Saisonfazit Offenbach: Insolvenz und Abstieg überschatten Saison

Kickers Offenbach schloss die abgelaufenen Saison mit 42 Punkten (inkl. 2-Punkte-Abzug durch den DFB) auf Platz 15 ab. Die Kickers erspielten sich in 38 Spielen 11 Siege, 11 Unentschieden und 16 Niederlagen – bei einer Tordifferenz von 41:44. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison von Kickers Offenbach genauer an.

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Das lief gut

Zugegeben: In der abgelaufenen Saison lief nicht wirklich vieles gut bei Kickers Offenbach. Die Spiele im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth, Union Berlin, Fortuna Düsseldorf und den VfL Wolfsburg zählen definitiv dazu. In allen vier Partien konnten die Kickers ihr Leistungsniveau abrufen und standen gegen den Bundesligisten aus Niedersachsen vor der Sensation. Unter Flutlicht erinnerte Vieles an vergangene Zeiten. Das „Feeling Bieberer Berg“ war wieder spürbar – leider viel zu selten.

Das lief nicht gut

Die Ereignisse im Umfeld des OFC wirkten sich negativ auf die Leistung der Mannschaft aus. Sei es der Wahlkampf um den Vereinspräsident im Jahr 2012, Gerüchte um eine drohende Insolvenz oder zuletzt die Information über einen Schuldenstand von 9,1 Mio. Euro. Zu keiner Zeit herrschte eine Atmosphäre der Ruhe und Kontinuität. Dinge, die man besser intern hätte klären sollen, wurden über die Presse nach außen getragen. Zuletzt entzog der Verwaltungs- bzw. Aufsichtsrat OFC – Präsident Dr. Frank Ruhl sein Vertrauen.

Beste Spieler

Kein Spieler der Kickers konnte sich über die komplette Saison mit hervorragenden Leistungen in den Vordergrund spielen. Als Gewinner des Trainerwechsels von Arie van Lent zu Rico Schmitt kann Matthias Schwarz genannt werden. Der Mittelfeldspieler spielte beim Holländer van Lent keine Rolle. Unter Rico Schmitt erkämpfte Schwarz sich einen Stammplatz und erzielte das entscheidende Tor zum Klassenerhalt.

Schwächster Spieler

Die komplette Mannschaft spielte, mit Ausnahme der Spiele im DFB-Pokal, deutlich unter ihrem Leistungsniveau. Zu stark waren die Einflüsse von Außen, die sich auf die Leistungen auswirkten. Gegen Ende der Saison war die Verunsicherung so groß, das man die Gegner förmlich zum Toreschießen einlud. Beispielhaft sind die Heimspiele gegen Preußen Münster und Darmstadt zu nennen. Auch auswärts in Chemnitz brachte man sich dadurch um ein den verdienten Punkt.

Saisonhighlight

Die absoluten Saisonhighlights waren definitiv die unter Flutlicht ausgetragenen Pokalspiele. Erinnerungen an längst vergangene, erfolgreiche Zeiten in Offenbach wurden wach. Die Mannschaft wuchs über sich hinaus und konnte ihr wahres Leistungsvermögen abrufen. Im Ligabetrieb war das letzte Spiel beim Aufstiegskandidaten 1.FC Heidenheim das absolute Highlight. Ohne Druck konnte OFC-Trainer Rico Schmitt eine Mannschaft aufstellen, die aus „der Not“ entstand – zu viele Spieler waren verletzt oder gesperrt. Die elf Akteure zeigten den Heidenheimern ihren Grenzen auf und waren die bessere Mannschaft. Leider wurde die Leistung nicht mit einem Tor belohnt.

Negatives Saisonhighlight

Zu den negativen Saisonhighlights zählen die drei Spiele gegen den SV Darmstadt 98 (zwei Ligaspiele und eine Partie im Hessenpokal). Das Spiel in Darmstadt bedeutete das Ende einer Serie mit 13 Spielen ohne Niederlage für Offenbach. Gleichzeitig rutschte der OFC nach zum Teil unglücklichen Punktverlusten weiter Richtung Abstiegszone. Das Rückspiel am Bieberer Berg war das gefühlte Ende. Eine verunsicherte Mannschaft machte es möglich, dass die Lilien zu zwei einfachen Toren kamen. Wer nur zwei Tage später im Hessenpokal eine Trotzreaktion der Kickers erwartet hatte, wurde maßlos enttäuscht.

Bewertung der getätigten Transfers

Offenbachs Trainer Arie van Lent zählte den OFC vor der Saison zu den Aufstiegskandidaten. Mit Julius Reinhardt und Matthias Fetsch (beide von Eintracht Braunschweig) kamen zwei Spieler mit Zweitliga-Erfahrung auf den Bieberer Berg. Maximilian Ahlschwede sollte die Abwehr verstärken. Nach anfänglichen Schwächen hatte es den Anschein, dass van Lent nach dem Auswärtssieg bei Alemannia Aachen seine Stammformation gefunden hatte. Die Kickers blieben 13 Spiele ungeschlagen und verbesserten sich in die Nähe der Aufstiegsränge. Aber auch die sich ausbreitende Verunsicherung machte vor den Neuverpflichtungen nicht halt.

Bewertung des Trainers

Mit Rico Schmitt hat es den Anschein, dass die Vereinsverantwortlichen den richtigen Trainer für Offenbach gefunden haben. Sein Meisterstück vollbrachte Schmitt nach dem Klassenerhalt gegen Wiesbaden, als er vor der Waldemar-Klein-Tribüne (dort stehen viele Fans des OFC) auf und ab rannte. Man konnte die Last, die von ihm fiel, spüren. Schmitt ließ von Anfang an erkennen, dass er ein Mutiger ist. Er löste oft schon zur Halbzeit die 4er – Kette auf und wechselte offensiv. Oftmals hatte man den Eindruck, dass der Offenbacher Trainer mehr in seiner Coaching-Zone läuft als seine Spieler auf dem Feld. Sein Vorgänger Arie van Lent wurde Opfer seines Ziels. Als absehbar war, dass die Kickers auch dieses Jahr nicht um den Aufstieg spielen, trennte man sich vom sympathischen Holländer.

Fazit

Der OFC spielte fast die komplette Saison unter seinen Möglichkeiten. Die Pokalauftritte gegen höherklassige Teams zeigten, was in der Mannschaft steckt. Leider konnte sie dies im Ligabetrieb nur selten abrufen. Die Ereignisse im Umfeld des Vereins (Präsidentschaftswahlkampf 2012, Gerüchte um eine drohende Insolvenz seit Ende 2012, Ergebnisse der a.o. Mitgliederversammlung mit der Bekanntgabe von 9,1 Mio. Schulden) haben sich auf die Leistung der Mannschaft übertragen. Der Klassenerhalt am vorletzten Spieltag gegen den SV Wehen Wiesbaden war ein Kraftakt.

Ausblick auf die kommende Saison

Kickers Offenbach wird in der kommenden Saison, nach Lizenzverlust und Insolvenz der Profi GmbH, einen Neustart in der Regionalliga Südwest wagen. Knapp 6 Wochen vor Saisonstart verfügt der hessische Traditionsverein über keinen kompletten Kader. Rico Schmitt, der auch in der nächsten Saison Trainer in Offenbach sein wird, steht eine aufregende Saison bevor.

FOTO: Flohre Fotografie

 

   

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