Kommentar: Arminia Bielefeld und das Aufstiegsmärchen
Unermesslich groß. Ein Gefühl der Befreiung. So, oder so ähnlich lässt sich der Torjubel beschreiben, als Bielefelds Sebastian Hille nach Vorlage von Pascal Testroet in der 54. Minute das 1:0 für seine Farben köpfte. Und das im wichtigsten Spiel des Jahres. Auch zuvor hatte die Arminia leichte Feldvorteile im Top-Spiel gegen dem Konkurrenten aus Osnabrück. Als Bundesliga-Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie dann nach 95 Minuten abpfiff, fielen wahrscheinlich jedem Arminen riesige Steine vom Herzen. Über die volle Spielzeit wurde die Elf vom neuen Aufstiegstrainer Stefan Krämer nach vorne gepeitscht. Und am Ende stand das erreichte Ziel auf der Anzeigetafel in der Bielefelder Schüco-Arena geschrieben: "Aufstieg!!!" Vor 26.500 Zuschauern wussten die Blauen sowohl fußballerisch als auch kämpferisch zu überzeugen und feierten nicht nur einen verdienten Sieg gegen die zuvor drittplatzierten Lila-Weißen sondern auch die Rückkehr in die zweite Bundesliga.
Stefan Krämer: vom Co- zum Aufstiegstrainer
Nach zwei Jahren Drittligafußball und dem damit verbundenen tiefen Tal der Tränen, gespickt mit "Fast-Pleiten" und Neuanfängen ist die Arminia zurück im Bundesliga-Unterhaus. Das Feld der Alm wurde zwar nach Spielende "gestürmt", auf dem heiligen Rasen blieb aber alles friedlich. Auch die späteren Feierlichkeiten in der Bielefelder Innenstadt mit über 15.000 Blauen Anhängern zeigten, dass man eines Aufsteigers würdig ist. Der weite Weg zum Aufstieg erscheint jedoch fast wie ein Märchen. Als Co-Trainer kam Stefan Krämer vor der Saison 2011/2012 zum DSC. Nachdem sich der Zweitligaabsteiger auch in Liga 3 auf dem letzten Platz wiederfand, musste sein Vorgesetzter, Markus von Ahlen, den Trainerstuhl räumen. Das Geld für einen neuen Cheftrainer fehlte in Bielefeld. Deswegen müsste eben dieser Krämer auf die Trainerbank. Krämer begann zum Einstand mit einem Erfolg bei den Kickers Offenbach. Auch in den folgenden Spielen punktete die Krämer-Elf munter weiter. Schnell wurde klar: Krämer bleibt keine Interimslösung. Nach einem kurzen Durchhänger sicherte sich die Arminia unterm Strich den sicheren Klassenerhalt. Zur neuen Saison durfte Krämer dann noch mehr Einfluss auf die Mannschaft nehmen. Neuzugänge wie Marc Lorenz, Stephan Salger, Philipp Riese oder Pascal Testroet sind der Einkaufspolitik vom sportlichen Leiter Samir Arabi und Krämer zu verdanken.
Kampf, Teamgeist und Qualität
Die ganze Saison lang spielten die Blauen oben mit. Nach der bitteren 0:3-Pleite am 34. Spieltag in Heidenheim wurde dieser lange Weg aber keinesfalls in Frage gestellt. Die Mannschaft, die sich selbst über ihren guten Teamgeist definiert, legte direkt nach und gewann gegen den Halleschen FC mit 2:1. Darauf folgte ein glücklicher Sieg beim VfB Stuttgart II. Das verschaffte den Ostwestfalen die Chance zum vorzeitigen Aufstieg. Voraussetzung: ein Sieg gegen den VfL Osnabrück. Am Ende der Saison zeigte sich Arminia reifer denn je. Schon einen Spieltag vor Toresschluss erarbeitete sich der DSC den Aufstieg und bezwang den VfL aus Osnabrück mit 1:0. Genau dieses Kopfballtor von Sebastian Hille reichte den Blauen. Das Ganze sogar ohne den verletzten Kapitän Thomas Hübener und den gesperrten Top-Torjäger Fabian Klos. Kampf, Teamgeist und Qualität all das steht im diesem Jahr, höchstwahrscheinlich auch für andere Teams, insbesondere aber für den Zweitligaaufsteiger Arminia Bielefeld.
FOTOS: Ostwestfalensgloria