozent?
Ich bin auf einem sehr guten Weg. Es ist schön, mal wieder eine normale Trainingswoche zu haben. Aber ich merke schon noch, dass die Partie in Stuttgart viel Energie gekostet hat. Für 90 Minuten hatte es zuletzt noch nicht gereicht.
Wie wichtig Sie für das Team sind, haben Sie mit Ihrem Siegtreffer direkt wieder bewiesen. War der Sieg für Sie persönlich deshalb doppelt so schön?
Ich freue mich immer, wenn ich dem Team mit meinen Toren helfen kann. Umso schöner, dass wir das Spiel dadurch gewonnen haben. Aber es war eine schwierige Aufgabe für uns. Stuttgart ist spielerisch eine der stärksten Teams der Liga und verfolgt den gleichen Spielansatz wie die Bundesliga-Profis. Der Spielstil ist eklig und erfordert hundertprozentige Konzentration. Wir haben es gut gemacht und sind happy über den Sieg.
"Wollen gar nicht zu viel reden"
Drei der nächsten vier Partien sind Heimspiele. Wie wichtig wird die anstehende Saisonphase?
Die nächsten Wochen sind eine große Chance für uns. Wir waren letzte Saison das stärkste Heimteam der Liga. Es ist unser Anspruch, da auch jetzt wieder hinzukommen. Die zurückliegenden beiden Heimspiele waren nicht positiv – mit Niederlagen gegen Hansa Rostock und Energie Cottbus. Entscheidend wird sein, zurück zu unseren Tugenden zu finden und mit dem, was uns stark gemacht hat, wieder eine Heimmacht zu werden. Aber wir wollen gar nicht zu viel reden, sondern unsere Leistungen regelmäßig auf den Platz bringen.
Zunächst ist am Samstag der 1. FC Saarbrücken zu Gast, den Aue mit einem Sieg überholen kann. Wie schätzen Sie den FCS ein?
Saarbrücken hat einen stark besetzten Kader, vor allem auch in der Breite. Das Team verteidigt eklig und ist vorne torgefährlich. Ich erwarte ein enges Spiel, das wir aber zuhause auf jeden Fall gewinnen wollen. Unser Ziel ist es erst einmal, sicher zu stehen und die Null zu halten. Vorne haben wir die Qualität, immer treffen zu können.
Denken Sie, dass der Erfolg in Stuttgart den berühmten Knoten gelöst hat und Ihr Team nun wieder befreiter aufspielen kann?
Definitiv. Die Stimmung war während der letzten Wochen sicher nicht allzu positiv. Wenn du viermal in Folge verlierst, fängst du allmählich an, an dir selbst zu zweifeln. Es fühlt sich alles schwerer an. Der Sieg in Stuttgart hat die Stimmung wieder deutlich verbessert. Wichtig war auch, mal wieder ohne Gegentor zu bleiben. Zuvor haben wir zu viele Gegentreffer kassiert.
Mit 237 Einsätzen gehören Sie zu den Top 50 der Rekordspieler in der 3. Liga. Was bedeutet Ihnen das – und wie hat sich die 3. Liga aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?
Erst einmal bin ich stolz auf die vielen Jahre Profifußball und auch sehr dankbar dafür. Ich habe nie ein Nachwuchsleistungszentrum besucht und mir alles selbst hart erarbeitet. Im Vergleich zu früher hat sich die 3. Liga auf jeden Fall verändert. Die Spieler sind individuell besser und der Fußball ist insgesamt technisch versierter und schneller geworden.