Back to the roots: Rückholaktion beim FC Carl Zeiss
Dass Altbewährtes oft Gutes verheißt, ist hinlänglich bekannt. Und das man sich im Fußball immer zweimal sieht, ein ungeschriebenes Gesetz. Beim FC Carl Zeiss Jena scheint man zumindest darauf zu schwören. Wie sonst ist der aktuelle Kader mit vielen bereits bekannten Gesichtern zu erklären? Doch der Reihe nach. Carl Zeiss Jena, einst Europacupfinalist mit Jürgen Raab und Lothar Kurbjuweit spielt heute in der dritten Spielklasse, kämpft seit Jahren um sportlichen und finanziellen Verbleib.
Dafür setzt man an den Kernbergen gern auf Bekanntes. Nämlich auf die, die schon einmal die Schuhe für die Saalestädter schnürten, sich in die große Welt aufmachten und schließlich doch zurück kamen. Los geht’s!
Von der Oberliga in die 2. Bundesliga
In die neue Saison startet der FCC mit Trainer Heiko Weber. Weber, Baujahr 65, wechselte 1988 zum FC Carl Zeiss und erzielte in zehn Jahren (302 Spiele) 72 Tore im Paradies. Zur Saison 2003/2004 betreute er die A-Jugend Jenas und stieg im Juni 2004 zum Cheftrainer der Profimannschaft auf. Weber gelang der direkte Durchmarsch von Liga vier in die 2. Bundesliga eher er nach anhaltender Erfolglosigkeit am 11. April 2007 von seinen Aufgaben entbunden wurde und fortan die zweite Mannschaft von Energie Cottbus trainierte. Nach kurzem Intermezzo, in dem Weber auch die Bundesligamannschaft der Lausitzer trainierte, verpflichtete ihn der abstiegsbedrohte Zweitligist Erzgebirge Aue. Im Juli 2009 kam Weber erstmals zurück nach Jena. Bis Juni 2010 war er Teilzeit-Sportdirektor von Thüringens Nummer eins. Nachdem der einstige Stürmer seinen Fußballlehrerschein erfolgreich erlangte, wurde er am 20. April 2011, knapp vier Jahre nach seiner Entlassung, als Nachfolger von Wolfgang Frank vorgestellt.
Des Trainers rechte Hand
Die Würfel sind gefallen. Trainer Heiko Weber hat seinen Kapitän für die anstehende Spielzeit gefunden. Ralf Schmidt, der einst von Weber persönlich im Jenaer Nachwuchs entdeckt wurde,
wird die Elf des FCC anführen. Auch der 25jährige Defensivallrounder kam zurück nach Jena. Durch starke Leistungen in der Profimannschaft des FCC weckte Schmidt das Interesse vom Bundesligisten Nürnberg. Für diesen bestritt er, übrigens unter den Jenaern Hans Meyer, Jürgen Raab und Lothar Kurbjuweit, acht Bundesligapartien und zwei Spiele im UEFA-Cup ehe er sich zur Saison 2008/2009 zur Rückkehr nach Jena entschied. Dabei wird er auf einen alten Bekannten treffen.
Erfahrene Innenverteidigung
Denn auch Innenverteidiger Alexander Voigt spielt nicht das erste Mal für den FCC. Der Bundesligaerfahrene Defensivspezialist wurde zur Saison 2006/2007 von Roda Kerkrade als Abwehrchef verpflichtet und war maßgeblich am Klassenerhalt der Jenaer in der zweiten Liga beteiligt. Voigt wechselte anschließend nach Gladbach, Fürth und Frankfurt um drei Jahre später wieder zurück nach Thüringen zu kommen. Dort wird er in der Innenverteidigung um einen
Platz mit Alexander Maul kämpfen. Alexander Maul? Da war doch was…
Alexander Maul kennt Jena bereits wie seine Westentasche, spielte von 2002 bis 2007 für den Traditionsclub ehe er als Kapitän zum jetzigen Ligarivalen Jahn Regensburg wechselte. Der Vertrag mit Maul wurde von den Pfälzern aus finanziellen Gründen nicht verlängert und Trainer Weber, der Alex Maul bereits während dessen erster Amtszeit bei Carl Zeiss trainierte, holte den einstigen Publikumsliebling zurück.
Das Wunderkind ist zurück
Zurück holte man auch das einstige Jahrhunderttalent Jan Simák. Der Tscheche, der einst als Nachfolger vom legendären Pavel Nedved gehandelt wurde, kam zur Saison 2007/2008 nach überstandener Depression und Alkoholsucht zum damaligen Zweitligisten Jena und führte diesen bis ins Halbfinale des DFB-Pokals. Simak, für den einst 6,5 Millionen Ablöse gezahlt wurde, wechselte zum VfB Stuttgart und von da aus zum FSV Mainz, konnte sich jedoch nicht durchsetzen und spielt ab der laufenden Saison wieder für die Saalestadt. In Jena soll Simak Stürmer Sebastian Hähnge in Szene setzen.
Einmal Bundesliga und wieder zurück
Auch Sebastian Hähnge reiht sich in die Riege der Jena-Rückkehrer nahtlos ein. Der Hähnge, der einst für Magdeburg und Dresden spielte, sich dann als Taxi-Fahrer und Rucksacktourist in Australien eine Auszeit nahm und im Januar 2004 zum FCC geholt wurde, schaffte das, was nur wenige schaffen. Von der Fußball-Auszeit kämpfte sich Hähnge zurück ins Geschäft, stieg mit Jena von der Oberliga bis in die zweite Liga auf und konnte nach seinem anschließenden Wechsel zum FC Hansa Rostock den dritten persönlichen Aufstieg feiern. Rostock und Hähnge waren angekommen. Angekommen in der ersten deutschen Spielklasse, der Bundesliga. Nachdem Hähnge in Rostock aussortiert wurde, kam er zur Saison 2008/2009 zurück.
Und was machen Jürgen Raab und Lothar Kurbjuweit? Raab, der 2010 sein Können als Jenas Cheftrainer unter Beweis stellen konnte, trat inzwischen bei Eintracht Rudolstadt zurück, ist derzeit ohne Anstellung. Kurbjuweit, als Sportdirektor entlassen, wird die zweite Mannschaft des FCC betreuen.
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