RWE bleibt unter dem Strich: "Hatte unfassbare Angst vor dem Spiel"
Nachdem RWE zuletzt dreimal in Folge torlos geblieben war, netzten die Essener gegen Stuttgart II gleich doppelt ein, dennoch reichte es nur zu einem 2:2. Durch das sechste sieglose Spiel in Folge überwintert RWE auf einem Abstiegsplatz. Trainer Uwe Koschinat hatte indes "unfassbare Angst" vor dem Spiel, wie er im Nachgang zugab.
Neun Ausfälle
Mit über 200 Drittliga-Spielen gehört Koschinat zu den erfahrensten Trainern der 3. Liga. Entsprechend möchte man meinen, dass der 53-Jährige schon alles erlebt hat und mit allen Wassern gewaschen ist. Dass dem jedoch nicht so ist, räumte er nach Spielende bei "MagentaSport" offen ein: "Ich hatte unfassbare Angst vor diesem Spiel." Der Grund: Wie schon gegen Osnabrück musste der 53-Jährige bei seinem Heim-Debüt auf mehrere "absolute Topspieler" verzichten, kurzfristig waren mit Stammtorwart Jakob Golz, Thomas Eisfeld und Torben Müsel sogar noch drei weitere Ausfälle dazugekommen. "Ab sieben Uhr heute Morgen hat das Telefon nicht mehr stillgestanden, ständig kam jemand dazu", berichtete Koschinat. Die Folge: Sowohl vorne als auch hinten musste RWE angesichts von insgesamt neun Ausfällen mit einer komplett neuen Achse agieren. "Dann mit so einer Truppe so ein Spiel zu machen in der Drucksituation, das nötigt mir großen Respekt ab", zog Essens Coach den Hut. "Die zweite Reihe hat ein Zeichen gesetzt."
Einer, der das Lob besonders verdient hatte, war der erst 19-Jährige Gianluca Swajkowski, der nur eine Minute nach seiner Einwechselung das Tor zum 2:1 erzielte (78.) – und das in seinem ersten Drittliga-Spiel überhaupt. "Er scheint ein Wettkampftyp zu sein", verwies Koschinat darauf, dass sich das im Training nicht angedeutet habe. "Das war eine sehr untypische Aktion für ihn, aber er hat das Herz in die Hand genommen, hat aus der richtigen Position die richtige Entscheidung getroffen. Ein toller Tag für ihn." Zum Sieg reichte der Premierentreffer des 19-Jährigen jedoch nicht, weil Stuttgart nur drei Zeigerumdrehungen später zum erneuten Ausgleich gekommen war. Zuvor hatte Vonic die Hausherren in Führung gebracht (19.), ehe der VfB nach 74 Minuten auf 1:1 stellte.
Platz 18 "fühlt sich sehr schlecht an"
Zufrieden war Koschinat mit dem Remis "aufgrund des Spielverlaufs und der Chancenlage" nicht und sprach von "zwei verlorenen" Punkten. "Ich glaube, es kann keine zwei Meinungen darüber geben, dass wir mit zwei, drei Toren Unterschied hätten in Führung gehen können, weil die Überlegenheit schon deutlich war. Deswegen tut das Unentschieden unheimlich weh." Gleichwohl hielt der 53-Jährige fest: "Ich sage Ihnen ganz ehrlich, wie die Mannschaft heute hier aufgetreten ist und wenn dann unsere Topspieler zurückkommen, dann habe ich nicht so viele Sorgen, dass wir eine deutlich bessere Rückrunde spielen." Das wird auch nötig sein, um den Abstieg zu verhindern.
Momentan findet sich RWE weiterhin auf Platz 18 wieder – mit drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. "Das fühlt sich sehr schlecht an", so Essens Coach. Im Worst-Case könnte RWE am Sonntag noch auf Platz 19 abrutschen und dann vier Zähler hinter Rang 16 liegen. "Wir machen uns logischerweise schon ernsthafte Gedanken darum, ob wir die Mannschaft nicht nochmal verstärken müssen", blickte Koschinat auf die Transferperiode voraus. "Wir müssen eine sehr, sehr gute Rückrunde spielen und vom ersten Tag an da sein. Insofern geht es jetzt wirklich darum, das Ganze zu analysieren, zu schauen, ob wir auf der einen oder anderen Position noch mal Stabilität dazugewinnen." Als Ziel für die Rückserie rief der 53-Jährige indes 25 Punkte aus. Dann hätte RWE 42 Zähler, die am Ende knapp reichen könnten.
Ärger über Gelb: "DFB findet das ja so ganz, ganz toll"
Dass Koschinat kurz vor Spielende noch die gelbe Karte gesehen hat, weil er sich zu vehement über einen nicht gegebenen Elfmeter aufgeregt hatte, bewertete er so: "Ich bin der Meinung, dass da eine Berührung stattgefunden hat und dass es deswegen aus meiner Sicht auch hätte Elfmeter geben können. Und dann steht da eben ein Vierter Offizieller. Der DFB findet das ja so ganz, ganz toll. Es ist ja unfassbar wichtig, dass jede Reaktion des Trainers von draußen auch entsprechend begutachtet wird. Er war der Meinung, die wäre dann unangemessen und dann kassiert man draußen Gelb. Ich würde denen ganz gerne mal die Drucksituation geben, die wir draußen haben." Der Druck wird angesichts der Tabellensituation auch erstmal bleiben.