"Da fehlen mir echt die Worte": Großer Schiri-Ärger bei Hansa

In der Fremde läuft es für den F.C. Hansa derzeit einfach nicht. Beim 1:2 in Essen kassierten die Rostocker am Sonntagabend bereits die dritte Auswärtspleite in Folge, die allerdings durch zwei umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen beeinflusst wurde. Trainer Daniel Brinkmann war mächtig sauer.
"Das ist ja wirklich unglaublich"
Für gewöhnlich ist Daniel Brinkmann auch nach Niederlagen oder strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen gegen sein Team die Ruhe selbst. Doch nach der Niederlage in Essen konnte der 39-Jährige nicht mehr an sich halten. "Das ist ja wirklich unglaublich", schimpfte der Hansa-Coach bei "MagentaSport", nachdem er sich die beiden umstrittenen Entscheidungen nochmal in der Wiederholung angeschaut hatte.
Den ersten Aufreger gab es nach 28 Minuten, als Rossipal im Laufduell mit Essens Safi auf Höhe der Mittellinie ins Straucheln gekommen und seinem Gegenspieler in die Beine gefallen war. Weil der Hansa-Verteidiger letzter Mann war, wertete Schiedsrichter Martin Speckner die Szene als Notbremse und zeigte Rossipal glatt Rot. Brinkmann sprach von einem "Schein-Foul" und gab zu, die rote Karte im ersten Moment auch als korrekte Entscheidung eingestuft zu haben.
"Dann habe ich aber die Fotos von einem Essener Fotografen gesehen. Und da sieht man ganz klar, dass der Arm von Safi bei Rossipal im Gesicht ist und dass er ihn dadurch aus dem Gleichgewicht bringt. Wenn man es richtig beurteilt, dann ist es ein Foul für uns", sagte Brinkmann und merkte an, dass der Arm im Gesicht nichts zu suchen habe. Entsprechend hätte Safi zudem Gelb sehen müssen. "Die rote Karte hat das ganze Spiel von uns kaputt gemacht", meinte auch Harenbrock, wenngleich zur Wahrheit auch dazu gehört, dass in der Situation nicht gut stand.
"Wurden um den Lohn gebracht"
Aufreger Nummer zwei war der Elfmeter für Essen in der 79. Minute, nachdem Gürleyen den Ball an den Arm bekommen hatte. Allerdings war die Distanz zum einen sehr kurz. Zum anderen war der Arm in einer natürlichen Haltung. "Der Schiri steht ein paar Meter daneben. Sorry, aber das muss er sehen. Man sieht ja auch die Dynamik in der Situation, der schießt aus einem Meter und Brumme steht noch davor. Also tut mir leid, da fehlen mir echt die Worte." In dieser Situation auf Strafstoß zu entscheiden, sei "Wahnsinn". Auch RWE-Coach Uwe Koschinat betonte, dass es den Elfmeter nicht hätte geben dürfen.
Brinkmann führte indes aus, dass er in dieser Saison noch nie etwas über einen Schiedsrichter gesagt, sondern bis jetzt seinen Mund gehalten habe. "Aber wir sind, was die Fehlentscheidung angeht, Tabellenführer." In der Tat war die Kogge vor dem Spieltag laut der Auswertung von liga3-online.de-Experte Babak Rafati bereits 15 Mal in dieser Saison benachteiligt worden, was im Liga-Vergleich Rang zwei hinter Waldhof Mannheim (17 Fehlentscheidungen) bedeutet.
"Diese Punkte fehlen uns. Und wenn ich dann zwei solche Szenen sehe und wie die Mannschaft über 90 Minuten arbeitet, dann tut mir das einfach für die Jungs und die Fans unheimlich leid. Aber das ist zum Teil dann nicht unsere Schuld. Das muss man auch mal sagen." Gleichwohl hatte Hansa auch Glück, dass es nach elf Minuten keinen Elfmeter für Essen gab, nachdem Arslan gegen Gürleyen zu Fall gekommen war. Schlechte Leistungen wie etwa in Aachen würde er als solche auch ansprechen. "Heute war das aber nicht der Fall. Stattdessen wurden wir, wenn man so will, um den Lohn gebracht, um es mal vorsichtig auszudrücken", so Brinkmann, der "ziemlich angefressen" sei.
Es helfen nur noch Siege
Seine Mannschaft habe zu Beginn die "totale Kontrolle" gehabt, sei "verdient" zum frühen 1:0 durch Harenbrock (9.) gekommen, ehe RWE die Partie durch zwei Tore von Arslan (22. / 81.) in Überzahl drehte. Für Hansa war es die erste Pleite nach 1:0-Führung seit Dezember 2019. Nach der dritten Auswärtsniederlage in Folge und nur einem Punkt aus den letzten drei Partien ist Hansa auf Platz 8 zurückgefallen und liegt bei einem Spiel weniger nun bereits acht Zähler hinter dem Relegationsplatz. Um nochmal oben angreifen zu können, helfen jetzt eigentlich nur noch Siege. "Das ist korrekt", betonte auch Brinkmann. Damit das gelingt, werde er direkt nach dem Spiel damit anfangen, positiv zu denken. "Weil wir haben keine Zeit, um jetzt negative Gedanken zu haben." Schließlich geht es schon am Mittwochabend in Osnabrück weiter. Hansa bleibt bis dahin in der Region.
"Wir haben heute vieles gut und richtig gemacht. Ich weiß, dass wir davon keine Punkte kriegen, aber ich glaube, es hilft den Jungs jetzt nicht, wenn ich sie da jetzt runterziehe. Wir müssen uns jetzt aufrappeln." Neben dem rot-gesperrten Rossipal werden an der Bremer Brücke allerdings auch die gelb-gesperrten Roßbach und Schumacher fehlen. "Das wird schon eine spannende Nummer, aber ich finde solche Situationen trotzdem irgendwo auch cool, weil eine Mannschaft sehr viel beweisen kann, wie sie in so einer Situation zueinander steht." Wenn es nicht wieder strittige Schiedsrichter-Entscheidungen gibt.