Am längeren Hebel #25: Runjaic-Rücktritt ist verständlich

Juli 2013. Und immer noch nichts Neues für den MSV Duisburg – Im Westen nichts Neues? Keine Lizenz, immer weniger Spieler und seit gestern: keinen Trainer. Also doch was Neues.  Wie ihr es gewohnt seid, bei #AmLängerenHebel erzähl ich heute mal ausnahmsweise keinen vom Pferd, sondern vom Zebra. Kosta  Runjaic nahm seinen Hut, bevor der auch noch verkauft wird. Dafür entschuldigt er sich fast noch: "Ich bitte zu verstehen, dass ich mir eine eigene Deadline gesetzt habe, wann ich persönlich die Verantwortung für eine entsprechende Qualität im Kader und eine Erfolg versprechende Saisonvorbereitung nicht mehr übernehmen kann. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen.“ Wenn man sich mal die Mühe macht und  bei den Kollegen von transfermarkt.de den Kader des MSV sucht, muss ich mich sogar wundern, warum jetzt erst. Brandy, Baljak, Exslager, Brosinski, Gjasula, Wiedwald, Domovchiyski, Hennen, Domheuer, da Silva, Abdulla, Berberovic, Perthel, Sukalo, Müller, Bollmann, Lachheb – alle weg. Schade, dass ich nicht nach Worten bezahlt werde. Der MSV geht personell auf dem Zahnfleisch.  Aber der ist ja auch nur die (sehr, sehr dünne) Spitze des fetten, fetten Eisbergs.

Zebras im Lizenz-Dschungel

Es hängt an der Lizenz.  Dabei hatte Duisburg doch bereits letzte Woche ein Finanzkonzept beim DFB vorgelegt. Woran es hängt? Vorstandsvorsitzende Udo Kirmse ließ wissen, dass die Unterlagen unvollständig gewesen seien. „Was wir abgegeben haben, entspricht in Gänze nicht unbedingt den formalen Bedingungen“. Was? Es fehlt angeblich an Unterschriften wichtiger Dokumente. Außerdem das Geld für die vom DFB verlangte Sicherheitsreserve. Es fehlen Tinte und Kohle?  Ist aber auch verwirrend, in Zeiten von elektronischer Post. Wie dem auch sei, die Liste wird immer länger. Und die Frage sei erlaubt: Was haben die denn die letzten Woche so gemacht, beim Traditionsverein? Ok, immerhin konnte Krimse, samt Team, bei den MSV-Gläubigern immerhin schon einen 80-prozentigen Schuldenschnitt erreichen. Noch auf der „To do-List“:  Stadionmiete von schlappen 4,5 Millionen Euro senken. (Zwei bis drei Millionen fehlen noch für jene Sicherheitsreserve). Denn dann klappt´s auch mit der Reserve. Aber keine Angst: Freitag wird abgerechnet, 15:30. Bis dahin will Krimse keine Wasserstandsmeldung mehr abgeben. Macht nichts, wir wissen auch so, dass das Wasser bis zum Hals steht.

Zebrastreifen: Rückwärtsgang bei Runjaic

Und bis zum Saisonauftakt bleiben noch ganze drei Wochen. Da kann ich schon verstehen, dass der Trainer die Segel streicht. „Ennatz“ Dietz, Europameister von 1980 und Vorstandsmitglied konnte es gar nicht fassen: „Das habe ich nicht gewusst. Davon war bisher nicht die Rede", zeigte sich Dietz überrascht. Die Frage ist doch: Hatte Runjaic überhaupt einen gültigen Vertrag und noch viel wichtiger: war dieser unterschrieben? Die Beweggründe des Trainers kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich weiß es wird hierfür wieder ordentlich Gegenwind. Klar, könnte man mit gutem Beispiel voran gehen. Klar könnte man der Fels in der Brandung sein. Mir würden noch zig Floskeln einfallen. Fakt ist aber, wenn es sportlich nicht läuft, würde man beim MSV auch nicht bis drei Wochen vor Ultimo warten. Und was helfen ihm dann positive Presse, gut gesonnene Fans und ein schöner (und teurer) Arbeitsplatz alle zwei Wochen, wenn er mit einer besseren A-Jugend Woche für Woche erklären muss, warum es nicht läuft. Immerhin hat er sich ja mit seinem Lauf, letzte Saison, einen ganz guten Namen gemacht in Fußball-Deutschland – an Angeboten scheitert es bestimmt nicht. Und im aller schlimmsten Fall klappt es nicht mit der Drittliga-Lizenz. Der Gang in die fünftklassige Oberliga ist nicht so attraktiv…. Bei aller Liebe. Nicht nur Sportdirektor Ivo Grlic weiß, dass es gar nicht so einfach ist, quasi ohne Perspektive Spieler zu verpflichten. Ich bin gespannt, auf diesen Kader. Und wo dieser Kader antritt. Steht irgendwie unter gar keinem so positiven Stern, das Ganze. Dabei hatte ich mich sogar ein wenig auf Duisburg gefreut. Wir bei liga3-online.de wissen auch nicht, ob wir nun Korrespondenz aus Duisburg brauchen oder nicht. (Ok, das ist noch das geringste Übel) Bernard Dietz bringt es auf den Punkt: „Die Unsicherheit macht dich verrückt.“

Am 5. Juli sind wir alle ein Stückchen klüger. Und dann begießen wir hoffentlich die Unterschrift bei sämtlichen Lizenzpapieren – hoffentlich ist der Schampus nicht vergessen worden.

„stay tuned“ und eine spannende Woche

Uli Hebel

   

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