VfL taumelt Richtung Regionalliga: Nicht viel, was Hoffnung macht

Es ist erschreckend und besorgniserregend zugleich, wie sich der VfL Osnabrück momentan präsentiert. Schon seit Wochen befinden sich die Lila-Weißen im freien Fall, stehen so schlecht da wie noch nie in ihrer Drittliga-Historie und taumeln geradewegs in Richtung Regionalliga. Es gibt nicht viel, was derzeit Hoffnung macht. Ein Kommentar.

Beim Abwehrverhalten wird einem Angst und Bange

Nach 74 Minuten flammte sie am späten Sonntagnachmittag nochmal kurzzeitig auf, die Hoffnung, nach einem zuvor desaströsen Auftritt doch noch etwas mitnehmen zu können. Innerhalb von 36 Sekunden war der VfL wie aus dem Nichts zu gleich zwei Toren gekommen und hatte damit beim Spielstand von 2:4 plötzlich wieder zumindest einen halben Fuß in der Tür. Doch so schnell die Flamme der Hoffnung entzündet worden war, so schnell war sie durch die rote Karte gegen Timo Beermann nur zwei Minuten nach dem 2:4 auch schon wieder erloschen.

Das völlig übermotivierte Einsteigen gegen Fröde passte wie die Faust aufs Auge zur aktuellen Lage beim VfL, in der Hoffnungsschimmer wie am Sonntag im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten werden. Ob in Gleichzahl noch der Ausgleich gelungen wäre, ist zwar spekulativ, doch angesichts der Tatsache, dass Ingolstadt nach Osnabrück die meisten Gegentore aller Klubs kassiert hat, wäre in der Schlussphase sicher noch etwas möglich gewesen. Nach einem 0:4 noch zu einem Unentschieden zu kommen, wäre womöglich der Wendepunkt in der bisherigen Saison gewesen.

Die neunte Niederlage im 15. Spiel aber allein an Beermanns Aktion festzumachen, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Schließlich hatte der VfL die Ingolstädter zuvor regelrecht eingeladen und ein Abwehrverhalten an den Tag gelegt, bei dem einem selbst als neutraler Zuschauer nur Angst und Bange werden konnte. Hätte Jonsson im Tor der Lila-Weißen nicht mehrmals stark pariert, wären auch fünf oder sechs Gegentore absolut möglich gewesen. Insgesamt schlug es bei den Niedersachsen in dieser Saison schon 32 Mal ein. Nur Burghausen (2008) und Würzburg (2019) hatten zu diesem Zeitpunkt in der Historie der 3. Liga noch mehr Treffer kassiert. Und Besserung scheint nicht in Sicht, schließlich kam zuletzt je ein Gegentreffer pro Partie hinzu. Es fehlt an den einfachsten Dingen wie Zweikampfverhalten und Stellungsspiel.

Mutlos und fehlerbehaftet

Aber auch im Spiel nach vorne präsentierte sich der VfL derart mutlos und fehlerbehaftet, dass einem – zumindest momentan – der Glaube daran fehlt, wie hier eine schnelle Steigerung gelingen soll. Und die wird notwendig sein, um den Klassenerhalt schaffen zu können – und die Fans nicht zu verlieren. Dass diese den Audi-Sportpark am Abend mit Abpfiff fluchtartig verließen, nachdem sie zuvor schon den Support eingestellt hatten, sollte Warnzeichen genug sein. Denn wenn jetzt auch noch die Anhänger, die mit das größte Faustpfand der Lila-Weißen sind, ihre Unterstützung einstellen, wird es noch schwerer.

Co-Trainer Tim Danneberg glaubt aber nicht, dass der VfL seine Fans schon verloren hat: "Ich kenne das Umfeld in Osnabrück. Wir laufen den Erwartungen hinterher, und darüber, wo wir uns nicht beschweren können, ist der Fan-Support." Dementsprechend sei die Reaktion "absolut in Ordnung" gewesen. "Wir wissen ganz genau, dass wir diejenigen sind, die in der Pflicht sind. Da nehme ich uns als kompletten Staff mit Mannschaft ins Boot. Jeder in Osnabrück weiß, dass wir die Fans gerade in dieser Situation vielleicht sogar noch mehr als sonst brauchen. Aber in erster Linie sind wir gefordert."

Noch ist der Klassenerhalt fraglos möglich, wenngleich der Rückstand auf das rettende Ufer bereits sechs Punkte und neun Tore beträgt, allerdings haben die Osnabrücker schon zahlreiche Patronen verschossen: Neuer Cheftrainer, neuer Co-Trainer, Mentalcoach, Torwartwechsel, Systemumstellung, offener Dialog mit den Fans: Alles hat bisher nicht für die erhoffte Wende gesorgt. Einzig der Einsatz gibt noch etwas Anlass zur Hoffnung. Der stimmte auch am Sonntag über weite Strecken, was auch die Daten zeigen: Mehr Zweikämpfe gewonnen, mehr Pässe gespielt und mehr Balleroberungen. Doch das allein wird nicht reichen, um den Absturz in die Regionalliga zu verhindern.

   

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