Fünf Gründe für den Absturz des SV Sandhausen

Im November noch an der Tabellenspitze, findet sich der SV Sandhausen nach einem beispiellosen Absturz – nur fünf Punkte aus den letzten zwölf Partien – nun tief im Abstiegskampf wieder. Der Vorsprung auf die rote Zone beträgt gerade mal noch einen Punkt. liga3-online.de nennt die Gründe für den Absturz.
Grund 1: Negativspirale nicht mehr entkommen
9. November 2024: Durch einen 4:0-Erfolg gegen Alemannia Aachen springt der SV Sandhausen zurück an die Tabellenspitze, wo er zuvor bereits viermal in dieser Saison zu finden war. Sieben Siege und fünf Unentschieden aus 14 Partien bedeuten starke 26 Punkte. Doch seitdem läuft bei den Kurpfälzern überhaupt nichts mehr. Auf ein 1:1 gegen Essen folgten sechs Niederlagen in Folge, darunter ein 2:4 gegen Dresden sowie ein historisches 4:6 gegen Aue. Dabei fand der SVS meist gut in die Partie, verspielte aber stets Führungen.
Gegen Dresden zweimal, gegen Aue sogar dreimal. Auch bei den Partien gegen Osnabrück (2:3) und Saarbrücken (3:4) lagen die Kurpfälzer im Laufe der Partie vorne, gingen aber dennoch als Verlierer vom Platz. Im Duell mit Hannover II reichte gar eine Zwei-Tore-Führung nicht zum Sieg. Einmal in der Negativspirale drin, fanden die Sandhäuser keinen Ausweg mehr. Daran änderte auch der Trainerwechsel von Sreto Ristic hin zu Kenan Kocak in der Winterpause nichts.
Grund 2: Späte Gegentore
Dass der SVS immer wieder als Verlierer vom Platz ging, obwohl zwischenzeitlich eine Führung zu Buche stand, lag auch daran, dass es oft spät einschlug. Sowohl gegen Saarbrücken als auch gegen Hannover II fiel der entscheidende Knock-out in der Nachspielzeit. Auch im Duell mit dem FC Ingolstadt gab der SVS die Partie am letzten Samstag in der Schlussphase noch aus der Hand.
Insgesamt mussten die Kurpfälzer in dieser Saison schon sieben Gegentore in der Nachspielzeit hinnehmen. Nur Schlusslicht Unterhaching erwischte es noch häufiger. Ohne die Last-Minute-Gegentore würde der SVS in der Tabelle – laut einer Berechnung von transfermarkt.de – auf Platz elf stehen und hätte immerhin sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Ohne die späten Gegentreffer hätte die Negativspirale womöglich schon gestoppt werden können.
Grund 3: Realität zu spät erkannt
Der SVS im Abstiegskampf? Das konnte sich am Hardtwald lange niemand vorstellen. Zumal die Ziele ganz andere waren und es im zweiten Anlauf zurück in die 2. Bundesliga gehen sollte. Selbst Ende Januar, als Sandhausen bereits auf Rang 13 abgerutscht war und bereits acht Punkte hinter Rang 3 lag, während die Abstiegsplätze nur noch sieben Zähler entfernt waren, hatte Präsident Jürgen Machmeier den Aufstieg noch nicht abgeschrieben: "Aufgeben werden wir nicht, es sind noch genug Punkte zu vergeben."
Erst vor einer Woche, nachdem der SVS gerade die achte Niederlage aus den letzten zehn Partien kassierte hatte, rief Machmeier den Abstiegskampf aus. Viel zu spät. Die "bedrohliche Lage", von der Sandhausens Präsident im Anschluss an die 0:1-Pleite gegen Wiesbaden gesprochen hatte, nachdem der Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf nur noch drei Zähler geschrumpft war, hatte schon lange vorher eingesetzt.
Grund 4: Fehlende Einstellung
Wer mit dem Ziel, oben mitspielen zu wollen, in die Saison geht, und sich trotz eines guten Saisonstarts in der zweiten Hälfte der Spielzeit dann auf einmal im Abstiegskampf befindet, hat oft ein Problem. Denn die Spieler waren darauf mental nicht vorbereitet. Doch nicht nur das. Beim SV Sandhausen kam noch hinzu, dass es teilweise an der nötigen kämpferischen Einstellung fehlte. Das wurde vor allem beim Rückrundenauftakt in Osnabrück deutlich.
"Wir haben zu viele Weichlinge in der Mannschaft, die sich gar nicht dagegenstemmen", schimpfte Machmeier anschließend. Es sei "erschreckend, wie wenig Anspruch manche an sich selbst haben, sie sind zu bequem, wollen sich nicht weh machen und wehren sich nicht". Mit seinen markigen Worten hatte der 64-Jährige versucht, die Mannschaft an der Ehre zu packen und sie wachzurütteln. Das gelang zwar, hat allerdings noch nicht für die erhoffte Wende gesorgt.
Grund 5: Keine Kontinuität
In der breiten Öffentlichkeit kam Machmeiers "Weichlinge"-Aussage indes nicht gut an, ohnehin wirft das Handeln des Präsidenten in den letzten Monaten Fragen auf. Denn obwohl hinlänglich bekannt ist, dass am Ende der Saison diejenigen Mannschaften oben stehen, die auf Kontinuität gesetzt haben (siehe aktuell Dresden, Cottbus und Saarbrücken), wollte Machmeier den direkten Wiederaufstieg nach dem Abstieg 2023 erzwingen. Und so musste Trainer Danny Galm nach nur zwölf Spieltagen schon wieder gehen, auch Nachfolger Jens Keller hielt es anschließend nicht bis zum Saisonende auf der Bank. Bereits vor dem letzten Spieltag warf er hin. Zur neuen Saison übernahm Sreto Ristic, ist aber seit Mitte Dezember auch schon wieder Geschichte. Mit Kenan Kocak steht nun bereits der vierte Trainer seit dem Abstieg an der Linie – und erhielt zuletzt trotz schwacher Bilanz weiter das Vertrauen.
Auch auf dem Spielermarkt setzte Machmeier auf eine Hire-and-Fire-Mentalität. Im Sommer 2023 kamen 18 Neue, im Winter dann nochmal drei weitere. Auch vor dieser Saison holten die Sandhäuser nochmal 13 neue Akteure und legten in der Winterpause sogar gleich sechsfach (!) nach. Von Kontinuität kann wahrlich keine Rede sein. Und schon jetzt scheint klar: Auch im kommenden Sommer wird es wieder einen großen Umbruch geben – selbst bei Klassenerhalt. "Wir werden in den kommenden Spielen sehen, wer uns hilft und wer nicht. Die Spieler, die nicht mitziehen, wollen wir nicht mehr", lautete die Aussage. Machmeier sieht in den ständigen Personalwechseln die Lösung für alle Probleme. Dabei sind die Umbrüche das Problem. Und mit ein Grund dafür, warum der SVS nun vor dem Abstieg zittern muss.