Saisonfazit 1. FC Saarbrücken: Ohne Not in Abstiegsgefahr

Mit 45 Punkten und einem Torverhältnis von 52:62 (-10) belegt der Verein aus der saarländischen Landeshauptstadt zum Ende der Saison 2012/13 Platz elf der Dritten Liga. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des 1. FC Saarbrücken genauer an.

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Das lief gut

Festhalten am Trainer

Nachdem der FCS mit einem einstelligen Tabellenplatz als offiziellem Ziel in die Saison gestartet war, begann am 23. Spieltag der Abstiegskampf. Der überaus schwache Auftritt in Aachen sowie weitere Niederlagen in Burghausen und Offenbach beförderten die Blau-Schwarzen schließlich bis auf Rang 17. Cheftrainer Luginger, der in der Folge unter enormem Druck stand, wurde jedoch trotz Empfehlungen nicht beurlaubt. Stattdessen gewährten ihm die Verantwortlichen eine weitere Schonfrist, in welcher Mannschaft und Trainer den Schalter umlegen konnten. Nach einem beachtlichen 0:0 gegen Tabellenführer Karlsruhe gelang dann in Erfurt der Befreiungsschlag. In Unterzahl setzte sich der FCS mit starker kämpferischer Leistung im Abstiegskrimi eindrucksvoll mit 2:1 durch und verlor nach insgesamt neun Spielen ohne Niederlage erst wieder am 36. Spieltag in Wiesbaden. Während zuvor nicht abzusehen war, ob das Festhalten an Jürgen Luginger von Erfolg gekrönt sein würde, ist nun nicht nur der Klassenerhalt als Gewinn aus dieser Situation zu bewerten. Vielmehr konnte der Trainer einmal mehr unter Beweis stellen, dass er auch unter großem Druck in der Lage ist, eine Mannschaft zu führen. Wenn auch die finanzielle Lage für den Verein dabei ein nicht unerhebliches Motiv war, sind Mannschaft und Trainer offenbar gestärkt aus dieser Phase hervorgegangen. Dass Luginger inzwischen in seine vierte Spielzeit bei den Saarländern geht, ist im Hinblick auf das Streben der Vereinsführung nach Kontinuität als positiv zu bewerten.

Die Moral

Obwohl die Mannschaft im Laufe der Saison Spiele zeigte, die berechtigte Zweifel an ihrer Einstellung weckten, war sie in den entscheidenden Momenten auf der Höhe. Hier fallen neben dem bereits angesprochenen Spiel in Erfurt insbesondere die Begegnungen gegen den KSC und in Münster auf. So erkämpften sich die Blau-Schwarzen zunächst am absoluten Tiefpunkt ein 0:0 gegen Topfavorit Karlsruhe. Beim 3:3 bei Aufstiegskandidat Münster kam die Mannschaft nach 0:3-Rückstand noch zu einem Punkt. Angesichts der gravierenden Folgen, die ein Abstieg für die Zukunft des Profifußballs in Saarbrücken wohl gehabt hätte, war der Druck auf Mannschaft und Trainerteam in diesem Zeitraum sehr hoch. Die hier gezeigten Leistungen entsprechen zwar ohnehin dem eigentlichen Potenzial der Mannschaft und wären daher auch in den Spielen zu erwarten gewesen, die den FCS erst in Kontakt zur Abstiegszone brachten. Doch statt einer Fortsetzung des Abwärtstrends gelang der Mannschaft trotz anderer Begleitumstände die erforderliche Kehrtwende.

Offensive

Angesichts ihrer Bilanz bildet die Offensive über die gesamte Saison gesehen den stärksten Mannschaftsteil der Saarländer. Herausragende Akteure sind hier Stürmer Marcel Ziemer und Mittelfeldspieler Sven Sökler. War Sökler in 36 Spielen an 20 Toren beteiligt, ist die Quote von Ziemer noch etwas besser. In 27 Einsätzen hatte er Anteil an 21 Treffern. Von den 52 Toren, die der FCS insgesamt erzielte, waren damit beide für 41 mitverantwortlich. Kein Wunder also, dass sie nach Angaben von „transfermarkt.de“ das beste „Scorer-Duo“ der Liga bilden, noch vor Spielern aus Karlsruhe und Münster. Die Bedeutung Beider für den FCS ist auf diesem Hintergrund nicht hoch genug einzuordnen. Mit den 52 geschossenen Toren stellt der Verein die siebtbeste Offensive.

Das lief nicht gut:

Defensive

Bei der Bilanz der Defensivleistung steht nach dieser Saison nur der Tabellenletzte Alemannia Aachen schlechter da. Angesichts der 62 Gegentore, die bei den Saarbrückern zu Buche stehen, ist unübersehbar, wo die größte Baustelle liegt. Obwohl vor der Saison versucht wurde, aufgrund einer bereits in der Vorsaison schwachen Defensivleistung bei den Transfers Gewicht auf eine Verbesserung der Abwehr zu legen, gelang dies nicht. Stattdessen fielen in dieser Spielzeit noch mehr Gegentore als in der vorherigen (51). Zwar hat sich im Vergleich zur Hinrunde, in der noch 14 Gegentreffer alleine nach Standardsituationen gefallen waren, zumindest in diesem Bereich inzwischen eine starke Verbesserung eingestellt. So fielen in der Rückrunde nur noch zwei Standardtore. Die Gesamtzahl der Gegentore führt jedoch dazu, dass die Defensivleistung der ganzen Mannschaft als Schwachpunkt zu bewerten ist. Nur die wiederum starke Offensive verhindert, dass der FCS am Ende der Saison im Tabellenkeller steht.

Auswärtsschwäche

Von den 17 Saisonniederlagen musste Saarbrücken elf auf fremden Plätzen hinnehmen. Bei dem ohnehin nicht besonders guten Gesamtergebnis fällt diese Teilbilanz besonders auf. Dabei verlor der FCS oft mit zwei oder mehr Toren Unterschied, z. B. in Chemnitz, Aachen und Offenbach. Die Auswärtsschwäche bei Gegnern, die durchaus schlagbar sind, gehört zu den Ursachen für die zwischenzeitliche Abstiegsgefahr. Erst mit dem Fall auf Platz 17 und der sich ergebenden Drucksituation wurde diese fehlende Konstanz dann bis zum sicheren Erreichen des Klassenerhalts behoben.

Wenige „Treffer“ bei den Neuzugängen

Von den zu Saisonbeginn und in der Winterpause verpflichteten 14 Spielern schafften es abgesehen von den Langzeitverletzten Pellowski und Göcer nur zwei Neuzugänge zu Stammkräften. Neben Kevin Maek ist hier besonders Tim Stegerer hervorzuheben. Dieser war als Transfer aus dem saarländischen Amateurbereich ursprünglich für die zweite Mannschaft gedacht, konnte sich jedoch bei den Profis durchsetzen. Dass zum Saisonende von diesen zuvor erst geholten Spielern bereits wieder sechs den Verein verlassen, offenbart die finanzielle Situation des FCS im Scouting-Bereich. Der Verein ist derzeit nicht in der Lage, einen Spielerbeobachter eigens einzustellen. Stattdessen müssen Trainer Jürgen Luginger sowie der für den sportlichen Bereich zuständige und ehrenamtlich Tätige Vizepräsident Harald Ebertz diese Aufgabe noch zusätzlich übernehmen.

Bester Spieler

Während angesichts der hohen Trefferquote und Torbeteiligungen Marcel Ziemer und Sven Sökler hervorragen, sind bei der Frage nach dem besten Spieler noch zwei weitere Akteure hervorzuheben. So ist die bereits angesprochene Entwicklung von Linksverteidiger Tim Stegerer besonders auffällig. Vom berufstätigen Feierabendfußballer gelang dem 23-jährigen Versicherungskaufmann auf Anhieb der Sprung in den Profibereich. Außerdem zu nennen ist Torhüter Benedikt Fernandez. Es wäre zu kurz gegriffen, den zwischenzeitlichen Aufwärtstrend bis zum Klassenerhalt zu sehr an ihm festzumachen, zumal die Saarbrücker auch mit ihm im Tor noch deutliche Niederlagen einstecken mussten. Die Bewertung seiner Leistung durch das Fachmagazin „Kicker“ mit einer Durchschnittsnote von 2,47 ist jedoch herausragend. Sein Einsatz im Tor war eine Maßnahme des Trainers, die sich ausgezahlt hat.

Schwächster Spieler

Die Nennung eines einzelnen Spielers wäre an dieser Stelle nicht zielführend. Was jedoch besonders auffällt, ist die bereits genannte fehlende Effizienz der Neuzugänge. Da nur wenige von ihnen überzeugen konnten, müssen die Übrigen den Verein schon wieder verlassen. Diese Entwicklung führt nicht nur zu kaum sportlichem Erfolg, sondern auch dazu, dass sich angesichts dieser Fluktuation in der Mannschaft wenig an dauerhaften Strukturen bilden kann.

Saisonhighlight

Für das Saisonhighlight ist der Auswärtssieg in Erfurt ein heißer Kandidat. Gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf gelang den Blau-Schwarzen am 28. Spieltag ein 2:1. Nach einem Platzverweis in der 43. Minute gegen Manuel Stiefler legte der FCS noch das 2:0 nach und nahm schließlich drei wichtige Punkte mit. Mit diesem Sieg gelang nicht nur der Sprung von Rang 17 auf 14, sondern er gab der Mannschaft auch einen großen Schub für die weiteren Spiele.

Negatives Saisonhighlight

Als negatives Saisonhighlight lässt sich insbesondere die Phase zwischen dem 23. und 26. Spieltag ausmachen. Nach einer desolaten Niederlage in Aachen wurde zwei Wochen später Stürmer Marcel Ziemer vor dem Spiel in Burghausen suspendiert. Nachdem der FCS auch dort verloren hatte, folgte eine weitere Niederlage in Offenbach. Erst nach dieser Phase, in der die Mannschaft nur knapp einem Abstiegsplatz entging, stellte sich wieder der Erfolg ein.

Transfers

Zur Bewertung der getätigten Transfers wurde bereits das Wichtigste gesagt. Wünschenswert wäre, dass es dem FCS gelingt, das erforderliche Scouting zu organisieren. Die Verantwortlichen können entscheiden, ob sie es für effizienter halten, den Kader zu verbreitern oder das Geld, das mit möglichen Fehleinkäufen ohnehin verloren geht, in einen Sportdirektor zu investieren. Mit dem voraussichtlich etwas höheren Etat könnte diese Frage für die kommende Saison möglicherweise an Aktualität gewinnen.

Der Trainer

Obwohl Trainer Jürgen Luginger phasenweise stark in der Kritik stand und unter hohem Druck arbeiten musste, ist es ihm letztlich gelungen, die Mannschaft wieder aus der Abstiegszone herauszuführen. Wie die Serie von neun Spielen ohne Niederlage gegen Ende der Saison gezeigt hat, ist die Mannschaft aber in der Lage, auch über mehrere Wochen hinweg die Leistung zu zeigen, welche ihrem Potenzial entspricht. Dafür, dass diese nicht immer abgerufen wurde und sogar der Abstieg drohte, ist der Trainer ebenso verantwortlich. Gleichzeitig fehlten ihm jedoch bei Verletzungen von Leistungsträgern wie Marcel Ziemer die Alternativen, sodass er mit dem qualitativ dünn besetzten Kader improvisieren musste. Mit der zwischenzeitlichen Suspendierung von Torjäger Ziemer, eines seiner wichtigsten Spieler, hat er sich Respekt verschafft und seinen Führungsstil durchgesetzt. Inzwischen geht Luginger bei Saarbrücken in sein viertes Jahr als Trainer.

 

Fazit

Mit dem elften Platz hat die Mannschaft das Saisonziel eines einstelligen Tabellenplatzes beinahe noch erreicht. Auch wenn Ausfälle von Leistungsträgern in einigen Spielen ausschlaggebend waren, so war der Abstieg aufgrund fehlender Konstanz eine echte Gefahr. Da es gegen mehrere Gegner, die für den FCS schlagbar sind, Niederlagen gab, geriet die Mannschaft ohne Not in Kontakt mit der Abstiegszone. Hinzu kommt, dass das vor der Saison gefasste Ziel, die Defensive zu verstärken, nicht erreicht wurde. Stattdessen hat sich die Bilanz der Gegentore verschlechtert. Der extreme Unterschied zwischen Offensiv- und Defensivleistung ist geblieben. Da der Kader qualitativ nicht sehr breit aufgestellt ist und nur vereinzelte Spieler konstant gute Leistungen erbracht haben, war es für den Trainer schwierig, bei Ausfällen oder Leistungsschwankungen Alternativen aufzubieten, welche die entstehende Lücke gleichwertig ausfüllen konnten. Dass der FCS etwa bei einem Ausfall Marcel Ziemers keinen gleichwertigen Ersatz zur Verfügung hat, liegt schlicht an den finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Angesichts dieser Voraussetzungen kann eine Leistungskurve wie in dieser Saison vorkommen. In einzelnen Spielen hätte von der Mannschaft aber mehr Effizienz erwartet werden können, um derartige Extreme zu vermeiden.

 

Ausblick

Wie Präsident Borgard gegenüber dem „Saarländischen Rundfunk“ erklärte, erhält der Verein in der kommenden Saison von einigen Sponsoren mehr Geld. Für den FCS bedeutet dies, dass der Etat nicht mehr so eng gestrickt sein wird, wie in den letzten Jahren. Die Verpflichtung von echten Alternativen zu den Stammkräften dürfte damit möglich sein und zukünftige Abstiegsszenarien unwahrscheinlicher werden. Dabei wird insbesondere abzuwarten sein, wie bei den Transfers etwa dem Abgang von Leistungsträger Sökler begegnet werden wird. Als perspektivisches Ziel möchten die Blau-Schwarzen die Zweite Bundesliga im Blick behalten. Ein Thema, das dabei weiter eine Rolle spielen wird, ist das Stadion. Ohne deutliche Veränderungen am Ludwigspark wird der FCS auf Dauer kaum in der Lage sein, größere Sponsoren anzusprechen, die es ihm ermöglichen können, im Profifußball merkbar Fuß zu fassen. Dass der Verein bislang noch nicht von der Fußballlandkarte verschwunden ist, verdankt er der Treue einiger weniger Sponsoren. Auch bei der Perspektive, die der Verein in Verhandlungen mit Spielern bieten kann, ist das Stadion nicht hilfreich. So sprechen Spieler selbst bei diesem Thema vom „Stopfen von Löchern“. Für die Zukunft des Saarfußballs im Allgemeinen wäre es daher wichtig, dass Stadt und Land bei der Einplanung der Gelder, welche angesichts der Sparzwänge dennoch zur Verfügung stehen, ein größeres Augenmerk auf die enorme Bedeutung und Wirtschaftskraft des Fußballs haben. Welche Rolle der Fußball als Wirtschaftsmotor haben kann, wurde unlängst beim drohenden Bundesligaabstieg von Werder Bremen deutlich. Wirtschaftsfachleute sprachen für diesen Fall von Milliardeneinbußen für die Region. Doch auch unabhängig von möglichen wirtschaftlichen Vorteilen, die der Fußball einer strukturschwachen Region wie dem Saarland bringen könnte, wäre es angesichts der Förderung, die andere öffentliche Bereiche und Sportarten an der Saar erhalten, mal wieder Zeit, etwas für den Fußball zu tun. Denn dieser ist auch im kleinsten Bundesland beileibe keine Randsportart.

FOTO: Sven Rech

 

 

   

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