Am längeren Hebel #18: Unruhige Tage in Burghausen
Mir gehen mittenrein. Ich habe keinen Platz für eine Einleitung. Die Ereignisse überschlagen sich in Liga 3 – und damit herzlich Willkommen zu „Am Längeren Hebel“. Der Gewinner des Spieltages sind die Gewinner der Saison. Sorry, das muss ich ähnlich souverän und unaufgeregt abhandeln, wie die Teams, die uns verlassen werden nächste Saison. Herzlichste Gratulation zum Aufstieg an den Karlsruher SC und Arminia Bielefeld. Verdient – ohne Frage. Der KSC spielt ohnehin eine grandiose Runde. Und die Arminia hat insbesondere (aber nicht nur) mich eines Besseren belehrt und hat, ein Spiel vor Saisonende, den direkten Platz an der Sonne klargemacht.
Burghausen: Attacke von Geschäftstellen-Rittern
Die Aufstiegsfeier findet statt in: Burghausen. Das ist dann auch die perfekte Überleitung zum Verlierer des Spieltages. Da ist endlich mal mein Heimatverein dabei und dann so. Nicht falsch verstehen, noch ist nichts verloren – außer ein wenig ritterliches Image… Aber ich nehme euch mal mit, auf die Bastionen und eben -nicht Bastionen auf der Burghauser Burg. Zunächst die Posse um Mokhtaris Vertrag. Dieser wurde fristgerecht gekündigt, aber (vertragskonform) erst zum nächsten Jahr. Dieser Inhalt überraschte die handelnden Personen in Burghausen so sehr, dass man kurzerhand erklärte „Verträge könne man so oder so lesen“. Scheint als kommen die Schwarz-Weißen nicht mit schwarz auf weiß klar. Fakt ist: Mokhtaris Vertrag läuft (weiter) und Burghausen bittet seinen Star um Gehaltseinbußen. Ok, soweit. Außendarstellung: nicht ok, soweit. Expertise? System overload…
Gehalt–30 = schön gedacht!
Nach dem verlorenen Toto-Cup-Finale ist die Teilnahme am DFB-Pokal gestorben. Nachdem ein wenig „getrickst und gemauschelt“ wurde, konnte das finanzielle Loch auf ca. 100 000 € herunter-gewirtschaftet werden. Diese fehlenden 100.000, Euro soll wer bezahlen? Klar: Die, die es verbockt haben. Man fordert von der Mannschaft, besser gesagt von den Zwölfen, die einen Vertrag über die Saison hinaus haben, dass sie auf bis zu 30 Prozent des Grundgehaltes verzichten sollen. Achja: Prämien und Sonderzahlungen werden gekürzt, respektive gestrichen. Ich übersetze mal: Man drängt die Spieler in eine Ecke, setzt ihnen die Pistole auf die Brust. Nach dem Motto: Ihr habt es versaut – steht dafür gerade.“ Mit dem versaut sprechen wir von einem einzigen Spiel. Freilich, man hat gegen eine unterklassige Mannschaft verloren und das kostet viel Geld. Aber: Wir sprechen hier von Fußball, meine Herren. Stellt euch einmal vor, der Chef kommt zu euch und sagt, weil euch die Aufträge/Kunden/was auch immer ausbleiben, kriegst du jetzt weniger Geld. PUNKT. Und: Die handelnden Herren bitten nicht, sie „fordern“. Eines lass ich dem Verein: Wacker sind sie, frei nach dem selbsterzeugtem Slogan… Ach ja. Wenn etwas an die Presse kommt „brennt es“. Verhandelt man mit Breno, beim SVW? Werden wir seriös. Am Ende des Tages wollen wir alle, dass der SVW „drin“ bleibt. Und dass man keinen „Ritt auf der finanziellen Kanonenkugel eingeht“ ehrt den Verein ja. – Es ist nicht leicht und ich verstehe durchaus, dass alle im Interesse des Vereines handeln (auch die Spieler) – aber man hätte ja auch mal nett fragen können…
Pele rückt von der Pelle
Keine Sorge, ich habe ihn nicht vergessen, den Pele der Woche. Was mache ich nur, wenn er jetzt weggeht? Ich glaube, einen Ehren-Pele der Woche gibt es nächste Woche – zum Abschied. Claus-Dieter Wollitz ist also nicht mehr Trainer des VfL Osnabrück. Wie das? Nun, Samstag (nach dem verlorenen) ich nenne es mal „Aufstiegs-Derby“ gegen Bielefeld, trat er zurück. Dachte sich wohl, was der Ferguson aus Manchester kann, kann ich schon lange. Dann tat der Nicht-soooo-Sir es dem Sir gleich – Rücktritt. Aus „menschlicher Enttäuschung“ heraus. Ob zu Recht, vermag ich nicht zu beurteilen. (Die Chronik der „Ereignisse“ sparen wir uns, an dieser Stelle.) Und, weil es nie ruhig sei in Osnabrück. Woran mag das wohl liegen und wer spricht denn am Meisten? Und dann tauchte da gestern noch ein YouTube Video auf, auf dem Wollitz in bekannter Art mal eben den ganzen VfL rasierte (mit Ausnahme des Präsidenten). Herrlich. Irgendwie wird er mir fehlen. Sportlich über jeden Zweifel erhaben – und direkt ist er auch. Das habe ich ja oft gesagt, finde ich sehr erfrischend. Ob er nicht gut daran getan hätte im Sinne des sportlichen Erfolges, zumindest bis Saisonende, ein paar Dinge herunterzuschlucken? Diskutabel! Er hat seinen Abschied vorbereitet hat man oft gehört – jetzt hat man Ihn.
Zeitpunkt? fail!
Der Zeitpunkt sowohl der Entlassung, als auch des Rücktritts, könnte unpassender nicht sein. Es geht ja nur noch um … den Aufstieg. Ach was, das macht ihr schon! Und der Trainer war sowieso seltener auf der Bank, als auf der Tribüne… Man sollte schleunigst schauen, dass man Ruhe in den Karton bekommt, denn es steht ein (vielleicht auch mehrere) ganz entscheidendes Spiel an. Achja: Heidenheim habe ich nicht vergessen. Die haben mich ja doppelt Lügen gestraft. Naja, noch nicht. Ihr habt es in der Hand… Ich lasse mich da gerne überzeugen. Münster? Dazu will ich lieber nichts sagen.
So, bin ich also durchgekommen. Was für eine Woche, was für ein Spieltag. Ich bin aus der Puste. Vielen Dank fürs Lesen – wir sehen uns beim Saisonfinale
„Stay tuned“ und eine turbulente Woche wünscht
Uli Hebel
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FOTO: Flohre Fotografie