Preußen Münster in Unterhaching: Nur der Sieg zählt!
Nach Abpfiff saß der Schock tief im Preußenstadion. Die Spieler schlichen mit hängenden Köpfen über den Rasen und die Zuschauer starrten fassungslos aufs Spielfeld. Was war passiert? Nach zuvor saisonübergreifend 18 Heimsiegen in Folge mussten die Münsteraner gegen die Stuttgarter Kickers eine überraschende 0:1-Heimpleite einstecken. Fabian Baumgärtel hatte in der 78. Spielminute nach einer Fehler-Co-Produktion von Kapitän Stefan Kühne und Keeper Daniel Masuch den Siegtreffer für die Gäste markiert. Die Pleite war folgenschwer: Die Elf von Trainer Pavel Dotchev rutschte, zum ersten Mal seit zehn Spieltagen, auf den vierten Tabellenrang ab und kann somit den Aufstieg aus eigener Kraft nicht mehr realisieren. Heute steht Münster beim Gastspiel bei der SpVgg Unterhaching (13:30 Uhr, Sportpark Unterhaching, Live-Konferenz im NDR) also gehörig unter Druck.
Die Ausgangslage: Münster ist zum Siegen verdammt
Die Ausgangslage vor dem 37. Spieltag: Bei noch sechs zu vergebenden Zählern liegen die Preußen (69) einen Punkt hinter dem Tabellen-Dritten VfL Osnabrück (70). Die Niedersachsen treffen heute zeitgleich auf den Zweiten Bielefeld, welcher den direkten Aufstieg mit einem Heimsieg perfekt machen kann. Die Arminen (73) liegen aktuell drei Zähler vor Osnabrück. Münster muss sein Auswärtsspiel im Unterhachinger Sportpark also gewinnen und auf eine Osnabrücker Niederlage hoffen. Kommt es so, rückt Münster auf den Relegationsplatz vor und hat am letzten Spieltag gegen den SV Babelsberg 03 alle Chancen, diesen zu festigen. Dem Ligaprimus Karlsruher SC (75) reicht heute im Heimspiel gegen Rostock ein Punkt um den direkten Wiederaufstieg zu finalisieren. Auf Rang Fünf lauert der 1. FC Heidenheim (68) auf einen Ausrutscher der Konkurrenz.
Dotchev: „Ich glaube an diese Jungs
Die Statistik spricht gegen die Preußen: Bei bislang zwei Gastspielen in Unterhaching unterlagen die Münsteraner zwei Mal. In der Zweitliga-Saison 1989/90 verlor das Team des damaligen Trainers Elmar Müller in Unterhaching mit 0:3 und auch im bisher einzigen Drittliga-Aufeinandertreffen setzte es eine Pleite. In der Vorsaison kamen die Preußen im Sportpark nicht über ein 1:2 (Tore: Niederlechner, Krontiris – Kluft) hinaus. Das soll, ja muss sich nun ändern. „Ich werde die Spieler, die nicht überzeugen konnten, starkmachen. Ich glaube an diese Jungs, auch wenn es gegen Stuttgart nicht so gut lief“, sagte Trainer Dotchev unter der Woche den „Westfälischen Nachrichten“, warnte allerdings vor Unterhaching. „Unser Gegner wird versuchen, sich sauber von den eigenen Fans aus der Saison zu verabschieden. Sie haben nichts zu verlieren. Das macht sie gefährlich“, so der 47-Jährige. Sportvorstand Carsten Gockel fordert, die Mannschaft müsse „aufstehen“ um die Aufstiegschance zu wahren. Von Veränderungen in der Startelf ist auszugehen. Der nach Gelbsperre wieder zur Verfügung stehende Innenverteidiger Patrick Kirsch könnte Kapitän Stefan Kühne, nicht zuletzt wegen dessen Lapsus gegen Stuttgart, ersetzen. Nicht zur Verfügung stehen definitiv die verletzten Simon Scherder (Infekt), Kevin Schöneberg (Schambeinentzündung) und Rico Schmider (Augenverletzung). Die Reise nach München ebenfalls nicht mit angetreten haben die nicht berücksichtigten Robin Neupert, Pascal Koopmann und Mahmut Sönmez. Entwarnung gab es bei Dimitrij Nazarov. Der Angreifer ist trotz Sprunggelenks-Blessur einsatzfähig.
Baum: „Wir werden alles geben“
Unter völlig andere Vorzeichen steht die heutige Partie beim Gastgeber. Die SpVgg Unterhaching rangiert momentan mit 48 Punkten auf dem achten Tabellenplatz und hat das Saisonziel Klassenerhalt längst erreicht. Dank einer starken Hinrunde, die man auf einem überraschenden vierten Rang beenden konnte, entledigten sich die Vorstädter früh aller Sorgen. In der Rückserie lief es schlecht für die Spielvereinigung: Mit nur 13 erspielten Zählern ist man in der Rückrundentabelle Vorletzter. Nur der insolvente Krisenklub Alemannia Aachen errang einen Punkt weniger. Vor der Partie gegen Münster weisen die Verantwortlichen darauf hin, dass man keinesfalls abschenken und sich anständig von den eigenen Fans verabschieden möchte. „Man merkt, dass sich die Spieler auf das Spiel gegen eine Mannschaft, die noch vorne mitspielt, freuen“, so Teamchef Manuel Baum auf der Vereinshomepage. Weiterhin sagte der 33-Jährige, dass man gegenüber den Vereinen, die sich im Aufstiegsrennen befinden, die Pflicht habe Vollgas zu geben. Neben den Langzeitverletzten Stefan Riederer (Reha nach Knie-OP) und Roland Sternisko (Reha nach Kreuzbandriss) fallen gegen Münster auch die abwanderungswilligen Yasin Yilmaz (Muskelfaserriss) und Stephan Thee (Verletzung am Hüftbeuger) aus. Laut Vereinsangaben werden beide in dieser Saison keine Partie mehr für die SpVgg bestreiten. Außerdem nicht zur Verfügung stehen Lucas Hufnagel (Muskelfaserriss) und Mike Niebauer (Knochenhautentzündung). Wegen der Ausfälle sind Veränderungen der Startelf im Vergleich zur 1:3-Auswärtspleite in Babelsberg nötig. Für Yilmaz könnte Maximilian Welzmüller auf die Sechser-Position rücken. Außerdem könnte Luka Odak den zuletzt überforderten Kevin Hingerl als Linksverteidiger ersetzen. Trotz der vermeintlich klaren Ausgangslage verspricht Manuel Baum: „Wir werden alles geben, um im letzten Heimspiel noch mal drei Punkte zu holen.“
Anpfiff 13:30 Uhr, Schiedsrichter Arno Blos
Das Hinspiel im Preußenstadion war ein echtes Topspiel: Im November traf der Tabellenzweite Münster auf den Vierten Unterhaching. Die Teams trennten sich mit 0:0 – obwohl beide Siegchancen hatten. Geleitet wird die Partie im Sportpark von Schiedsrichter Arno Blos (Deizisau), ihm assistieren Marcel Beck (Schöntal) und Tobias Endriß (Göppingen). Blos leitete bislang 54 Drittligapartien, dabei zog er 206 gelbe, sechs gelb-rote und zwei glatt rote Karten. Anpfiff im Sportpark zu Unterhaching ist um 13:30 Uhr.
FOTO: Flohre Fotografie