Drittligisten machen im Pokal Werbung für die Liga

Ein spannendes und stellenweise überraschendes Pokal-Wochenende liegt hinter uns. 64 Mannschaften traten im DFB-Pokal gegeneinander an, um die lästige Pflichtaufgabe – oder auch das Spiel des Jahres oder sogar des Jahrzehnts – zu meistern. Vier Erst- und drei Zweitligisten mussten frühzeitig die Segel streichen, blamierten sich gegen unterklassige Gegner. Einen großen Teil haben auch die diesjährigen Vertreter der dritten Liga dazu beigetragen. Es standen zwar nur acht Teams in der ersten Runde – so wenige wie noch nie – aber immerhin vier schafften es, sich in die Teilnehmerliste der nächsten Runde einzutragen.

Darmstadt, Osnabrück, Saarbrücken und Münster kommen weiter

Die größte Überraschung gelang sicherlich dem SV Darmstadt 98. Gegen Borussia Mönchengladbach hielten die Hessen über 120 Minuten Stand und behielten im Elfmeterschießen die Nerven. Sogar in der regulären Spielzeit wäre der Sieg schon möglich gewesen, doch die fehlende Cleverness, Marc-André ter Stegen und das Aluminium standen im Weg. Doch all dies spielt letztendlich keine Rolle mehr, die Sensation wurde dennoch geschafft. Auch Trainer Dirk Schuster war "wahnsinnig stolz"  auf seine Mannschaft: "Wir wollten die Partie so lange wie möglich offen halten und haben der Borussia wenige Chancen aus dem Spiel zugelassen. Meine Mannschaft hat heute einen großen Kampf geliefert und hatte auch in der regulären Spielzeit einige gute Kontergelegenheiten. Natürlich freue ich mich sehr über das Weiterkommen", sagte der 45-Jährige nach Abpfiff.

Großer Jubel bei Spann und Grimaldi

Bereits am Freitag musste Zweitligist Erzgebirge die leidvolle Erfahrung machen, welch heimstarkes Team der VfL Osnabrück ist – und erst recht, wenn die Flutlichter brennen. 3:0 – keine Chance für den Favoriten in der Osnatel-Arena. Vor 10.000 Zuschauern schossen zweifach Torschütze Daniel Nagy und Andreas Spann die finanziell angeschlagenen Gastgeber in die nächste Runde. Somit setzten die "Lila-Weißen" ihre Siegesserie aus der Liga auch im deutschen Pokal fort und können sich über weitere 250.000 Euro freuen.

Auch einen Sieg des 1.FC Saarbrücken hatte wohl kaum jemand auf der Rechnung. Doch Fans des Sports, die den Bremern bei ihren letzten Tests über die Schulter schauten, erkannten sicherlich, dass diese Mannschaft noch große Defizite in Offensive und Defensive aufweist. Und diese auszunutzen, verstanden die Spieler von Jürgen Luginger. Sehr diszipliniert traten sie – wie der Ligakonkurrent aus Darmstadt – dem "Goliath" aus Liga eins gegenüber und zwangen diesen innerhalb von 120 Minuten in die Knie. Nach dem Ausgleich rechneten viele mit dem Einbruch der Saarländer, doch diese erholten sich vom Gegentreffer und machten durch Tore von Tim Stegerer und Marcel Ziemer alles klar.

Nils Fischer schoss das 1:0 für den FCS

Der letzte Drittligist, der sich am "Super-Sonntag" (betrachtet man es aus Sicht der Anhänger der dritten Liga) in Runde zwei beförderte, war der SC Preußen Münster. Zwar mit einigen Schwierigkeiten, letztendlich aber nicht unverdient schickte er den FC Sankt Pauli als Verlierer auf die Heimreise nach Hamburg. Das goldene Tor des Tages schoss Toptorjäger Matthew Taylor. Danach verpassten es die Adlerträger, die sich bietenden Räume auszunutzen und das Zittern bis in die letzen Sekunden zu vermeiden. Ähnlich sah es Trainer Pavel Dotchev: "Das war ein ganz hartes Stück Arbeit. Meine Mannschaft hat alles umgesetzt was wir uns vorher vorgenommen haben. Im zweiten Durchgang haben wir verpasst die Konter zielstrebig zu Ende zu spielen", sagte der 47-Jährige, zeigte sich über den Sieg aber "sehr glücklich."

Regensburg, Duisburg, Heidenheim und Leipzig scheiden aus

Nicht so optimal verlief das Spiel für Liga-Neuling RB Leipzig. Gegen abgezockte Augsburger unterlag das Team von Trainer Alexander Zorniger vor 30.000 Zuschauern in der heimischen Red Bull Arena mit 0:2. Dem ambitionierten Klub aus der Messestadt wurde aufgezeigt, dass es aktuell noch nicht ausreicht, um mit den ganz Großen mitzuhalten. Dennoch zeigten sie gute Ansätze, waren insgesamt aber zu unpräzise und ließen das vermissen, was den FCA an diesem Abend eine Runde weiterkommen ließ. Zorniger nach dem Spiel: "Klar, man kann gegen einen Bundesligisten 2:0 verlieren. Doch mir hat etwas die Intensität in unserem Spiel gefehlt!"

Unzufriedenheit bei den Leipziger Spielern

Trotz guter Leistung musste der MSV Duisburg gegen den SC Paderborn gestern das Ausscheiden beklagen. Nach der verdienten 1:0-Führung durch Gardawski benötigte der Gegner allerdings nur 70 Sekunden, um die Partie zu seinen Gunsten zu drehen. Nach einer gelb-roten Karte für Tobias Feisthammel nach taktischem Foul mussten die "Zebras" auch noch das 1:3 hinnehmen. Da Bajic einen Strafstoß verschoss, reichte der Anschlusstreffer durch Orsula nicht mehr aus. Trainer Karsten Baumann äußerte sich wie folgt: „Wir haben uns heute selbst das Genick gebrochen. Nach den zwei schnellen Gegentoren, der Roten Karte und dem verschossenen Elfer kann man eindeutig sagen: Heute war nicht unser Tag! Ich hätte gerne die letzten zehn Minuten gesehen, wenn der Strafstoß rein gegangen wäre. Wenn ich jedoch sehe, wie die Fans die Mannschaft unterstützen, bin ich froh, ein Teil des Ganzen zu sein.“

Das gleiche Schicksal musste der SSV Jahn Regensburg erleiden. Eine engagierte Leistung reichte nicht aus, um das Ticket für Runde zwei zu lösen. Beim Stand von 1:2 und mit einem Mann mehr verschoss Neunaber einen Elfmeter. Im Anschluss versuchte das von Thomas Stratos gecoachte Team alles, belohnte sich aber nicht für die vielen Mühen. Stattdessen kam Gegner Union Berlin mit einem blauen Auge davon und konnte sich bei den teils überhastet abschließenden Gastgebern bedanken, dass der Weg nach Bayern nicht der letzte für die "Eisernen" im Pokal war. Stratos fasste es kurz und prägnant zusammen: "Es war ein gutes, heißes Spiel, wir haben alles gegeben, dem Gegner alles abverlangt – es hat leider nicht gereicht."

Enttäuschte Regensburger bei ihren Fans (Archiv)

Auch durch viel Pech schied der 1.FC Heidenheim gegen den TSV 1860 München aus. Konnte man den Rückstand noch in allerletzter Sekunde nach einer Schnatterer-Ecke durch Göhlert ausgleichen, schien das Glück anschließend überstrapaziert. Im Elfmeterschießen hielt "Löwen"-Kepper Kiraly die Elfmeter von Niederlechner und Heise und avancierte zum Pokal-Helden für die Münchener. Ein enttäuschter Frank Schmidt sagte nach dem Pokal-Aus: “Wenn man sieht, wie wir 120 Minuten gearbeitet haben und im Spiel drin waren, dann muss man ‘Hut ab’ vor meiner Mannschaft sagen. Einem sehr starken Zweitligisten haben wir es heute sehr schwer gemacht.  Elfmeterschießen haben wir natürlich auch trainiert, aber vielleicht hat nach 120 Minuten der Tick Überzeugung gefehlt, um die Gunst der Stunde zu nutzen im Elfmeterschießen weiter zu kommen. Wir sind zwar enttäuscht, dass wir ausgeschieden sind, aber wir können definitiv auf der Leistung aufbauen.”

Doch das Positive an allen Spielen – egal, ob erfolgreich oder nicht – ist doch, dass die dritte Liga durchaus die Klasse hat, die "Großen" aus erster und zweiter Liga zu ärgern oder sogar aus dem Pokal zu werfen. Die mediale Aufmerksamkeit und Huldigung kann ihr nur gut tun! Am Samstag findet ab 21 Uhr in der Sky-Sendung "Samstag Live!" die Auslosung der zweiten Runde statt. Glücksfee wird Europameisterin Lena Goeßling sein.

FOTOS: www.o-m-d.orgFlohre Fotografie, Dieter SchmollGEPA pictures/ Roger Petzsche, Regensburg1889.de

   

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